Es ist naheliegend, dass Kinder aus Bischofshofen davon träumen, Skispringer zu werden. Immerhin begeistert die Vierschanzentournee jedes Jahr die Massen. Bei Sturm-Neuzugang Sandro Ingolitsch, der für Emanuel Sakic (unterschrieb bis 2022 bei Aris Saloniki, Sturm kassiert eine sechsstellige Ablöse) kam, war das nicht anders. „Als Kind bin ich von der 20-Meter-Schanze gesprungen. Meine Bestmarke ist bei 23 Metern gelegen“, sagt er. „Aber dann habe ich gemerkt, das ist doch nichts für mich. Die Höhe war nicht so meins. Ich habe bis heute größten Respekt vor Skispringern.“
Ein nicht ganz neuer Sport war für Ingolitsch mit zehn Jahren schnell gefunden. „Von klein auf ist es bei mir immer um Fußball gegangen. Ich bin mit 13 ins Internat von Salzburg und bin bis 2017 geblieben“, sagt der rechte Außenverteidiger, der mit den Mozartstädtern unter Trainer Marco Rose als Kapitän die Youth League im April 2017 mit u. a. Hannes Wolf, Patson Daka, Amadou Haidara oder Gideon Mensah gewann („Dieser Erfolg bleibt ewig in Erinnerung “) und zwei Monate später nach St. Pölten wechselte, wo er drei Jahre blieb. „Jetzt ist die Zeit reif für den nächsten Schritt. Sturm ist ein Topklub in Österreich, auch wenn es zuletzt nicht so gut gelaufen ist. Vor allem die Fans sind überragend. Als ich hier zu Gast war, habe ich meinen eigenen Trainer nicht gehört. Ich hoffe, dass wir vor vielen Fans spielen dürfen und vor der Kurve viele Siege feiern können.“
Heute steigt der 23-Jährige, der bis 2023 unterschrieb und das Trikot mit der Rückennummer 24 erhält, ins Training ein. Mit Tobias Schützenauer und Ivan Ljubic kennt er ein Duo aus den Nachwuchs-Nationalteams. Mit Österreich qualifizierte sich die Arbeitsbiene für die U17-WM bzw. die U19- und U21-EM. Sich selbst beschreibt der 15-fache U21-Teamspieler so: „Ich haue immer alles rein für die Mannschaft. Diese Konstanz spricht für mich.“
Unübersehbar sind auch einige Tattoos am linken Arm von Ingolitsch. „Die Uhr zeigt meine Geburtszeit, der Widder steht für mein Sternzeichen, der Adler und die Berge sollen meine Heimat darstellen und die Maria habe ich, weil ich ein gläubiger Mensch bin. Auf der Innenseite habe ich noch den spanischen Spruch ,Viva la Vida‘, also ,Lebe das Leben‘, weil mir die spanische Sprache taugt. Ich habe in der Coronazeit sogar versucht, ein paar Worte zu lernen.“
Ein baldiger Abgang auf die iberische Halbinsel ist aber nicht zu befürchten. „Der spanische Fußball passt nicht so zu mir“, sagt Ingolitsch, den eine sehr gute Freundschaft mit Xaver Schlager, Konrad Laimer und Patrick Pentz verbindet („Wir haben in diesem Sommer viel Zeit miteinander am Mondsee verbracht“). Als Lieblingsklub nennt Ingolitsch Liverpool, als Lieblingsspieler Philipp Lahm („Er war die Konstanz in Person und hat nie ein schlechtes Spiel gemacht“). Im Idealfall legt der sympathische Bischofshofener seine „Flugangst“ ab und setzt mit Sturm zu einem neuen Höhenflug an.