Er wollte nicht nach Fürstenfeld, obwohl sein Heimatort Szekesfehervar nur 200 Kilometer weiter östlich liegt. Dominik Szoboszlai stand 2017 vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Das damals 16-jährige Toptalent hatte die Wahl zwischen zwei Übungsgebieten, entweder mit dem Sturm-Nachwuchs den Gang ins beschauliche Fürstenfeld anzutreten oder sich mit Salzburg in die Wüste schicken zu lassen, nach Dubai. „Seltsamerweise hat er sich für Letzteres entschieden“, betrachtet Gilbert Prilasnig den Anlauf des blutjungen Ungarn aus der humorigen Perspektive.
Es war der Aufbruch zu einer mutmaßlich großen Karriere.
Aber der Weg hätte für den angehenden Topstar der Salzburger zumindest vorerst auch einen völlig anderen Verlauf nehmen können. Denn der SK Sturm war schon auf den Wunderknaben aufmerksam geworden, als dieser gerade einmal zarte 12 Jahre zählte. „Wir haben mit der U13 öfter gegen Szekesfehervar gespielt und Dominik ist uns gleich aufgefallen, wir haben ihn mehrmals gesehen“, erzählt der Sturm-Nachwuchsleiter. Der Name Szoboszlai stand seit damals auf der Sturm-Agenda.
Szoboszlai war noch nicht 16
Als der hochbegabte Ungar 15 war, wurde er vom damaligen Sturm-Scout Imre Szabics in dessen Heimatstadt unter die Lupe genommen und der jetzige ÖFB-Teamchefassistent nahm seinen jungen Landsmann mit nach Graz zur Wintervorbereitung. „Wir hätten ihn gerne gehabt, aber es ist leider nicht dazu gekommen“, sagt Szabics. Der Grund war das jugendliche Alter, das gemäß den Bestimmungen der FIFA einen internationalen Transfer unter 16 Jahren verbietet. „Ohne diese Hürde wäre er gerne zu uns gekommen“, meint Prilasnig.
Doch inzwischen hatten die bestens vernetzten und unter anderem besonders auf die Steiermark fixierten Salzburger Szoboszlai ins Visier genommen, und als das Alterslimit überschritten war, schlug das Red-Bull-Imperium zu.
Marktwert gesteigert
In den vergangenen Wochen hat der ohnehin schon von halb Europa verfolgte und nun 20-jährige Szoboszlai das Interesse an seiner Person und seinen Marktwert gewaltig gesteigert, schoss er doch Ungarn im Play-off in letzter Minute zur EM-Endrunde und schaffte mit dem Team wie Österreich den Aufstieg in der Nations League.
Am Dienstag soll der Spielgestalter die Salzburger zu einem Erfolg über Lok Moskau führen, um die Chance auf das Achtelfinale der Champions League am Leben zu lassen, zumindest aber die Voraussetzung für ein europäisches Überwintern zu schaffen. Dann würde auch die beim Stand von 0:0 von Szoboszlai gegen die Bayern vergebene Topchance ins Reich der Vergessenheit geschickt werden. Mit seinen drei Toren gegen St. Pölten hat er jedenfalls wieder gezeigt, was er draufhat.