Das ist die Woche der Wahrheit!“ Sturms Geschäftsführer Andreas Schicker stößt die Darbietung der Grazer bei der 0:4-Niederlage in Hütteldorf gegen Rapid noch immer sauer auf. Deshalb gibt es jetzt auch ein Ultimatum für die Spiele gegen Salzburg (Mittwoch) und in Hartberg (Sonntag). „Wenn man in diesen zwei Spielen keine Reaktion sieht, geht es sicher nicht so weiter“, sagt Schicker.

Wer glaubt, dass Nestor El Maestro vor dem Rausschmiss steht, irrt. Der Trainer genießt bei Schicker weiter volles Vertrauen. „Ich bin nach wie vor voll von ihm überzeugt, weil ich sehe, wie er die Mannschaft vorbereitet und trainiert. Nestor bringt Leidenschaft rein und brennt total. Er stellt die Mannschaft immer sehr gut ein. Das sieht man auch zu Beginn der Partie“, sagt der 33-Jährige, der Kritik am Trainer durchaus registriert. „Nestor ist erstmals in so einer Situation. Als Cheftrainer hat er zuvor immer nur Erfolg gehabt. Klar drückt er sich manchmal unglücklich aus. Und ja, es schaut oft nicht gut aus, wenn wir ein Gegentor kriegen. Aber ich glaube, dass wir nicht so schnell wieder einen so guten Trainer finden. Es sollte niemand einen Trainer nach Interviews bewerten.“ In Bezug auf die fehlenden Offensivideen sieht Schicker nicht den Coach verantwortlich: „Das, was im letzten Drittel passiert, hat am wenigsten mit Trainerarbeit zu tun. Da ist Kreativität von den Offensivspielern gefragt, da gilt es, Verantwortung zu übernehmen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

"Ich schrecke vor nichts zurück"

Was passiert aber, wenn es gegen Salzburg und Hartberg keine deutliche Reaktion geben wird? „Dann wird es Veränderungen im Spielerbereich geben. Und dann macht es auch keinen Unterschied, ob derjenige einen laufenden Vertrag hat oder nicht. Ich schrecke vor nichts zurück.“ Klare Worte, die einen baldigen Schnitt vermuten lassen. Wenngleich Schicker schon betonen will, dass er „hoffe, die nächsten beiden Spiele ein anderes Gesicht zu sehen. Wir reden schon zu lang über die gleichen Dinge. Die Mannschaft ist jetzt gefordert.“

Nach Franco Foda, der den Verein freiwillig verlassen hat, um ÖFB-Teamchef zu werden, hat der SK Sturm zwei Trainer frühzeitig entlassen. Heiko Vogel wurde nach nur 29 Bundesligaspielen freigestellt, Roman Mählich durfte gar nur 20 Partien miterleben. „Ich bin nicht bereit, dass wir innerhalb kürzester Zeit den dritten Trainer opfern. Wir drehen uns sicher nicht drei Mal im Kreis“, sagt Schicker unmissverständlich. In Bezug auf die unmittelbar nach dem 0:4 bei Rapid getätigte Äußerung („Ich weiß, woran es liegt“) möchte der Steirer vorerst nicht ins Detail gehen. „Frühestens Sonntag gibt es dazu mehr, was ich aber nicht hoffe.“

Familie nur im Leitbild erkennnbar

Nicht ausgeschlossen ist weiterhin ein Europacupstartplatz. Mit Platz fünf (Schicker: „Das ist weiter unser Minimalziel“) würden die Schwarz-Weißen auf den Sieger des Duells in der Qualifikationsgruppe (Erster gegen Zweiten) treffen und mit diesem Klub um ein Ticket für die Europa-League-Qualifikation rittern. Angesichts der Haltung des Neo-Geschäftsführers dürfte aber ohnehin eine Zäsur beim Cupsieger von 2018 anstehen. Schicker ist nämlich überzeugt, nur mit Kontinuität langfristig erfolgreich sein zu können. Als ersten Schritt gilt es für ihn, die in den vergangenen Jahren entstandenen Baustellen zu erkennen und zu schließen. Diesen Prozess mit dem richtigen Fingerspitzengefühl umzusetzen, darf als echte Bewährungsprobe angesehen werden. Es wäre ein erster Schritt, dem Leitbild-Satz „Wir sind eine Familie“ wieder etwas näherzukommen – nicht nur im sportlichen Bereich, sondern im gesamten Verein.