Es war eine andächtige, eine schöne, eine beeindruckende und eine historische Abschiedsfeier für Ivica Osim. Der Jahrhunderttrainer des SK Sturm ist am 1. Mai im 81. Lebensjahr verstorben. Gestern wurde der Bosnier im Stadion in Graz-Liebenau von der Familie, vielen Freunden, seinen ehemaligen Wegbegleitern sowie Spielern der legendären 1998er-Mannschaft und des aktuellen Kaders sowie Vertretern der steirischen und Grazer Politik verabschiedet.
Osim, der Mensch, wurde von den Rednern beschrieben, sein irdisches Dasein nochmals erzählt. Sein Leben war erfolgreich, sein Leben mitunter auch schwierig. Vor allem der Krieg in seiner Heimat Jugoslawien setzte dem großen Mann zu. "Er hat sich auch bei Gegenwind nicht geduckt und ist immer seinen aufrechten Gang gegangen", sagte der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. Tränen blieben beim Abschied natürlich nicht aus, vor allem, als der Sarg des Bosniers an der gut gefüllten Nordkurve vorbeigetragen wurde. Osim verließ das Stadion, wie es Mannschaften von einst und jetzt tun: mit einer Ehrenrunde. Das letzte Mal. Für immer.
Für immer wird Osim auch in Erinnerung bleiben, weil er mit seiner Art die Menschen rund um ihn positiv beeinflusste, weil er mit seinen fachlichen Expertisen den Klub Sturm Graz auf ein höheres Niveau gehoben hatte. "Mehr Osims bräuchte die heutige Zeit", sagte Sturms Präsident Christian Jauk in seiner Ansprache. Es folgte Applaus.
Lautstarke Bekundungen kamen vom Kollektiv 1909. Minutenlang hallte es durchs Stadion: "Volimo te, Ivica Osim" – "Wir lieben Dich, Ivica Osim". 81 bengalische Feuer, im gesamtem Stadion verteilt, erhellten seinen Abschied. Eine beeindruckende und zu diesem Anlass auch passende Kulisse.
Passend waren auch die Worte von Gilbert Prilasnig. Er durfte für die 98er-Mannschaft reden. Der aktuelle U18-Akademietrainer des SK Sturm erzählte Anekdoten, die der Öffentlichkeit bisher unbekannt waren, und sorgte für zwischenzeitliches Lächeln in den Gesichtern der Trauergäste. So wurde Prilasnig selbst von Osim "der Student" genannt, Roman Mählich "der Kleine", Mario Haas aufgrund seiner Statur "der Dicke", Markus Schopp wegen seiner Spielweise "der Metzger" und Jan-Pieter Martens "der Musikant", weil er auf den Trainingslagern ständig seine Gitarre mit dabei hatte.
"Wir waren alle schwierige Charaktere, aber Osim schaffte es, uns zu einen", sagte Ex-Spieler Mario Posch. Die Ehre erwiesen Osim neben Schützenhöfer auch Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang, Sport-Landesrat Christopher Drexler, die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr, Sportstadtrat Kurt Hohensinner sowie Ex-Präsident Hannes Kartnig. Eines wurde an diesem Abend klar: "Ivan Osim konnte man nur gernhaben", sagte Schützenhöfer. In der kommenden Woche wird Osim in seiner Heimat Sarajevo in einem Ehrengrab beigesetzt, die Kondolenzbücher liegen am Stadionvorplatz in Graz bis Freitag auf.
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