Am Ende waren es sehr turbulente Zeiten - für den Sk Sturm und Günter Kreissl. Im Frühjahr 2020 übergab er das Amt des sportlichen Leiters an den damaligen Chefscout Andreas Schicker. Nach einer Pause hätte Kreissl dann im Herbst als technischer Direktor zurückkehren sollen, dazu kam es jedoch nie. "Es ist am Schluss auch ein wenig blöd gelaufen. Zu dem Zeitpunkt, wo wir beschlossen haben, dass ich im Herbst als technischer Direktor zurückkehren soll, war die Situation eine ganz andere, als dann der Saisonverlauf weitergegangen ist", erklärt der 46-Jährige bei Sky.
Denn in der Meistergruppe gab es für den SK Sturm damals nicht viel zu holen. Drei Punkte aus zehn Spielen und teilweise erschreckend schwache Auftritte kosteten Trainer Nestor El Maestro den Job. Laut Kreissl erschwerte sich dadurch auch sein geplantes Comeback. "Dass diese Meisterrunde mit neun Niederlagen fast desaströs schlecht verlaufen ist, hat auch auf meine Zeit als Geschäftsführer massiv abgefärbt und etwas hinterlassen, was eine zukünftige Zusammenarbeit erschwert hat."
Zu dieser geplanten Zusammenarbeit im Herbst kam es schlussendlich nicht mehr. Der Wiener habe nämlich auch gespürt, dass es "im Umfeld von Sturm Graz Stimmen und Strömungen gegeben hat, die gesagt haben, dass es besser sei, wenn ich nicht mehr zu Sturm zurückkomme". Auch die wirtschaftliche Situation mit der Corona-Krise habe ihren Teil zur Trennung beigetragen. Am Ende hätte es aber eine "eigentlich gemeinsame" Entscheidung gegeben.
Er selbst habe sich nichts vorzuwerfen, der Einsatz für den Verein sei "enorm" gewesen. Gegen Ende seien auch gesundheitliche Probleme hinzugekommen. "Ich habe schon als Person davon gelebt, jemand zu sein, der es zumindest bis zu einem gewissen Maß geschafft hat, Leute mit ins Boot zu holen und Leute von Ideen und Visionen zu begeistern. Ich habe gespürt, dass ich an die Grenzen gegangen bin oder mich Grenzen genähert habe, die ungesund sind. Bei aller Liebe für den Job steht dann irgendwo schon das eigene Wohlbefinden im Vordergrund." In Zukunft könnte man ihn trotzdem wieder in der Bundesliga sehen, auch wenn es momentan nicht danach aussieht. "Eine Rückkehr in die Bundesliga ist derzeit kein Thema. Aber ich will gar nicht viel ausschließen."
Seit Dezember ist Kreissl nämlich zurück auf der Fußballbühne. Als "Head of Goalkeeping" im ÖFB ist er für die strategische Planung im Torwartbereich des Verbands zuständig. Für seinen Nachfolger Andreas Schicker beim SK Sturm hat er viel Lob übrig, auch wenn er ihn noch nicht als "Meister" sieht: "Zumindest die Gesellenprüfung hat er schon geschafft. Zum Meister fehlen vielleicht noch ein, zwei Jahre. Der Andi hat wirklich viele Entscheidungen richtig getroffen. Man hat eine gute Hand bei den Spielern bewiesen." Auf Schicker würden aber weiterhin Herausforderungen warten, meint Kreissl: "Nach einer guten Saison ist die große Herausforderung, wie man möglichst viel von einem Team hält. Nach einer nicht so guten Saison ist die Frage, wie man mit den Mitteln, die Sturm Graz zur Verfügung hat, die Lösungen bekommt, damit man wieder in andere Sphären kommt."