Die Wiener Austria hat ihr "Millionenspiel" um Europa gewonnen und sich etwas unverhofft den dritten Platz in der Fußballbundesliga gesichert. Der Mannschaft von Trainer Manfred Schmid gelang am Samstagnachmittag im Showdown der letzten Runde gegen Vizemeister Sturm Graz ein furioses 4:2 (2:1), damit spielt die Austria erstmals seit fünf Jahren wieder in einer europäischen Gruppenphase. Für die finanziell schwer angeschlagenen Wiener ein unerwarteter Jackpot.
Für die "Veilchen" wurden Eric Martel (21.), Manfred Fischer (29.) und die beiden Joker Dominik Fitz (72.) sowie Can Keles (85.) mit ihren Toren zu den viel umjubelten Matchwinnern. Jakob Jantscher (27.) war der zwischenzeitliche Ausgleich gelungen, für den Schlusspunkt sorgte Manprit Sarkaria (89.).
Vor der Saison hatte Schmid die violette Anhängerschaft noch auf "ein, zwei Scheiß-Jahre" eingestellt, nun steigt die Austria im Play-off zur Europa League ins europäische Geschehen ein. Bei einem Ausscheiden folgt der Umstieg in die Gruppenphase der Conference League. Damit ist eine Antrittsprämie in der Höhe von rund 2,94 Millionen Euro – so der Wert in der aktuellen Saison – sicher. Übersteht die Schmid-Elf das Play-off, sind es in der Europa League mit rund 3,63 Mio. etwas mehr.
Sturm-Trainer Christian Ilzer, der vor zwei Jahren von der Austria nach Graz gewechselt war, schickte seine bestmögliche Elf ins Spiel. Auf der Gegenseite ermöglichte Schmid seinem Kapitän Markus Suttner und Alexander Grünwald im letzten Spiel vor dem Karriereende einen Startelf-Einsatz, die beiden Austria-Urgesteine wurden von den Fans via Choreografie verabschiedet. Angefeuert von den 14.300 Zuschauern in der ausverkauften Generali-Arena – einzig der Gästesektor war nur zur Hälfte gefüllt –, waren die Austrianer in der Anfangsphase spielbestimmend, ohne jedoch Großchancen zu kreieren.
Es dauerte etwas mehr als 20 Minuten, ehe sich die Ereignisse überschlugen. Erst köpfelte Leipzig-Leihgabe Martel eine Suttner-Ecke Richtung Tor, Teamkollege Lucas Galvao fälschte ungewollt, aber entscheidend ab. Die Antwort der Grazer ließ nicht lange auf sich warten: Nach einer schönen Kombination drückte Jantscher den Ball nach einer Hereingabe von Jusuf Gazibegovic unhaltbar aus kurzer Distanz über die Linie. Für den Bundesligaspieler der Saison war es das 14. Saisontor.
Doch nur wenige Sekunden später durften die Austria-Anhänger bei sommerlichen Temperaturen wieder ausgelassen jubeln. Fischer wurde ideal von Matthias Braunöder in die Tiefe geschickt und sah, wie Sturm-Goalie Jörg Siebenhandl viel zu weit vor dem eigenen Tor stand. Fischer setzte direkt zu einem Lupfer an, Siebenhandl brachte seine Hände noch an den Ball, aber auch sein Rettungsversuch kurz vor der Linie misslang. Davor war es zu einem leichten Kontakt zwischen Braunöder und Gregory Wüthrich gekommen, das Schiedsrichterteam sah allerdings kein Vergehen des Austrianers.
In der Folge hatten die Gastgeber die besseren Chancen auf das nächste Tor. Erst köpfelte Martel eine weitere gefährliche Suttner-Ecke nur knapp an der linken Stange vorbei (39.), nach dem Seitenwechsel brachte der blitzschnelle Noah Ohio einen Stanglpass nach einem aussichtsreichen Konter nicht genau genug auf Fischer. In der 65. Minute endete eine Ära: Grünwald erhielt bei seiner Auswechslung im 330. Spiel für die Austria Standing Ovations.
Auf dem Rasen kamen die Grazer zwar immer besser ins Spiel, doch Pentz wurde nie wirklich gefordert. Stattdessen zeigte Fitz wie schon beim 2:1 in der Vorwoche in Klagenfurt mit einem entscheidenden Joker-Tor auf: Der 22-Jährige zog aus etwa 20 Metern ab und versenkte den Ball platziert im linken Eck, Siebenhandl sah erneut nicht glücklich aus. Wenig später eröffnete Joker Keles mit seinem Tor durch Siebenhandls Beine einen langen violetten Feierabend. Auch ein schöner Treffer von Sarkaria änderte daran nichts.