Otar Kiteishvili humpelt am 30. September 2021 in der Merkur-Arena an der Outlinie entlang, den rechten Knöchel dick mit Eis einbandagiert. Der Georgier konnte nicht mehr weitermachen, wurde in der 82. Minute ausgewechselt, Alexander Prass kam für ihn ins Spiel. 1:4 lagen die Grazer in Europa-League-Spiel gegen PSV Eindhoven zurück, es war zugleich der Endstand. Es sollte für lange Zeit das letzte Spiel für Sturms Spielmacher sein.
Ein Syndesmosebandriss wurde tags darauf diagnostiziert. Nach der Operation wurde eine Pause von etwa sechs Wochen vorausgesagt. Mittlerweile sind es über vier Monate, die Kiteishvili nicht mehr nach dem Ball getreten hat. „Ein Hämatom im Knochen und eine Entzündung im Muskel sind das Problem“, sagt der 25-Jährige.
Im Gespräch merkt man dem Georgier an, die Situation nervt ihn. Vor dem Syndesmosebandriss setzte ihn schon ein Muskelbündelriss im Oberschenkel für einige Wochen außer Gefecht. Das zerrt an den Nerven. Und doch sagt er: „Ich arbeite hart an einem Comeback.“ In dieser Woche ist er zum zweiten Mal in Deutschland bei Physiotherapeut Mike Steverding. Er gilt als einer der Besten seines Faches, war auch lange Zeit im Betreuerstab des österreichischen Nationalteams. In der Reha-Klinik in Deutschland tummeln sich viele verletzte Spieler. Darunter jetzt wieder Kiteishvili. „Das erste Mal ging viel weiter. Ich hoffe, diesmal bringt mir die Arbeit auch wieder etwas“, sagt er. Acht Stunden Therapie stehen täglich auf dem Programm. „Leicht ist es nicht, wenn man so lange ausfällt, wenn ich den Jungs nur zusehen kann“, sinniert Kiteishvili. Sein Blick ist nicht verzweifelt, aber traurig.
Tochter Livia gibt Kiteishvili Extramotivation
Was motiviert ihn? Livia, seine Tochter. Sie versüßt das Leben der gesamten Familie Kiteishvili. „Es ist unser erstes Kind und fast alles dreht sich um sie. Wir lieben sie und sie gibt mir eine Portion Extramotivation“, sagt Kiteishvili. Aufgrund seines dicht gedrängten Reha-Programms und seinem erneuten Trip nach Deutschland sieht er Livia wenig. Weil seine Frau Unterstützung braucht, ist ihre Mutter in Graz, hilft mit, im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Und wie sieht es bei „Kite“ mit dem Windelwechseln aus? „Hmm, manchmal muss ich es machen, aber grundsätzlich macht es meine Frau“, sagt er.
Wann er die Laufschuhe wieder mit den Fußballschuhen wechselt, kann er nicht sagen. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich dachte, es geht schneller. Aber jetzt muss ich Geduld haben. Ich kann leider keine Prognose abgeben. Ich kann nur garantieren, dass ich alles unternehme, damit ich so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen kann“, sagt Kiteishvili.
Ilzer: "Er ist ruhig, aber dennoch ein Leader"
„Es ist für ihn eine schwierige Zeit, aber auch für die ganze Mannschaft. Otar bricht Linien, schaffte mit seinen Dribblings Räume. Er fehlt uns als Spieler aber auch als Persönlichkeit. Er genießt hohes Ansehen in unserer Mannschaft. Er ist ruhig, aber dennoch ein Leader, den wir bald wieder in Kabine sehen wollen“, sagt Trainer Christian Ilzer.