Vor fast genau einem Jahr vermeldete die Kleine Zeitung exklusiv den ersten Neuzugang des SK Sturm für die neue Saison. Der damalige Austria-Wien-Akteur Manprit Sarkaria unterschrieb ablösefrei einen Dreijahresvertrag für die Grazer. Der Wiener mit indischen Wurzeln galt schon immer als ausgezeichneter Fußballer – allerdings fast ausschließlich an die Offensive denkend. „Ich habe mich bei Sturm enorm weiterentwickelt – vor allem im taktischen und defensiven Bereich, wo die meiste Luft nach oben war. Aber das gehört zum Fußball dazu. Ohne Defensive wirst du ganz sicher nichts erreichen. Das habe ich jetzt begriffen“, sagt der begnadete Linksfuß, der in dieser Saison bereits elf Treffer und vier Assists beisteuern konnte.

Damit hält er wie Jakob Jantscher (10) und der im Winter zu Genoa gewechselte Kelvin Yeboah (11) bei erzielten Toren im zweistelligen Bereich. Eine Bilanz, die bei Sturm zuletzt das magische Dreieck mit Ivica Vastic, Hannes Reinmayr und Mario Haas in der Saison 1998/99 aufweisen konnte. „Mit solchen Vereinslegenden verglichen zu werden, macht mich schon stolz“, sagt der Offensivmann, der in Graz schon auf drei Positionen eingesetzt wurde – als Stürmer, Spielmacher und auf der Halbposition in der Mittelfeldraute. „Mir ist es schon lieber, wenn ich in der gestaltenden Rolle bin und das Spiel vor mir habe. Aber das Wichtigste ist, dass ich spiele.“

32 Saisontore auf einem Foto: Jakob Jantscher, der abgewanderte Kelvin Yeboah und Manprit Sarkaria
32 Saisontore auf einem Foto: Jakob Jantscher, der abgewanderte Kelvin Yeboah und Manprit Sarkaria © (c) GEPA pictures/ Hans Oberlaender

Obwohl es sich um die erfolgreichste Spielzeit rein nach Scorerpunkten gemessen handelt – gänzlich zufrieden ist Sarkaria mit seiner Spielzeit noch nicht. „Es hätte auf die ganze Saison gesehen schon etwas mehr Spielzeit sein können“, sagt der 25-Jährige, dessen Ziel es ist, einmal im ÖFB-Nationalteam zu spielen. „Aber ich habe meinen Platz gefunden, mich in die Mannschaft reingekämpft und mir ein Standing erarbeitet.“

Sarkaria wünscht sich Demaku im Sturm-Trikot

Gerade seine Willensstärke, auch nach Ballverlusten handlungsschnell zu reagieren und das von Trainer Christian Ilzer beherzt eingeforderte Spiel gegen den Ball in allen Facetten anzunehmen, brachten ihm den Status eines Stammspielers, der er auch heute (17 Uhr) gegen die Wiener Austria sein wird. Gegen seinen Ex-Klub traf der Fan der Ballvirtuosen Lionel Messi und Neymar in beiden Duellen jeweils einmal. Einen Sieg gab es noch nicht für die Schwarz-Weißen (2:2, 1:2). „Die Austria macht das in dieser Saison richtig gut und ist nicht umsonst sieben Spiele ungeschlagen. Aber ich bin voll motiviert, dass ich wieder treffe und wir die Serie beenden“, sagt der Floridsdorfer, der in der nächsten Saison mit Vesel Demaku einen Ex-Kollegen in Graz begrüßen dürfte – wie Sarkaria wäre auch der Mittelfeldspieler ablösefrei zu haben. „Vom Spielstil passt er sehr gut zu Sturm. Ihm liegt das Pressing. Er ist zwar ein ruhiger Typ, aber auf dem Platz laut und aggressiv. Ich habe ihn lieber in meiner Mannschaft als gegen ihn zu spielen.“

In Wien ist Sarkaria – zumindest an seinen freien Tagen – auch weiterhin öfter zu sehen. Seine Familie und seine Freundin leben nach wie vor dort. „In Wien ist etwas mehr Action als in Graz, wo es mir manchmal zu ruhig ist. Nur die Sturm-Fans, die sind lauter als gedacht“, sagt er mit breitem Grinsen.

Sturm hofft heute auf 12.000 Fans in der Merkur-Arena. Otar Kiteishvili könnte erstmals seit seinem Comeback in der Startelf stehen. Das könnte der Offensive zu einer noch stärkeren Durchschlagskraft verhelfen.