Tiroler haben dem SK Sturm in der Vergangenheit durchaus ihren Stempel aufgedrückt. Man denke an Andreas Hölzl und Fabian Koch. Was das Duo verbindet: Beide haben mit den Grazern Titel gewonnen. Hölzl wurde Cupsieger 2010 und Meister 2011, Koch Cupsieger 2018. Nun will auch Andreas Kuen ein Erfolgskapitel schreiben. „Das ist schon ein großer Druck, aber wenn die Serie so weitergeht, wäre ich überglücklich“, sagt der Ötztaler, der aus Längenfeld kommt. In seinem Heimatklub spielte Kuen auch mit ÖFB-Teamspieler Alessandro Schöpf (Schalke) – „von der U6 bis zur U13“.
Seine Heimat verließ der 25-Jährige von Wacker Innsbruck aus mit 19 Jahren. Nach Rapid und FAC hieß sein letzter Arbeitgeber Mattersburg. Bei den Burgenländern erlebte er seinen Höhe- und Tiefpunkt gleichermaßen. „Ich habe meine bisher beste Saison hinter mir, weil ich das Vertrauen gespürt habe und auch viel Verantwortung übernehmen durfte. Im Urlaub nach der Saison haben wir auf unser Gehalt gewartet und plötzlich haben wir vom Konkurs erfahren, obwohl wir alle davon ausgegangen sind, dass wir beim Trainingsstart in Mattersburg sind. Damit hat keiner gerechnet“, sagt Kuen, der eigentlich noch einen Vertrag in Mattersburg bis 2021 gehabt hätte, aber nun ablösefrei zu haben war. „Ich habe einige Angebote aus der Bundesliga gehabt, aber Sturm hat mich mit dem Neustart überzeugt. Geschäftsführer Andreas Schicker wollte mich schon einmal zu Wiener Neustadt holen.“
Der Mittelfeldspieler, der in der Raute auf der linken Halbposition bzw. hinter den Spitzen eingeplant ist, trainiert mittlerweile schon regelmäßiger mit der Mannschaft. Immerhin zog er sich am 30. Juni einen Schlüsselbeinbruch zu. „Ich habe keine Probleme mehr. Das einzig Gefährliche ist, dass ich blöd hinfalle. Ab nächster Woche werde ich dann jedes Training voll mitmachen“, sagt Kuen, dessen Verletzungsakte prall gefüllt ist. Drei Kreuzbandrisse sorgten dafür, dass die Karriere des Spielmachers nicht schon früher in Schwung kam. „Aber jetzt bin ich bis auf den unglücklichen Schlüsselbeinbruch seit zwei Jahren ohne Verletzung geblieben.“
Erfolgreiche Dribblings, ein gutes Auge, punktgenaue Pässe in die Tiefe und einen Linksfuß, der an die guten Zeiten von Uros Matic und Peter Zulj anschließen soll, dürfen sich die Sturm-Fans erwarten. Für Trainer Christian Ilzer war Kuen „absoluter Wunschspieler“. Und als dieser freut sich Kuen auch auf das neue Abenteuer in Graz. „Ich hoffe, dass bald wieder viele Fans ins Stadion kommen. Dann ist hier schon eine sensationelle Stimmung. In Mattersburg war der Unterschied nicht so groß, als es plötzlich Geisterspiele gegeben hat, weil davor teilweise nur 1000 bis 2000 Zuseher im Stadion waren“, sagt Kuen, der derzeit auf Wohnungssuche ist – für sich, seine Freundin, die ebenfalls aus Tirol kommt, und seinen Hund.
Noch kein Thema ist der Neuzugang mit der Rückennummer 19 am Samstag (Lebring, 17 Uhr) im Testspiel gegen Lafnitz – auch nicht in der ersten Runde des ÖFB-Cups gegen den SV Innsbruck. „In der Länderspielpause werden wir ein Testspiel bestreiten. Da werde ich das erste Mal spielen, wenn alles planmäßig läuft. Für den Bundesligastart bin ich dann voll da“, sagt Kuen. Testkandidat Luka Prso wird bis Samstag bleiben und gegen Lafnitz Spielminuten bekommen. Gregory Wüthrich wird geschont.