Einige Vorgänge bei Fußballklubs sind nicht immer durchschaubar. Das müssen sie nicht sein und das ist weiter auch kein Problem. Manch ein Verein bedient sich eben der Variante des Tarnens und Täuschens. Die Kontrahenten sollen nicht zu früh interne Strategien erkennen können. Was der SK Sturm allerdings gestern abgeliefert hat, war weder Tarnen noch Täuschen. Es war eine unglückliche Provinzposse in all ihren Facetten, die selbst bei Unbeteiligten für Fremdschämen sorgte.
Der Präsident bestätigt in einem Sky-Interview den Abgang seines Sport-Geschäftsführers. Der spricht in seiner ersten emotionalen Reaktion von einem unprofessionellen Verhalten des Klub-Chefs. Stunden später rudern beide zurück, versuchen es zumindest.
Fehler passieren. Macht weiter nichts. Präsident Christian Jauk gab auch zu, dass seine Antwort im Interview zu lang ausgefallen und zu unkonkret war, was die Vertragssituation von Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl betrifft. Die Aussage „Ich bestätige“ in seinen Ausführungen habe sich auf den Wunsch von Kreissl nach Auszeit bezogen. Kreissl würde solch eine Pause nach den kraftraubenden Jahren beim SK Sturm auch zustehen. Im März werde man also über das Ende der Amtszeit Kreissls reden. Abgehakt, würde man meinen. Nicht ganz. Wenn Kreissl den Vorstand bereits im Sommer des Vorjahres über seinen Schritt seiner Auszeit und damit das Ende seiner Tätigkeit für den Klub informiert habe, worauf wartete man bei Sturm? Hat man bereits einen neuen Geschäftsführer? Oder steht der Nachfolger in der Person von Andreas Schicker bereits fest? Mit der Entscheidung für Schicker, bisher engster Mitarbeiter Kreissls, hätte man längst für Klarheit sorgen können. Dann wäre dem Klub der gestrige Tag inklusive des großen Theaters erspart geblieben. War es nur ein Sturm im Wasserglas?
Ja und nein. Wie gesagt, Fehler passieren. Unglückliche Statements begleiten den Klub allerdings schon länger. Nach einem schwachen Europacup-Spiel in Haugesund hat der Präsident die Fans damit beruhigt, indem er die Verpflichtung von Bekim Balaj verraten hat. Abgestimmt war die Verlautbarung weder mit dem Vorstand noch mit der sportlichen Führung. Dazu kamen die unprofessionellen Trainerentlassungen von Franco Foda, Heiko Vogel oder Roman Mählich. Alles Punkte, bei denen sich der Klub angreifbar gemacht hat. Und jetzt der präsidiale TV-Sager. Der SK Sturm hat sich in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen weiterentwickelt, keine Frage. Solche wiederkehrenden Ausrutscher mögen für den einen oder anderen unterhaltsam sein. Werbung für den Verein ist dies aber keine. Viel mehr ist es eine Beschädigung des eigenen Images. Das ist schade, weil der SK Sturm Graz eine Marke mit viel Potenzial ist, begeistern kann und Vorbild sein sollte. Die Protagonisten machen es sich selbst schwieriger als notwendig. Es könnte so leicht sein, wenn intern klar und direkt kommuniziert wird und sich alle daran halten.
Es braucht Ehrlichkeit, gegenseitiges Vertrauen innerhalb des gesamten Vereins sowie eine gewisse Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Mit einer internen Geschlossenheit ist die Strahlkraft nach außen ungleich heller. Das gilt für das Büro ebenso wie für die Mannschaft.
Beides – der sportliche Erfolg und die fehlenden Entscheidungen – ist derzeit beim SK Sturm enorm ausbaufähig. Der erst kürzlich bei der Generalversammlung gewählte Vorstand ist also gefordert. Klare Entscheidungen, so hart sie auch ausfallen mögen, währen nämlich länger als Tarnen und Täuschen. Fix ist: Undurchschaubarkeit abseits des Rasens kann schnell zur Implosion des Vereins führen.