Es war nicht wirklich „Gnade vor Recht“, die Sturm-Trainer Nestor El Maestro nach seiner kurzen Entgleisung gegen Salzburg vor dem Strafsenat der Bundesliga erfuhr, es war aber auch keine eiserne Härte. Denn: Die bedingte Strafe gegen den Serben aus dem Herbst wurde zwar „widerrufen“ und schlagend, wie es im Fachjargon heißt, aber doch abgeschwächt: Nicht einen Monat darf El Maestro nicht an der Seitenlinie arbeiten, sondern „nur“ vier Spiele. Wegen des dichten Spielplans. Dazu muss er aber auch die 500 Euro aus dem Herbst berappen, die nach den Wortmeldungen gegen Salzburg noch einmal um 2000 Euro „aufgefettet“ wurden. Lukas Spendlhofer muss ein Spiel pausieren.
Der SK Sturm nahm den Spruch des Strafsenats zur Kenntnis – kommentarlos. „Voller Fokus auf Sonntag“, lautete die Devise. Und die kommt nicht von ungefähr, denn just das Steirer-Derby in Hartberg wird zu einer Art Finale. Bei einer Niederlage hat Hartberg schon einen Polster. „Im Moment ist es ein Duell um den fünften und letzten Platz, der für Europa da ist. Wir kämpfen um die letzte Chance, diese Möglichkeit wahrzunehmen“, sagte Nestor El Maestro, auch wenn er ergänzt: „In dieser Liga kann sich das aber auch ganz schnell wieder ändern.“
Klar ist: Sturm braucht einen Sieg, schon um der eigenen Definition als Nummer-eins-Klub der Steiermark gerecht zu werden. Auch wenn das für den Trainer keine Rolle spielt: „Für mich ist es gar nicht bedeutsam, ob wir vor oder hinter Hartberg sind. Unser Bewerb ist die Österreichische Bundesliga. Und ganz ehrlich: Wenn Hartberg Meister würde und wir immer Zweiter wären, würde ich mich auch jedes Jahr freuen!“
Diese Ansicht teilt er auch mit Hartberg-Trainer Markus Schopp; wobei es gar nicht um den Meistertitel für die Oststeirer geht, sondern um die Bedeutung, der beste steirische Klub zu sein. „Das ist mir komplett egal. Mir geht es um die Weiterentwicklung meiner Mannschaft. Aber ich kann mir vorstellen, dass es bei Sturm Leute gibt, die das kritisch sehen. Immerhin ist Sturm in einer Situation, mit der man nicht gerechnet hat.“
Schopps Elf ist für El Maestro übrigens eine Art „Wundertüte“: „Man kann selten sagen, was passiert.“ Das liege auch an einigen „phlegmatischen“ Spielern: „Das bedeutet auch fehlende Konstanz“, erklärt er, „aber an guten Tagen können ein Rep, ein Tadic, ein Doussou überall in Österreich spielen.“
Was es für El Maestro bedeutet, nicht auf der Bank sitzen zu können? „Mehr Arbeit! So fünf, bis sechs Stunden, in denen ich alles vorbereiten muss, was ich mit dem ganzen Team besprechen muss, weil ich ja nicht auf der Bank reagieren kann.“ Übrigens sieht El Maestro sogar Vorteile in der Verbannung: „Man sieht ja von weiter oben besser, kann vielleicht sogar nüchterner analysieren. Und immer, wenn ich nicht auf der Bank war, haben wir ganz gut gespielt. Mein Bruder Nikon macht das ganz gut!“