Trainer Christian Ilzer besuchte den Newsroom der Kleinen Zeitung, blickte auf die erfolgreiche Saison des SK Sturm zurück und auch in die Zukunft. Ilzer über ...
... den Musikgeschmack der Spieler in der Kabine: Da sind alle Genres dabei, sogar für Uwe (Anm.: Co-Trainer Uwe Hölzl). Ein paar Sachen inspirieren uns als andere Semester weniger. Es ist aber wichtig, dass es den Spielern hilft. Wenn ich in die Kabine gehe und sehe Jusuf Gazibegovic oder Kelvin Yeboah tanzen, weiß ich, dass es zur guten Stimmung beiträgt.
… seinen Verbleib als Sturm-Trainer: Ich blicke zurück, als Sturm 2018 den Cup-Titel geholt hat und Vizemeister, für den man in Österreich aufgrund der Salzburger Dominanz zumindest ein kleines Schüsserl bekommen sollte, geworden ist. Dann sind die Niederlagen gegen Ajax Amsterdam und gegen Larnaka gekommen. Plötzlich war Krise. So schnell geht das im Fußball. Ich kann Erfolg und Misserfolg gut einordnen. Positive Erlebnisse sauge ich auf, aber wenige Tage danach fokussiere ich mich schon auf die nächsten Schritte. Ich bin nach wie vor an Bord. Es macht mir Riesenspaß, den Verein SK Sturm mitzugestalten. Ich bin beim Trainingsstart am 18. Juni in Graz dabei.
... die Tatsache, dass er als Profitrainer nirgends länger als ein Jahr tätig war: Es war auf meinem Weg oft notwendig, Chancen zu ergreifen, von denen ich überzeugt war. Ich liebe den Erfolg, ich will alles gewinnen.
… die Saisonbilanz: Es ist eine Herausforderung, wenn es viel schneller funktioniert, als man es geplant hatte. Wir alle müssen bereit sein, die nächsten Schritte zu gehen. Wir müssen intensiv bleiben, aber auch klar bleiben, welche Schritte die nächsten sind. Man kann auch zu schnell Schritte setzen. Wir müssen unser Niveau stabilisieren und ergebnistechnisch ähnlich gut abschneiden – trotz der zusätzlichen internationalen Spiele. Rein fachlich sind wir qualitativ die Nummer vier in Österreich, hinter Salzburg, Rapid und dem LASK. Durch Mentalität und dem guten Zugang zur Meistergruppe haben wir die Chance auf Platz zwei.
… Verbesserungspotenziale: Im Bereich der Qualität hat man gesehen, dass wir über die vermeintlich kleineren Gegner noch nicht drüberfahren. Wir haben in allen Spielen Limitleistungen gebraucht. Das heißt, wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, um diese Ergebnisse zu stabilisieren, und brauchen den gleichen Hunger und die gleiche Konsequenz wie heuer.
… Limitleistungen, die sein Fußball braucht: Ich fordere von meinen Spielern ein, dass sie schon im Training ihre eigenen Grenzen finden und ihre eigenen Grenzen ständig erweitern. Nicht nur physisch gesehen, sondern sie müssen auch im Kopf mehr zulassen. Wenn ich im Kopf stärker werde, schaffe ich es, meine Grenzen zu erweitern. Wir haben den Spielern physisch alles abverlangt. Für alle war es sicher ein Kennenlernen neuer Limits. Das ist auch ein Teil unserer Spielidee. Wir wollen, dass die Spieler unter hohem Tempo richtige Entscheidungen treffen. Je höher unser Niveau in diesem Bereich ist, umso besser können wir es im Spiel umsetzen. Deshalb braucht es für ein erfolgreiches Team nicht nur die elf Spieler, die zum Einsatz kommen, sondern alle Kaderspieler. In dieser Saison haben das alle sehr gut begriffen.
… die Europacupvorbereitung: Wegen Corona haben wir heuer gute Erfahrungen gemacht, wie man Wochen mit mehr Spielen steuert. Wir haben gute Instrumente, um die Physis zu überprüfen. Wir haben Spieler, die sehr viele Einsätze vertragen, aber auch Spieler, die nicht fähig sein werden, jeden dritten oder vierten Tag ihre Höchstleistungen zu bringen. Das heißt, wir werden kleine Kaderadaptionen vornehmen müssen. Aber nur, weil wir bereits in der ersten Saison einen internationalen Startplatz erreicht haben, werden wir nicht von unsrem Weg abgehen.
… den Kader: Wir werden sicher keinen Blödsinn machen oder Spieler verpflichten, von denen wir nicht überzeugt sind. Wir brauchen Spieler mit Qualität und Charakter. Und alle müssen außerdem in unsere Hierarchie passen.
… die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Andreas Schicker: Ich schätze sie sehr, weil ich selbst schon erlebt habe, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Um Erfolg zu haben, ist gute Zusammenarbeit das Wichtigste. Die interne Kommunikation muss extrem klar sein. Man muss wissen, was man will und welchen Weg man geht. Wenn die handelenden Personen zu schwammig agieren, ist kein Erfolg möglich.
… die Rückkehr der Fans: Als sie uns vor dem Rapid-Spiel begrüßt haben, hat es wieder nach Fußball gerochen. Die Spieler sind auf den Rasen gegangen, ich bin in der Kabine gesessen. Der Rauch von den Bengalen, der durch die Gänge kam, hat ein bisschen im Hals gekratzt. Aber ich habe einfach die Atmosphäre genossen. Ich habe geträumt, was alles möglich ist. Träumereien beflügeln auf dem Weg zu den Zielen.
… Höhe- und Tiefpunkte in dieser Saison: Der 3:1-Sieg in Salzburg, der Heimerfolg gegen den LASK in der Meistergruppe und das 4:1 gegen Rapid waren entscheidende Spiele, die unseren Weg Impulse gegeben haben. Die gefühlten Tiefpunkte waren für mich die Niederlagen gegen den WAC. Das waren Nackenschläge, auf die wir in den darauffolgenden Spielen aber immer gut reagiert haben.
… sein Ziel mit Sturm: Als 20-Jähriger bin ich 1998 auf einer Laterne auf dem Hauptplatz gesessen und Sturms Meistermannschaft ist mit den Cabrios vorgefahren. Mein Ziel ist, dass ich in einem Cabrio sitze und auf den Hauptplatz fahre. Und die ganze Stadt mit Sturm-Fans voll ist. Ich war ein kleiner Teil einer Riesenmenge, die diesen Riesenerfolg begeistert bejubelt hat. Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass so etwas wieder passiert, das wäre meine Vision. Ich habe nicht die Vision, ins Ausland zu gehen.