Wie viele Kilometer laufen die Spieler pro Trainingseinheit? Wie viele Sprints machen sie? Wie schnell laufen sie? Und mit welcher Herzfrequenz? Noch vor wenigen Jahren herrschte im Trainingsbetrieb von Fußballmannschaften darüber völliges Rätselraten. Mittlerweile nicht mehr. Wenn die Belastung bei Spielern im Training zu hoch wird, kann Nestor El Maestro sofort reagieren und die Spieler aus dem Training nehmen. Möglich machen das Westen, die ausschauen wie Sport-BHs und mit einem Chip versehen sind, der jeden Schritt und jede Bewegung der Spieler aufzeichnet. In Echtzeit werden die Daten auf dem Laptop von Axel Widorn, Student der Sportwissenschaften der auch seine Masterarbeit über dieses Thema verfassen wird, gezeigt.
„In der Vorbereitungszeit tragen die Spieler diese Westen in jeder Einheit, im Laufe der Saison, wenn vermehrt taktische Inhalte trainiert werden, nur bei etwa drei Einheiten pro Woche und natürlich bei den Spielen“, sagt Geschäftsführer Sport Günter Kreissl. Bei Spielen sieht Widorn ebenfalls in Echtzeit, welcher Spieler wie fit ist, ist via Funk mit Chefscout Andreas Schicker verbunden und kann über Schicker das Trainerteam vor Überbelastungen warnen. Im Grunde gibt es keinen Parameter, der über die Tracker nicht gemessen werden kann. „Ich kann per Mausklick aussuchen, was ich brauche und was nicht“, sagt Widorn. Fast 3000 Teams weltweit vertrauen dem Anbieter Catapult – wie auch Sturm seit mehr als zwei Jahren.
Hartberg nutzt zum gleichen Zweck seit dieser Saison die Technologie von StatSports. Athletiktrainer Alexander Kontra und Sportwissenschaftler Christoph Glashüttner sind bei den Hartbergern dafür verantwortlich. Anders als bei Sturm wird in der ganzen Saison jede Einheit so überwacht. „Wir schauen uns Belastung für Belastung extra an, um zu sehen, ob die Übung den Zweck erfüllt, den wir uns vorstellen.“ Kontra, der auf der Ersatzbank sitzt und Glashüttner, der bei Spielen den Laptop überwacht, sind nicht per Funk verbunden, sondern via WhatsApp.
Sturm vertraut bei der Belastungsüberprüfung aber nicht nur Daten und Zahlen, auch Blut wird genommen und der CK-Wert, das ist ein Muskelentzündungswert, bestimmt, der aussagt, wie beansprucht die Muskulatur ist. „Wir haben das drei Monate lang täglich bei jedem Spieler gemacht“, sagt Hartbergs Kontra. Die Hartberger haben wieder damit aufgehört. Aus Kontras Sicht machen Messungen des CK-Werts keinen Sinn, wenn sie nicht täglich passieren. Und dafür wäre das Team der Hartberger zu klein.
Clemens Ticar aus Belek