Es hatte den Umweg über Mainz und die Verletzung von Niklas Geyrhofer benötigt, ehe David Nemeth den Wechsel zum SK Sturm vollzog. Schon vor dem Mattersburger Konkurs warf Sturms Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker ein Auge auf Nemeth. Und mit dem Bundesliga-Zwangsabstieg wurden die Bemühungen intensiver, den 1,91 Meter langen Innenverteidiger nach Graz zu lotsen. Die Steirer zogen den Kürzeren, den Zuschlag bekam der deutsche Bundesligist Mainz. „Es war aber immer geplant, dass ich wieder nach Österreich verliehen werde“, sagt Nemeth. Dass es Sturm geworden ist, freut den Burgenländer besonders, „weil es der Verein in Österreich ist, der mich am meisten begeistert“.
Sturm begeistert Nemeth, Nemeth begeistert die sportlich Verantwortlichen in Graz ebenso wie viele Fans. Eine Symbiose, die im Sommer enden könnte. Sein Leihvertrag endet, er muss zurück nach Mainz. Sturm möchte den 20-Jährigen aber nicht ganz so einfach ziehen lassen. Schicker bemüht sich seit Monaten um eine Verlängerung der Leihe, auch bei einem Kauf wäre man nicht abgeneigt. Allerdings hat Nemeth bei den Deutschen noch einen laufenden Vertrag bis 2024. „David hat bei unseren Transferaktivitäten höchste Priorität. Wir möchten ihn zumindest noch ein Jahr bei uns halten“, sagt Schicker. Und auch Nemeth sagt: „Mir taugt’s hier in Graz richtig.“ Aber wenn Mainz ruft, „werde ich natürlich gehen“. Tendenz gebe es noch keine, versichert der 20-Jährige. Auch, weil noch vier Spiele auf dem Programm stehen und die gesamte Konzentration des Eisenstädters auf das Sportliche fokussiert ist. „Ich denke, ich lebe und arbeite professionell“, sagt er – mit Ausnahme der Sommerpausen, wo er „schon Gas gibt“.
Nemeth absolviert nach dem offiziellen Training immer wieder ein paar Übungen. Den weiten Pass übt er etwa. „Die Spielverlagerung ist nicht unwichtig“, sagt er schmunzelnd. Augenscheinlich bei seinen Auftritten ist aber auch die Ruhe, die er trotz seiner Jugend ausstrahlt. „Ich kann aber auch anders“, sagt er. „Wenn ich auf dem Platz laut werde, will ich nur meine Mitspieler motivieren.“ Wie auch immer die Saison für den SK Sturm endet, Nemeth darf aufgrund seiner Leistungen schon jetzt zufrieden sein. „Ich hatte schon eine Phase, in der ich mit mir überhaupt nicht zufrieden war“, sagt er ehrlich. Jetzt gelte es, den guten Eindruck mit starken Darbietungen in den letzten Runden nicht zu verspielen. Nemeth: „Wir wollen Platz drei behalten.“
Sturm darf keine großen Fehler machen
Dass es heute gegen Salzburg eine schwierige Aufgabe wird, ist jedem klar. „Wir haben sie schon zwei Mal besiegt, ein drittes Mal wäre richtig cool“, sagt Nemeth. Man hat aber auch in elf Minuten drei Treffer von den Bullen erhalten. „Das war bitter, aber aus diesem Spiel haben wir richtig viel gelernt. So etwas wird uns nicht noch einmal passieren.“ Wichtig sei es, alle gegnerischen Spieler im Blick zu behalten. „Das ist nicht leicht, weil sie ein unglaubliches Tempo haben. Großen Fehler sollten wir uns hinten nicht leisten“, sagt Nemeth. Ob er heute mit Gregory Wüthrich oder Niklas Geyrhofer die Innenverteidigung bildet, weiß er nicht. Es ist nicht wichtig. „Gegen Salzburg kannst du ohnehin nur als Einheit bestehen.“
Eine Einheit waren sie auch in Mattersburg, bevor das überraschende Aus aufgrund des Commerzialbank-Skandals gekommen ist. „Dass jetzt von Mattersburg alles versteigert wird, ist hart zu sehen. Da sind Dinge dabei, mit denen ich noch gearbeitet habe“, sagt Nemeth. Sein Markenzeichen ist sein Haarband. "Ich hatte ziemlich lange Haare und habe das Haarband gebraucht. Jetzt sind sie zwar wieder kürzer, ich kann aber nicht spielen, wenn nur ein einziges Haar im Gesicht ist. Also habe ich es behalten. Ich brauche freie Sicht“, sagt er.