Auf den ersten Blick wirkt sie unbedeutend, die Rolle des Zweiertormanns einer Fußballmannschaft. Da Rochaden auf dieser Position quasi nur bei Sperren oder Verletzungen des Stammtorhüters vollzogen werden, fristet der Ersatzgoalie meist ein tristes Dasein. Tobias Schützenauer beweist das Gegenteil. Nicht nur deshalb, weil der 23-Jährige – aufgrund einer Sperre der Nummer eins Jörg Siebenhandl – gegen Salzburg in der Startelf des SK Sturm stand und maßgeblichen Anteil am 2:1-Sieg gegen den Meister hatte. „Ich habe wenig, aber gut geschlafen und so viele Anrufe und Nachrichten auf das Telefon wie nie zuvor bekommen“, sagt Schützenauer am Tag nach seinem sechsten Bundesligaeinsatz. „Das war der schönste Sieg meiner Karriere, weil es das erste Spiel gegen einen richtig großen Gegner war. Salzburg ist für mich eine Topmannschaft in Europa.Aber wir haben bewiesen, dass wir eine richtig geile Truppe sind, die als geschlossene Einheit auftritt.“
Seit 2010 steckt der Grazer im schwarz-weißen Trikot, bei den Profis ist der zehnfache Nachwuchs-Teamspieler seit fast sieben Jahren am Werk. Kein Spieler des aktuellen Kaders ist länger dabei. „In dieser Zeit habe ich schon einiges und viele wahre Legenden erlebt. Aktuell sind wir wieder eine richtige Familie, in der alle zusammenhalten und sich jeder für den anderen freut. Das macht den Erfolg aus. Und es war auch schon ganz anders hier“, sagt Schützenauer und erklärt, warum es für ihn einfach war, gegen Ligakrösus Salzburg zu bestehen: „Natürlich war ich etwas nervös. Aber alle Spieler und Betreuer haben mich positiv eingestimmt und mich enorm gepusht. Das hilft ungemein.“
Genau dieses Pushen zählt zu den Hauptaufgaben Schützenauers. Am Mittwoch (21.05 Uhr), im Cup-Halbfinale gegen Salzburg in Klagenfurt, wird der Steirer wieder seine Rolle als Nummer zwei einnehmen. „Jörg ist ein überragender Tormann. Ich bin aber froh, dass ich ihn bei seinem Weg unterstützen kann. Klar will ich wie jeder andere spielen, aber über allem steht der Mannschaftserfolg. Und dafür gebe ich in allen Trainings Vollgas, pushe jeden mit positiver Energie“, sagt der musikalische Deutschrap-Fan, der am Mittwoch auf den Aufstieg hofft. „Ich habe unseren Cupsieg 2018 miterlebt. Davon werde ich noch meinen Kindern erzählen.Sturm hat die besten Fans in Österreich, das habe ich von klein auf mitbekommen. Wenn sie wieder ins Stadion dürfen, werden einige unserer Neuen verstehen, was mit dem Sturm-Geist möglich ist.“