Seinen eigenen „100er“ hatte Christian Ilzer gar nicht richtig auf der Rechnung. Der 43-Jährige nimmt sich nicht so wichtig, konzentriert sich auf seine Arbeit. Die Mannschaft steht beim SK Sturm im Mittelpunkt, mit all den Helfern im Umfeld. Der Oststeirer übt sich in Zurückhaltung. Die Mannschaft aber war es, die Ilzer gestern in den Fokus rückte und ihm zu seinem 100. Bundesliga-Spiel einen Sieg schenkte. Irgendwie hatte man beim 3:1-Heimsieg nie das Gefühl, die Schwarz-Weißen könnten in diesem Duell als Verlierer vom Platz gehen. Die Grazer zwangen den Altachern ihr Spiel auf, auch wenn die Vorarlberger stets darauf bedacht waren, das Tempo aus dem Grazer Spiel zu nehmen. Dies gelang den Gästen allerdings nur phasenweise. Genauer gesagt nur in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte. In dieser Phase gelang Stefan Haudum (50.) auch der zwischenzeitliche Ausgleich zum 1:1 – mit einem aus Sturm-Sicht vermeidbarem Tor.

Sturm hätte zu diesem Zeitpunkt längst mehr als nur 1:0 führen können. Jon Gorenc Stankovic gelang schon in der 17. Minute die Führung, er köpfelte nach einem Eckball von Jakob Jantscher ein. Vor und nach dem Tor hatten Jantscher, Kelvin Yeboah und Otar Kiteishvili zudem hochkarätige Chancen. Entweder aber waren die Visiere noch ungenau eingestellt, oder Altach-Tormann Tino Casali glänzte mit guten Paraden. So blieb es bei dem einen Tor und dem schnellen Wechsel kurz nach dem Ausgleich und schnell nach dem Seitenwechsel mit dem Ausgleich.

Kelvin Yeboah mit einem Doppelpack

Und dann? „Die Mannschaft spielte unbeirrt weiter, ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Das war schon eine sehr reife Leistung meiner Mannschaft“, sagt Ilzer. Die Grazer glauben an ihre eigene Stärke und zeigten dies in der Folge. Die Nordkurve tat ihre Meinung lautstark kund. „Wir wollen euch kämpfen sehen. Wir wollen euch siegen sehen“, sangen die Fans. Die Mannschaft kämpfte weniger, sie spielte dafür mehr. Sie spielte mit höherem Tempo, sie spielte genauer – und sie traf. Und zwar in Person von Kelvin Yeboah. Zuerst (54.) scheiterte der 21-Jährige in einer Aktion noch doppelt an Casali. Dann aber traf der Stürmer doppelt.

Zuerst, in der 58. Minute, stellte er nach einer Vorlage von Amadou Dante auf 2:1. In der 78. Minute knallte er per Elfmeter den Ball in die Maschen. Davor war er von Philipp Netzer im Strafraum zu Fall gebracht worden. Das 3:1 bedeutete auch den Endstand. Obwohl die eingewechselten Andreas Kuen und Manprit Sarkaria gut und gerne noch ein, zwei Tore mehr erzielen hätten können. „Wenn man etwas bekritteln kann, dann, dass wir aus der Vielzahl an Torchancen nicht das eine oder andere Tore mehr gemacht haben“, sagte Ilzer. An diesem Abend aber wurde gefeiert, der erste Heimsieg nach langer Zeit wieder mit vielen Fans im Stadion. Gearbeitet wird wieder ab heute.