Jörg Siebenhandl hadert wegen seiner beiden linken Hände. Wie bitte? „Leider habe ich zwei linke Hände, wenn es um handwerkliche Dinge geht. Da bin ich schwer unbegabt“, sagt der 31-Jährige. Siebenhandl ist kein Handwerker, er ist Fußball-Tormann – und im Übrigen wirklich Linkshänder. Und das ist auch gut so. Der Wiener spielt seit geraumer Zeit in Hochform, ist seit 544 Minuten ohne Gegentreffer. Das ist erstens ein beeindruckender Wert und zweitens schon ziemlich nahe am Klubrekord des SK Sturm. Den hält Christian Gratzei mit 601 Minuten ohne Gegentreffer.
Die Rezeptur für Siebenhandls Stärke klingt einfach. Da ist zum einen die akribische Detailarbeit mit Tormann-Trainer Stefan Loch, die tagtäglich für eine Weiterentwicklung sorgt. „Vom Timing bin ich derzeit sehr gut. Ich finde schnell meine Position und dann ist es auch leichter, Bälle abzuwehren, als wenn du noch in Bewegung bist“, sagt Siebenhandl.
Ein weiterer Grund ist die allgemeine Defensivarbeit der Mannschaft. „Meine Vorderleute lassen weniger zu und dadurch kann ich meine Kraft und meine Konzentration für die wenigen Situationen verwenden. Ich glaube, dass pro Spiel nicht mehr als vier Torschüsse kommen. Wenn ich 20 Mal wohin muss, ist es für den Kopf anstrengender“, erklärt der Wiener. Zusätzlich spielt das Vertrauen zu seinen Vorderleuten eine wichtige Rolle. „Wenn die Spieler ein Kommando geben und an den Ball gehen, hat das Hand und Fuß. Und das ist gut für mich. Falls der Stürmer doch schneller ist, weiß ich, in welchen Raum er kommt“, sagt Siebenhandl.
Vertragsverlängerung hatte Priorität
Vor einem halben Jahr hat der Tormann bei Sturm seinen Vertrag um drei Jahre verlängert. „Ich denke, es war für beide Seiten eine gute Sache“, sagt der Goalie. Sturms Geschäftsführer Andreas Schicker bestätigt auch: „Ich wusste, was ich an Jörg habe, deshalb hatte diese Vertragsverlängerung damals auch Priorität.“
Siebenhandl kennt nicht nur die Sonnenseite des Tormann-Daseins. 2014 sah kein Verein die Notwendigkeit, ihn zu verpflichten. So war er auch im Camp der Fußball-Gewerkschaft, wo sich arbeitslose Spieler fit halten können. Siebenhandl hat sich durchgebissen, hat die schwierigen Zeiten überstanden und spielt aktuell in einer Form, in der er auch für das österreichische Nationalteam noch interessanter wird, als er ohnehin schon ist.
Bereits vor Jahren hat der Schlussmann mit mentaler Arbeit begonnen, „weil ich sie für mich gebraucht habe. Jetzt finde ich es richtig gut, dass die mentale Komponente bei uns Einzug hält“, sagt er. Kommen noch Erfolge hinzu, kann sich ein Flow entwickeln. „Dass alles so schnell geht, war nicht zu erwarten. Aber ich bin froh, wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass es so funktioniert, wie es derzeit funktioniert. Und: Solche Spielverläufe wie gegen den WAC schweißen noch mehr zusammen. Wir wissen: Gemeinsam sind wir stark“, sagt der Tormann.