Mannschaften, die in sich super funktionieren, sehnen sich nicht nach Neuem. Aber bei jenen, die nicht so funktioniert haben, ist es genau umgekehrt.“ Christian Ilzer, von dem diese Worte kommen, leitet heute das erste offizielle Training beim SK Sturm. Auf ihm ruhen die Hoffnungen, dass der zuletzt nicht funktionierenden Mannschaft der Grazer wieder Leben eingehaucht wird. „Ich habe schon einige Mannschaften trainiert und weiß, was erfolgreiche Teams ausmacht. Es braucht Struktur, Hierarchie und eine klare Spielidee, mit der sich alle voll identifizieren“, sagt der Steirer.
Neugier und Vorfreude herrschen bei Ilzer klarerweise vor. „Das gegenseitige detaillierte Kennenlernen ist immer spannend. Denn keine Mannschaft ist wie die andere. Aber je schneller man sich findet, umso besser kann man richtig erfolgreich miteinander arbeiten“, sagt der 42-Jährige, der seine Vorgehensweise näher erklärt. „Als Trainer zündest du in der Mitte des Kreises Dinge an und gibst Impulse. Diese fangen dann zu wachsen an und im Idealfall verlasse ich den Kreis bald wieder, weil die Mannschaft die Idee umsetzt und mit der Identität der Gruppe feinjustiert.“ Nachsatz: „Bei der Austria habe ich den Kreis nie verlassen.“
Doch zurückschauen will der erste steirische Trainer bei Sturm seit Robert Pflug 1992 nicht mehr. Und auch die Spieler der Schwarz-Weißen freuen sich auf den Neustart. „Frischer Wind und neue Ideen schaden nach unseren zuletzt gezeigten Leistungen sicher nicht“, sagt Stefan Hierländer, der mit seinen Teamkollegen einige Innovationen hautnah miterleben wird. Neben Ilzer stellen sich auch dessen Co-Trainer Uwe Hölzl und Dominik Deutschl sowie Athletiktrainer Marco Angeler und Masseur Remo Mally vor. Als neuer Teammanager wird Ex-Profi Martin Ehrenreich agieren. Zudem übernimmt Entwicklungscoach und Sturm-Legende Günther Neukirchner eine entscheidende Rolle im Coaching der Defensive. Ilzer: „Mir war es ganz wichtig, dass er bei mir dabeibleibt. Immerhin kennt er Sturm in- und auswendig.“
Der Tagesablauf wird neu getaktet. So gibt es kurze (8.30 bis 13 Uhr) und lange (8.30 bis 17 Uhr) Tage. Mit dem gemeinsamen Frühstück, das im frisch gestrichenen Gemeinschaftsraum abgehalten wird, geht es beispielsweise heute los. Ab 9.15 Uhr kommt es zu kurzen Ansprachen von Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker und Ilzer, ehe man zur individuellen, physischen Trainingsvorbereitung übergeht – mit professioneller Begleitung von Angeler, Deutschl und Reha-Trainer Bernd Prorok. Um 10.45 Uhr betreten die Protagonisten dann den Rasen in Messendorf und absolvieren ihre erste Einheit bis 12 Uhr. Bis 13 Uhr steht Regeneration auf dem Programm. Am Dienstag gibt es dann ein gemeinsames Mittagessen und ein zweites Mannschaftstraining um 15 Uhr.
Die Chance, sich zu präsentieren, haben ab heute auch zwei weitere Nachwuchsspieler der Grazer. Außenverteidiger Paul Komposch (19) und Mittelfeldspieler Sandro Schendl (17) werden hochgezogen, um 20 Feldspieler für Trainingsübungen zur Verfügung zu haben, nachdem Markus Lackner, Lukas Grozurek und Lukas Spendlhofer zumindest großteils in einer eigenen Trainingsgruppe aktiv sein werden.
Für Sturm beginnt heute ein neuer Zyklus, der eine längere Ära einleiten soll. Ilzer sagt dazu: „Unser Ziel muss es sein, dass wir etwas in die Mannschaft bringen, dass sie sich in einem Jahr nicht nach Neuem sehnt.“