Jede Mannschaft besteht aus unterschiedlichen Typen. Da gibt es ruhigere Charaktere und lebhaftere. Das ist beim SK Sturm nicht viel anders. Die Grazer haben allerdings noch Jusuf Gazibegovic in der Kabine. Und er gehört der Fraktion Stimmungsmacher an. Der 20-Jährige ist ein sehr aufgeweckter Zeitgenosse. „Gemeinsam mit ,Jantschi‘ bin ich schon der, der gerne Schmähs macht“, gibt Gazibegovic ehrlich zu. Mit ,Jantschi‘ ist Jakob Jantscher gemeint. Und das Duo ist nicht verbal kreativ („Ich kann schon viel dummes Zeug reden, wenn der Tag lang ist“), sondern duelliert sich oft nach den Trainingseinheiten im Freistoß-Schießen, gemeinsam mit Andreas Kuen. Kevin Friesenbichler ist auch ab und zu dabei.
Während des Bälle-in-die-Maschen-Zirkelns stehen die Mundwerke natürlich nicht still, „Da rennt der Schmäh richtig“, erzählt Gazibegovic, sagt aber auch: „Ich kann mir schon sehr viel von der Technik von Jantscher oder Kuen abschauen. Ich frage auch nach, wie sie es machen.“
Beinahe eine schlaflose Nacht für Gazibegovic
Am Dienstagabend haben sich die Sondereinheiten jedenfalls bezahlt gemacht. Gazibegovic knallte den Ball in der 95. Minute in die Maschen – aus einem Freistoß. Der Jubel nach dem Siegestreffer zum 2:1 über die SV Ried war grenzenlos. „Das war richtig geil. Wir als Mannschaft wollten unbedingt diesen Sieg. Und das ist uns gelungen. Das gibt Kraft für die nächsten Spiele“, sagte der Bosnier, der keine ruhige Nacht hatte. Zum einen, wegen des Adrenalins, das sich nicht verflüchtigen wollte. Und zum anderen wegen der vielen Nachrichten, die er wegen seines Traumfreistoßes erhalten hatte.
Als Gazibegovic im Sommer bei Sturm seinen Vertrag bis 2023 unterschrieben hatte, sagte er zwei Sätze. „Ich bin ein Kämpfer und bleibe immer bis zur letzten Minute dran.“ Sein erstes Bundesliga-Tor erzielte der 20-Jährige buchstäblich in der letzten Sekunde des Spiels. Sein zweiter Satz lautete: „Ich freue mich auf die geilen Fans.“ Tja, welch ein Erdbeben es am Dienstagabend in Liebenau gegeben hätte, wären Fans im Stadion gewesen, ist nur zu erahnen. Ausgerechnet vor der Nordkurve traf Gazibegovic. „Einige Spieler haben mir gesagt, dass es ein Wahnsinn gewesen wäre. Aber ich denke, einige Fans sind auch zu Hause ausgeflippt.“ Er freut sich riesig über sein Tor, aber auch über den Sieg, „den wir als Mannschaft geholt haben. Wir sind zwar erst seit einem halben Jahr zusammen, aber schon eine echte Familie“, sagt er. Der Konkurrenzkampf im Training ist da und „hebt die Qualität der gesamten Mannschaft. Abseits des Platzes sind wir aber richtige Freunde“, sagt „Gazi“.
"Wir werden nicht nachlassen"
Welche kulinarische Köstlichkeit wird er für sein erstes Bundesliga-Tor in der Kabine auftischen? „Es wird ganz sicher eine Cevapcici-Party“, sagt Gazibegovic und erklärt grinsend: „Wir vom Balkan essen eben gerne Cevapcici. Und beim Trainingslager in Kroatien hatte ich zwischen 15 und 20 Stück auf dem Teller liegen. Den anderen Spielern ist da nicht viel geblieben. Und seitdem verarscht mich Bekim Balaj immer beim Essen. Es kann nur eine Cevapcici-Party werden.“
Nicht nur aufgrund seines Tores weiß Gazibegovic: „Es war die richtige Entscheidung, zu Sturm zu gehen. Wir spielen einen guten Fußball und wir werden auch nicht nachlassen. Ich freue mich schon auf das nächste Spiel.“