Herzlich Willkommen in Graz! Sie haben gerade das erste Mannschaftstraining mit Ihren neuen Teamkollegen absolviert. Und schon reisen Sie wieder ab. Warum?
ERLING HÖJLUND: Ich muss nach Dänemark, weil ich die praktische Fahrschulprüfung absolviere. Ab Dienstag darf ich endlich mit dem Auto fahren.
Die erste Autofahrt erfolgt also in einem fremden Land, weil Sie erstmals Ihre Heimat verlassen. Wie sehr sehen Sie diesen Schritt als gewagt an?
Die erste Nacht allein in Graz war schon sehr ruhig. Ohne Familie, die mich bald besuchen wird, und Freundin, die hoffentlich im Sommer zu mir zieht, wird es sehr ungewohnt sein. Es war auch sehr schwierig, von der gewohnten Umgebung Abschied zu nehmen. Aber wenn man diesen Beruf ausüben will, muss man Opfer bringen und professionell sein. Und Graz gefällt mir auf den ersten Blick schon sehr gut. Österreich hat mir schon immer sehr gut gefallen.
Waren Sie schon zuvor hier?
Wir haben öfters hier Urlaub gemacht. Ich kann mich noch an Wien, vor allem die sehr guten Wiener Schnitzel erinnern und an Autofahrten, wo die Berge sehr einprägend waren. Die liebe ich wirklich, denn so etwas kennen wir in Dänemark nicht. (lacht)
Warum sind Sie von Kopenhagen zu Sturm gewechselt?
Klar, Kopenhagen ist der größte Verein Skandinaviens. Aber ich habe nicht so viel Spielzeit bekommen, wie es in meinem Alter wichtig wäre. Als ich vom Interesse von Sturm vor drei Wochen gehört habe, wollte ich schauen, wie die Situation ist. Als Kopenhagen einen neuen Stürmer verpflichten wollte, war es für mich eine leichte Entscheidung.
Was hat den Ausschlag gegeben?
Sturm ist ein Topklub in Österreich, den ich auch in der Europa League verfolgt habe. Die Verantwortlichen wollten mich unbedingt haben und geben mir die Möglichkeit, sofort eine Stütze werden zu können. In einer Videokonferenz hat mich Trainer Christian Ilzer vollkommen überzeugt, weil er mir präsentiert hat, wie ich in die Mannschaft und das System passe. Das war ganz wichtig für mich.
Sie sind in Graz der Nachfolger von Rekordverkaufstransfer Kelvin Yeboah, leben auch in seiner Wohnung und tragen wie er die Rückennummer 9. Inwiefern spüren Sie Druck?
Ich mag es, Druck ausgesetzt zu sein. Ich weiß, dass die für mich investierte Ablösesumme (rund 1,8 Millionen Euro, Anm.) hoch ist. Aber ich will mich beweisen – dem Klub, den Fans und in dieser Liga. Im Idealfall gewinnen wir auch einen Titel. Hoffentlich gelingt es mir dann auch irgendwann, wie Kelvin in eine größere Liga zu einem noch größeren Klub zu wechseln.
Was ist Ihr Lieblingsklub?
Manchester United. Aber ich weiß schon, dass die Farbe Rot bei Sturm nicht gerne gesehen ist. (lacht)
Wer ist Ihr Lieblingsspieler?
Bei mir sehe ich einige Parallelen zu Erling Haaland. Er ist schnell, Linksfuß, groß, aggressiv und hat einen super Torriecher und tollen Abschluss. Dazu ist seine Mentalität irre. Das beeindruckt mich auch bei Cristiano Ronaldo. Er will noch immer der Beste sein nach all den Jahren und glaubt daran, das macht ihn stark.
Warum sind Sie eigentlich so schnell?
Das sind die Gene. Meine Mama war früher Sprint-Leichtathletin. Und mein Papa hat selbst in der ersten dänischen Liga gespielt und war auch schnell. Aber über ihn will ich nicht so viel reden.
Warum nicht?
Weil er mich immer damit aufzieht, dass ich in der höchsten Liga noch kein Tor geschossen habe. Er hat drei Tore in seiner Karriere erzielt. Das werde ich in Graz hoffentlich ganz schnell überbieten. Inzwischen muss ich ihn immer damit aufziehen, dass ich schon fünf Europacuptore erzielt habe. Dann ist er meistens ruhig. (lacht)
Wie sieht es eigentlich mit der deutschen Sprache aus?
Ich habe ein bisschen in der Schule gelernt. Ein paar Sachen wie „Hallo, mein Name ist Rasmus, ich wohne in Graz“ (gesprochen in perfektem Deutsch, Anm.) kann ich sagen. Aber meine Teamkollegen werden mir sicher noch ein paar wichtige Worte beibringen. (lacht)