Der Dienstag ist bei den Klubs der höchsten österreichischen Fußball-Spielklasse rot angestrichen. Es ist voraussichtlich der Tag X, an dem mit dem Training in Kleingruppen begonnen werden darf. Voraussetzung ist die schriftliche Verordnung der Bundesregierung in Sachen Lockerungen im Sport sowie ein daraus resultierender Beschluss der Fußball-Bundesliga, wie Mannschaften trainieren dürfen. Mit Spannung warten sämtliche Trainer und Betreuer, wie umfangreich die Gruppen sein dürfen. Sechs Personen, acht oder doch mehr? Wo dürfen sich die Spieler aufhalten? Man weiß es aktuell nicht.
Die Kraftkammern sind gesperrt. Aber was ist mit den Hanteln? Müssen diese nach jedem Spieler desinfiziert werden? Wahrscheinlich. Aber wer macht das? Und was ist mit den Bällen, die die Tormänner angreifen? Die Torleute spucken für mehr Grip in die Handschuhe und werfen dann den Ball wieder aus. Geht das aber auch weiterhin? „Wir müssen abwarten, was in der Verordnung steht“, sagt Sturm-Trainer Nestor El Maestro. Fix bei Sturm ist: Die Spieler kommen ausschließlich zum Training. Die Kabine ist tabu, es muss zu Hause geduscht werden und auch das Trainingsgewand müssen die Spieler in der eigenen Waschmaschine waschen. Die „technischen Modalitäten“ sind das eine, die Fitness der Spieler nach über vierwöchigem Heimtraining das andere. Was wird gemacht in der ersten Woche?
„Unsere Heimprogramme waren sehr intensiv, deshalb denke ich, dass alle Spieler sehr schnell einen guten Leistungslevel haben werden. Wir werden die Spieler dennoch auf die Waage stellen und mittels Shuttle-Run-Test feststellen, wie fit sie sind“, sagt Sturms Konditionstrainer Walter Niederkofler. Er wird im physischen Bereich „vor allem präventiv“ arbeiten. Informationen aus Deutschland besagen, dass etliche Spieler beim Wiederbeginn muskuläre Probleme hatten. El Maestro hat durch seine Kontakte wichtige Informationen eingeholt. „Deshalb werden wir äußerst behutsam vorgehen“, erklärt Niederkofler: „Ich denke, wir müssen die Spieler bremsen. Sie wollen sicher alle gleich gegen den Ball treten, wahrscheinlich mit voller Wucht. Das müssen wir verhindern. Im Lauftraining belastest du anders als im Training mit Ball. Da kannst du zu Hause Übungen gemacht haben, wie du willst.“
Matten werden bei Sturm auch nicht benutzt. Bei Schönwetter wird man auf dem Kunstrasen die Stabilisationsübungen machen. Konditionsexperte Niederkofler geht also von einer raschen guten Fitness bei den Spielern aus. Trainer El Maestro sagt offen und ehrlich: „Keiner weiß wirklich, wo die Spieler stehen. Und ich denke, dass es große Unterschiede in Sachen Fitness bei den Spielern geben wird.“
Beim TSV Hartberg sieht Athletiktrainer Alexander Kontra die Umstände in den kommenden Tagen und Wochen als Chance: „In Kleingruppen kann man viel intensiver arbeiten, weil sich keiner der Spieler herausnehmen kann.“ Die Umstellung vom üblichen Athletiktraining mit physischer Anwesenheit der Spieler zum Heimtraining war für Kontra in der Planung keine große. „Es ist im Prinzip das Gleiche wie in der Winter- oder Sommerpause. Da bekommen die Spieler ja auch einen Plan für ein Heimtraining.“
Jeden Montag gab es für die Oststeirer ein Programm für die gesamte Woche, „wir haben auch Challenges eingebaut, damit ein bisserl Abwechslung dabei ist. Vor allem für den Kopf war das in den letzten Wochen für die Spieler sicher nicht immer einfach. Wann wird aber Kontra seine Spieler wieder als „matchfit“ einstufen können? „Wenn die Burschen das Heimprogramm ordentlich gemacht haben – und davon gehe ich aus, weil das alles Profis sind –, würde ich mit vier oder fünf Wochen rechnen. Wie in einer normalen Saisonvorbereitung eben.“
Dass die nächste „Saison“ allerdings nur zehn Spieltage umfasst, macht dabei keinen Unterschied: „Egal ob zehn oder zwanzig Spiele, wir müssen beim ersten Spiel fit sein.“