Die Tormaschine rollt aus Salzburg an. Wenn der Meister heute (20.30 Uhr) in der Merkur-Arena beim SK Sturm gastiert, werden nicht viele auf die Grazer setzen. 82 Treffer erzielten die Mozartstädter in dieser Saison. Zur Einordnung: Das sind um sechs mehr, als Sturm und Hartberg zusammen haben. Dazu befinden sich die Schwarz-Weißen in einer Unform. In den vergangenen vier Partien gab es nur einen Punktgewinn – zuletzt sogar drei Niederlagen in Serie. Deshalb hat Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker auch die „Woche der Wahrheit“ ausgerufen. Heute und am Sonntag in Hartberg müsse eine Reaktion her, ansonsten gehe es „sicher nicht so weiter“.
Und doch ist etwas Zuversicht durchaus angebracht. Ausgerechnet gegen die Topmannschaft der Liga hat Sturm zwei der besten Saisonleistungen abgeliefert. Dem 1:1 zu Hause folgte ein (unglückliches) 0:2 in Salzburg – auch deshalb, weil Trainer Nestor El Maestros Philosophie gegen Salzburgs Spielanlage am wirksamsten ist. Das Heimspiel hat Ivan Ljubic in positiver Erinnerung. Der Mittelfeldspieler erzielte im Herbst sein einziges Bundesliga-Tor für Sturm. „Das bleibt mir ewig in Erinnerung, weil kurz davor mein Opa verstorben war. Gegen Salzburg haben wir auch immer gute Leistungen gezeigt, deshalb ist sicher etwas möglich“, sagt der 23-Jährige zuversichtlich. „Dafür müssen wir aber hinten endlich kompakt stehen, mutiger nach vorne sein und auch die Konter fertig spielen. Viele Möglichkeiten kriegt man gegen die Salzburger nicht. Der Meistertitel geht höchstwahrscheinlich wieder an sie.“
"Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, worum es geht"
An besagtem 19. Oktober 2019 ließ Salzburg-Trainer Jesse Marsch aufhorchen, indem er sagte: „Uns hat in dieser Saison noch keine Mannschaft in dieser Art und Weise gefordert.“ Ein Zeichen dafür, dass Sturm das Potenzial hätte, es aber nicht ausschöpfen kann. Deshalb sieht Ljubic die zuletzt geäußerte Kritik gerechtfertigt. „Das, was wir zuletzt gezeigt haben, passt nicht zu unseren Ansprüchen. Wir sind kein kleiner Verein, wir sind Sturm. Dessen müssen sich alle bewusst sein“, sagt der Wiener, der nachlegt. „Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, worum es geht. Wir stehen alle schlecht da und wollen uns nicht weiter so präsentieren wie zuletzt.“ Vor allem ein Negativrekord soll nicht weiter ausgebaut werden. Sturm hat von sechs Heimspielen in der Meistergruppe alle sechs verloren.
Nach dem Vertrauensbeweis von Schicker („Ich bin voll von ihm überzeugt“) sieht sich El Maestro in einer speziellen Drucksituation. „Ich schätze den Rückhalt, weil er in diesem Geschäft außergewöhnlich ist. Natürlich will man dieses Vertrauen zurückzahlen“, sagt der 37-Jährige, der weiter auf den verletzten Jakob Jantscher verzichten muss. Dafür kehrt der zuletzt gesperrte Anastasios Avlonitis in die Startelf zurück. Ein gutes Omen: Bei den zwei höchsten Saisonniederlagen (0:4 gegen den WAC und Rapid) fiel der griechische Abwehrchef aus.