Als selbstbewusster Außenseiter reist Sturm Graz zur "ultimativen Herausforderung" ins Fürstentum. Der Fußball-Europa-League-Auftakt am Donnerstag (21.00 Uhr, ServusTV, Sky) bei der AS Monaco stellt die mondäne Kulisse für das Grazer Comeback in einer internationalen Gruppenphase seit einem Jahrzehnt. "Wir wollen morgen etwas mitnehmen und uns so teuer wie möglich verkaufen", sagte Sportchef Andreas Schicker am Mittwoch vor dem Abflug.
Um 11.13 Uhr hob die polnische Charter-Maschine vom Flughafen Graz-Thalerhof ab. Drin saß der vollzählig fitte Sturm-Kader - bis auf die Langzeitverletzten. Auch Spielmacher Otar Kiteishvili, der nach der geglückten Generalprobe gegen Klagenfurt (2:1) erneut etwas angeschlagen war. Außerdem mit im Gepäck: Die Zuversicht in die eigene Stärken. "Wir werden versuchen, unsere Art und Weise von Fußball auch international zu zeigen", hatte Trainer Christian Ilzer schon zuletzt betont.
Die Vorfreude auf den Vergleich mit dem französischen Vorjahres-Dritten war den Akteuren anzumerken. "Schöner Gegner, schöne Destination, große Herausforderung", bekundete Jakob Jantscher. "Es treffen zwei Welten aufeinander", sagte Club-Präsident Christian Jauk. "Es wird spannend sein zu sehen, wie ein unabhängiger Mitgliederverein gegen einen Millionärsverein bestehen kann."
Es wird ein heißer Herbst. Neben Monaco warten als Gruppengegner der spanische Spitzenclub Real Sociedad und PSV Eindhoven, der makellose Tabellenführer der Niederlande, der in der nächsten Runde am 30. September in Graz gastiert. "Wir haben eine Champions-League-Gruppe erwischt", merkte Jauk an.
Die Königsklasse war es auch, die die Steirer zuletzt ins Fürstentum geführt hat. Der Ausflug endete 2000 fatal, als eine von Ivica Osim gewohnt offensiv eingestellte Sturm-Mannschaft den Monegassen ins offene Messer lief. Der kleine Italiener Marco Simeone erzielte beim 0:5 schon vor der Pause einen Hattrick. Unter anderem wegen eines 2:0-Heimerfolges gegen Monaco schaffte Sturm später jedoch noch als Gruppensieger den viel umjubelten Aufstieg.
21 Jahre später erwartet Österreichs aktuell ersten Salzburg-Verfolger erneut eine Bewährungsprobe im kompakten Stade Louis II (Zuschauerkapazität: 18.500). Immerhin: Ein Hexenkessel ist nicht zu erwarten, für die Heimspiele der Association Sportive de Monaco Football Club passieren selten mehr als 10.000 Menschen die Drehkreuze. "Nach dem Spiel werden wir sehen, wo wir stehen. Das ist ein großer Gradmesser, ich bin gespannt", bekannte Schicker, während Ilzer betonte: "Sportlich wartet eine ultimative Herausforderung."
Der angenommene Transferwert der Spieler bescheinigt den Monegassen den über zehnfachen Wert von Sturm. Doch Marktwerte schießen nicht zwangsläufig Tore, wie der Stotterstart in der Ligue 1 mit nur einem Sieg aus fünf Runden zeigt. Hinzu kam, dass der achtfache französische Meister ein bitteres Aus nach Verlängerung in der CL-Qualifikation, als besseres Team gegen Schachtar Donezk zu verdauen hat.
Auch deshalb war Ilzer überzeugt, dass die Mannschaft des früheren FC Bayern-Trainers Niko Kovac "gegen uns fokussiert und mit der stärksten Mannschaft aufkreuzen" werde. Die Grazer selbst wollen ihre Hausaufgaben gemacht haben. "Wir haben uns sehr gut vorbereitet und einen guten Plan geschmiedet", verriet Ilzer und ergänzte nach einem kurzen Schmunzler: "Vielleicht spielen wir auch mit Dreierkette."
Begleitet wird das Team von laut Vereinsinformationen über 600 Sturmfans, die per Bus oder Tages-Charterflieger anreisen. Ausgedehntes Einstimmen vor dem Match gestatteten die Behörden den Gästefans im Nobelort nicht. Die Einreise ins Fürstentum ist Sturmfans erst dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff erlaubt.