Freistöße, Eckbälle, Einwürfe und auch Anstöße – Standardsituationen können im Fußball oft den entscheidenden Unterschied ausmachen. Der SK Sturm zeichnet sich in dieser Saison bislang aus, was die sogenannten ruhenden Bälle anbelangt. Beide Bundesliga-Tore entstanden aus Standardsituationen. Jon Gorenc-Stankovic traf gegen Rapid nach einem Eckball von Jakob Jantscher per Kopf. Ivan Ljubic vollendete in Hartberg nach einem Freistoß von Andreas Kuen. Überhaupt heißt es bei den Sturm-Gegnern immer Alarmstufe Rot, wenn die Grazer Standards treten.
Verantwortlich für diesen Bereich sind Co-Trainer Dominik Deutschl (24) und Paul Pajduch (26). „Wir sehen uns von jedem Teilbereich des anstehenden Gegners mehr als 50 Videos an, um zu sehen, was dieser Klub gut macht und wo die Schwachstellen liegen“, sagt das eifrige Duo, das dafür mehrere Stunden vor den Laptops sitzt. „In den Trainings studieren wir die Sachen dann ein bis zwei Mal pro Woche ein.“
Für die ruhenden Bälle sind primär Jakob Jantscher, Stefan Hierländer und Andreas Kuen zuständig. Sie versuchen – bislang mit Präzision und hoher Qualität – mit ihren Freistößen oder Eckbällen die kopfballstarken Akteure wie Gorenc-Stankovic, Gregory Wüthrich oder Bekim Balaj zu finden. „Aber auch Otar Kiteishvili hat ein gutes Timing, auch wenn er nicht so groß ist“, sagt Pajduch. Wichtig sei es, „sich auf die Stärken zu besinnen und zu schauen, dass die Schwächen möglichst wenig ins Gewicht fallen“. Nachsatz von Pajduch und Deutschl: „Man muss eine ganze Saison analysieren. Wenn man da in der Plus-/Minus-Statistik weit im Plus ist, passt es. Denn ein Plus von zehn Toren können im Idealfall 30 Punkte Unterschied ausmachen.“
Auch die Spieler sehen eine klare Verbesserung. „Wir investieren mehr Zeit, damit wir bei den Standardsituationen gefährlicher sind. Das wirkt sich natürlich aus. Zudem haben wir mit Jon und Gregory zwei wirklich starke Kopfballspieler neu dazubekommen. Da ist es für mich und die anderen Standardschützen natürlich auch leichter“, sagt Jantscher. „Schade, dass wir in Hartberg mit dem Lattenkopfball und dem zu Unrecht aberkannten Tor nicht das Glück hatten.“ Heute soll Fortuna auf der Seite der Schwarz-Weißen sein. „Wir wollen endlich den ersten Sieg holen. Egal, ob mit oder ohne Standardtor“, sagt Pajduch.
Nicht mit dabei sein kann Niklas Geyrhofer. Der 20-Jährige erlitt nach einem Zusammenstoß mit Hierländer mehrere Bänderrisse im rechten Sprunggelenk und fällt bis Ende des Jahres aus. Der Verteidiger wird am Montag im UKH Graz von Jürgen Mandl und Johann Steinböck operiert.
Für den SK Sturm ist es eine weitere Hiobsbotschaft nach dem Kreuzbandriss von Vincent Trummer (20). „Dass uns ausgerechnet jene zwei Eigenbauspieler, die von der Entwicklung am weitesten sind, ausfallen, ist bitter“, sagt Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker, der einen Neuzugang nur bei einem Abgang von Emeka Eze in Erwägung zieht.