Platz sechs ist für den SK Sturm schon vor der letzten Runde gegen Hartberg am Sonntag (17 Uhr) einzementiert. Nach Rang fünf im Vorjahr inklusive Europacup-Quali-Einzug, was den Ansprüchen der Führungsriege nicht entsprochen hatte, ging es also noch einmal bergab. Und das trotz eines Trainerwechsels und kostspieligen Transfers, die das Gehaltsvolumen in der Nachkonkurs-Ära einmal mehr zu einem Rekordhoch explodieren ließen.
Vom Kurs des eingeschlagenen Weges abrupt abzuweichen, ist alternativlos. Das hat sogar die Führungsspitze erkannt. Auch deshalb, weil das Budget um 25 Prozent gesenkt werden muss. Somit steht Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker vor der undankbaren Aufgabe, den Umbruch in die Wege zu leiten. Heute führt der Steirer Gespräche mit einigen Akteuren, die keine Zukunft mehr im schwarz-weißen Trikot haben. Es wird wohl nahezu sämtliche Protagonisten mit auslaufenden Verträgen treffen. Einzig bei Thorsten Röcher und Christoph Leitgeb ist ein Verbleib möglich. Leitgeb ist kein Stammspieler mehr, doch seine profihafte Einstellung und seine in zwölf Jahren Salzburg gewonnen Erfahrung, was es benötigt, erfolgreich zu sein, sind gerade für den neuen Weg, vermehrt auf die eigene Jugend zu setzen, Goldes wert. Leitgeb lebt den Jungen auch abseits des Rasens vor, wie der Hase läuft – etwa was Zusatzschichten in der Kraftkammer angeht.
Diese Aufgabe wäre eigentlich für Lukas Spendlhofer vorgesehen gewesen. Dafür bekam er im Vorjahr von Günter Kreissl einen hoch dotierten Dreijahresvertrag mit einem Gesamtvolumen im siebenstelligen Eurobereich. Selbst frühere Wegbegleiter warnten davor, da der 27-Jährige dafür bekannt ist, sein Potenzial nur dann abzurufen, wenn er um einen Vertrag kämpfen muss. Mit dem geringsten Aufwand über die Runden zu kommen, darf nicht der Anspruch eines Führungsspielers sein. Von einem Vizekapitän darf man sich zudem auch fernab des Platzes Verantwortungsgefühl für andere, vor allem jüngere Spieler erwarten. Dem ist Spendlhofer nicht gerecht worden, weshalb eine Trennung zwar kostspielig, aber unumgänglich sein wird.
Keine beneidenswerte Aufgabe fällt auf jeden Fall Schicker zu. Er muss die sportliche Großbaustelle Sturm sanieren. Hinterlassen hat sie Vorgänger Kreissl, der den Kader zwar mit viel Breite, aber teils wenig Klasse und Homogenität erstellt hat. Wer jetzt erwartet, dass in diesem Sommer alles wieder gut sein wird, irrt gewaltig. Selbst bei weiteren Abgängen, die wie Spendlhofer noch einen Vertrag haben, sind aufgrund der Einsparungsmaßnahmen keine großen Sprünge auf dem Transfermarkt möglich – am ehesten noch in der Innenverteidigung und in der Offensive. Es wird also Geduld und mehrere Transferperioden benötigen, bis die Handschrift von Schicker erkennbar sein wird. Es gilt den Scherbenhaufen aufzuräumen und Trainer sowie Mannschaft neu aufzustellen. Dafür müssen alle in ihrem Metier Vollgas geben und Einigkeit leben. Nur so kommt Sturm gestärkt aus der Krise.