Gratulation zu Platz drei. Wie lange haben die Feiern gedauert?
FERDINAND FELDHOFER: Vielen Dank. Durchaus möglich, dass einige Spieler noch heute unterwegs sind. Ich bin am Sonntag mit meiner Frau gegen Mitternacht nach Hause gefahren.
Ihre Familie wird Sie in den vergangenen Wochen nicht oft gesehen haben?
Richtig. Es gab rund um die Uhr nur Fußball. Meine Frau und meine Kinder haben mich bestmöglich unterstützt und mich von den alltäglichen Arbeiten zu Hause befreit. Normalerweise bin ich gerne im Garten, da kann ich mich gut entspannen.
Dafür blieb zuletzt keine Zeit?
Nein, die Situation mit den vielen englischen Wochen war extrem herausfordernd. Auch, weil nach den Niederlagen gegen Hartberg und Rapid fast keiner mehr an uns geglaubt hat.
Im Gegensatz zu den Spielern und dem Trainerteam?
Wir waren überzeugt von uns. Der Schlüssel waren die beiden Unentschieden gegen Salzburg.
In diesen Partien haben Sie den erst 18-jährigen Kai Stratnzig debütieren lassen.
Für mich gibt es kein Jung oder Alt. Er muss gut sein, sonst spielt er nicht. Kai hat sich im Training aufgedrängt. Für uns war klar: Wenn Mario Leitgeb ausfällt, wird Kai spielen. Und eines möchte ich dazu bitte festhalten.
Was genau?
Wir haben es in dieser intensiven Zeit geschafft, „nebenbei“ junge Spieler zu entwickeln und dadurch unseren Kader zu verbreitern.
Es haben aber nicht nur die Jungen überzeugt, oder?
Nein, sondern die gesamte Mannschaft. Auch jene Spieler, deren Abgang schon länger festgestanden war. Keiner, absolut keiner hat sich hängen lassen, jeder hat bis zur letzten Sekunde alles gegeben.
Auch die „Alten“ haben die Spiele durchgezogen?
Genau. Dass 34-, 35-jährige Spieler wie ein Michael Liendl oder Nemanja Rnic alle drei Tage Leistungen auf höchstem Niveau abrufen, ist unglaublich – aber kein Zufall. Unser Fitness- und Rehateam mit Marcel Kuster, Hannes Sauerschnig und Thomas Gutschlhofer hat ganze Arbeit geleistet.
Welchen Anteil an Platz drei haben Ihre Trainer-Vorgänger?
Einen sehr großen. Gerhard Struber und Mo Sahli haben mir ein funktionierendes Werkl überlassen. Und dass Shon Weissman in Wolfsberg spielt, haben wir noch Ex-Trainer Christian Ilzer zu verdanken, der die Verpflichtung von Shon vorangetrieben hat.
Ein Abgang von Weissman im Sommer ist wahrscheinlich. Wie läuft die Kaderplanung?
Wenn man Corona etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es die Zeit, die ich hatte, um Spieler zu scouten. Ich habe mich mit mehreren Hundert Spielern beschäftigt. Der Vorstand hat nun von mir eine kleine Liste mit Namen bekommen. Die Entscheidung, ob Spieler nun verpflichtet werden oder nicht, obliegt aber natürlich der Vereinsführung.
Hartberg hat Sturm in der Steiermark den Rang abgelaufen. Was sagen Sie zur Performance der Grazer?
Ich habe mich schon in der Causa LASK nicht zu Wort gemeldet und möchte das auch hier nicht tun. Sturm wird sicher die richtigen Schlüsse ziehen. Ich befasse mich mit Themen, die ich beeinflussen kann.
Sturm ist auf der Suche nach einem neuen Trainer. Wenn die Grazer bei Ihnen anrufen: Was würden Sie sagen?
Hallo. Vielen Dank, aber ich fühle mich in Wolfsberg extrem wohl und habe vor, noch länger hierzubleiben.