Kurz vor 14.30 Uhr hat Nestor El Maestro das Trainingsgelände in Messendorf verlassen. Wenige Momente zuvor hatte der 37-Jährige von seiner Freistellung beim SK Sturm erfahren. 379 Tage dauerte somit das Engagement des gebürtigen Serben bei den Grazern. Es ist irgendwie schicksalhaft, dass El Maestro nach einem Jahr gehen muss. Damals, also bei den Vertragsverhandlungen, wollte er selbst nur einen Ein-Jahres-Vertrag. Zwei Jahre sind es geworden, weil der damalige Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl eine längerfristige Lösung wollte.
El Maestro war der dritte Trainer, den Kreissl geholt hatte – und er ist der dritte, der vorzeitig gehen muss. Nach Roman Mählich und zuvor Heiko Vogel. Detail am Rande: Kreissl hatte bei der Vorstellung El Maestros seine eigene Zukunft von jener El Maestros bei Sturm abhängig gemacht. Ob er sich daran erinnert und jetzt seinen bereits unterschriebenen Vertrag (ab 5. Oktober) antreten darf, wird sich weisen. Es wird jedenfalls eine Geldfrage.
„Das war nur der erste Schritt von einigen Dingen, die wir verändern werden“, sagte Präsident Christian Jauk gestern. In einer „Perspektivenklausur“ kurz nach Saisonende sollen die nächsten Schritte besprochen werden, wird sich der Klub neu aufstellen. Die Freistellung von El Maestro und dessen Co-Trainer, Bruder Nikon, „war nur der erste Schritt. Wir wollten ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für die Zukunft. Denn es war klar, dass wir nicht mit dem Trainer in die neue Saison gehen. Dazu haben wir nicht die nötige Entwicklung gesehen“, erklärte Jauk.
Die Statistik zeigt: In 32 Pflichtspielen gab es 13 Siege, 5 Unentschieden sowie 14 Niederlagen und damit einen Punkteschnitt von 1,38. Trotz den nicht gerade erfolgreichen Zahlen hielt Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker lange Zeit an El Maestro fest. Nun aber fand man kaum noch Argumente für einen Verbleib. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Nestor ein guter Trainer ist. Leider ist es uns in der gesamten Saison nicht gelungen, konstant gute Leistungen zu bringen. Gerade die Bilanz gegen die größeren Teams der Liga ist nicht zufriedenstellend“, sagte Schicker. El Maestro verabschiedete sich gestern von den Angestellten im Büro, wird heute der Mannschaft Adieu sagen.
Thomas Hösele, Trainer der Amateure, übernimmt das Training gemeinsam mit Co-Trainer David Tauschmann interimistisch. Entwicklungstrainer Günther Neukirchner, der schon Nikon El Maestro assistierte, bleibt im Team. Schicker hat umgehend mit der Suche nach einem neuen Trainer begonnen. Eile mit einer definitiven Entscheidung hat er nicht. „Wir nehmen uns die Ruhe und Zeit, damit wir den richtigen Kandidaten für eine langfristige Entwicklung finden“, sagte der Steirer. Trainerprofil gibt es keines. Nur eines steht fest: Der Coach muss Deutsch sprechen.
Die Schwarz-Weißen empfangen am Sonntag (19.30 Uhr) die Rapidler, die Mittwoch gegen Salzburg in ein 2:7-Debakel gelaufen sind. Man darf auch gespannt sein, ob Lukas Spendlhofer weiterhin Badetage mit der Familie verbringen darf oder ob er unter Thomas Hösele zurück in den Kader kehrt. Es sind also noch einige Baustellen zu bearbeiten. Aber wie sagte Präsident Jauk: „Die Freistellung des Trainers war nur der erste Schritt für einen Neustart.“