Die Stimmung in der Kabine des SK Sturm in Graz-Messendorf war am Tag nach dem 1:4 gegen Rapid ungewohnt ruhig und nachdenklich. Schließlich mussten die Grazer in dieser Saison erst eine Niederlage verkraften, das 0:2 gegen den LASK im Herbst. Damals zogen die Schwarz-Weißen die richtigen Schlüsse. Es folgten sechs Siege (einer im Cup, fünf in der Liga) in Serie. Die gemeinsame Analyse im Zuge des gestrigen Trainings war gut. „Es kamen glasklare Ansagen aus der Mannschaft. Viele waren kritisch und vor allem selbstkritisch in Bezug auf unseren Auftritt. Es ist schön zu sehen, dass wir viele Spieler haben, die Verantwortung übernehmen. Ich habe eine reflektierte Mannschaft“, sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer.
Er selbst hat gegen Rapid eine gute erste Hälfte seines Teams gesehen, in der man den Spielverlauf nicht auf der eigenen Seite hatte. Er hat aber auch bemerkt, dass seinen Akteuren gegen Rapid die Griffigkeit gefehlt hat. „Die Duell-Qualität war nicht zufriedenstellend. Rapid war extrem präsent in den Zweikämpfen. Das fehlte uns diesmal“, sagt Ilzer.
Extrem präsent war aber Bekim Balaj im Duell mit Marcel Ritzmaier. „Es war hart und unnotwendig, das wusste Bekim in der Sekunde, als sich Ritzmaier fallen gelassen hat. Es war aber keine Rote Karte. Damit muss sich aber das Schiedsrichtergremium befassen, nicht wir. Ich hoffe nur, dass er nicht mehr als ein Spiel Sperre bekommt“, sagt der Oststeirer. Andreas Schicker ärgert sich über den Ausschluss und erklärte es auch: „Der Schiedsrichter lässt hart spielen und das ist okay für mich. Dann aber Rot zu geben, wo nicht einmal der Ellbogen auf Kopfhöhe war, passte so gar nicht zur Spielführung.“
Viele verletzte Spieler
Es ist, wie es ist. „Mental haben wir das Spiel aufgeräumt“, sagt Ilzer. Körperlich hat die Begegnung gegen Rapid aber wohl noch Nachwirkungen. Jon Gorenc Stankovic hat im Spiel einen Schlag auf die Achillessehne erhalten, Otar Kiteishvili einen Schlag in den Rücken. „Wir haben mehrere angeschlagene Spieler und wir werden sehen, wen wir bis zum Dienstag hinkriegen. Die medizinische Abteilung arbeitet jedenfalls auf Hochtouren“, sagt Ilzer. Grundsätzlich möchte er einer Mannschaft Stabilität verleihen. Auch nach einer Niederlage wird nicht alles auf den Kopf gestellt. „Ich stelle nur um, sollte es unbedingt notwendig sein. Das kann verletzungsbedingt sein oder wenn es einen eklatanten leistungsmäßigen Unterschied gibt“, sagt Ilzer.
Dass Jakob Jantscher nach seiner Auswechslung direkt in die Kabine ging und nicht zum Abklatschen, ist bei Sturm ein „Nullthema“. „Ich musste mich erstens beruhigen und zweitens aufs WC“, sagte Jantscher.