Mit einer Nacht Abstand war der ärgste Ärger nach dem 3:3 des SK Sturm in Mattersburg beim Geschäftsführer Sport verraucht. Der Vorwurf, dass Sturm in vier Spielen aufgrund falscher Schiedsrichterentscheidungen Punkte hatte liegen lassen, blieb aber bestehen. „Wir fühlen uns nicht verfolgt, keineswegs, ich bin kein Verschwörungstheoretiker“, sagt Günter Kreissl, „aber der Schiedsrichter hat mir ja im Gespräch eingestanden, dass er Fehler gemacht hat.“
Fehler, die Kreissl auch in drei Spielen zuvor gesehen hat: „Da haben wir uns aber gentlemanlike zurückgehalten, die Fehler nur bei uns gesucht. Dieses emotionale Spiel, ein 3:3, da ist es bei allen kollektiv übergekocht. Wir sind übers Ziel hinausgeschossen, auch wenn ich inhaltlich bei allen Punkten bleibe. Es ist offenbar wenig Respekt vor Sturm da, wenn ich an manche Entscheidungen denke. In kritischen Situationen ging immer alles gegen uns“, sagt Kreissl. Wohl wissend, dass er die Aufnahmen seines Auszuckers noch öfters vorgesetzt bekommen wird. „Was wehtut, ist diese Emotion. Es ist ja nicht lustig, wenn man sich selbst zum Kasperl macht und wütet.“
Warum die Entscheidungen so schmerzhaft sind
Nur der Vorwurf, dass man es sich mit der Reduzierung auf Schiedsrichterentscheidungen „zu einfach“ mache, lockt ihn weiter aus der Reserve: „Zu einfach? Wir arbeiten so hart, der Trainer arbeitet mehr als jeder andere zuvor“, sagt Kreissl, einen Deut lauter. Und: „Natürlich kann man sagen, dass wir einfach so viele Tore schießen müssen, damit solche Entscheidungen keine Rolle spielen. Aber dazu ist diese Liga zu eng, so weit stehen wir nicht drüber. Deshalb sind solche Entscheidungen ja so schmerzhaft.“ Und er äußert sich auch zum „Spaßverlust“ von Nestor El Maestro: „Das muss man verstehen. Wenn man in acht Spielen vier Mal benachteiligt wird, fehlt der Spaß – das war aber nur auf die Entscheidungen bezogen.“
Zudem habe die Mannschaft in Mattersburg ja bewiesen, dass es in der Offensive aufwärtsgeht, abseits der drei Treffer gab es mehr Chancen denn je – nur die Verwertung klappte nicht. „Offensiv“, sagt Kreissl, „war es unser bestes Spiel.“ Gut, dass es jetzt nur eine kurze Pause gibt, schon am Mittwoch geht es im Cup weiter: „Nach so einer Partie sehnst du die nächste herbei. Um zu beweisen, dass du es kannst. Und wir wollten eine Drei-Siege-Woche starten, das haben uns die Entscheidungen unmöglich gemacht.“
Dem Faktencheck hält aber Kreissls These von vier Spielen mit Schiedsrichter-Fehlentscheidungen gegen Sturm nicht stand. Das 0:1 in Hartberg fiel nach einem berechtigten Foulelfer. Beim 0:2 gegen den LASK verschonte der Referee Sturms Sakic, der schon nach wenigen Minuten für ein brutales Foul hätte ausgeschlossen werden müssen. Beim Stand von 0:0 foulte Trauner in der 70. Minute Despodov, aber es hätte nur Freistoß und „Gelb“ gegeben, weil der Sturm-Spieler den Ball nicht mehr vor LASK-Goalie Schlager erwischt hätte. Selbst das Foulspiel von Fountas an Avlonitis vor dem 0:1 gegen Rapid war nicht klar zu erkennen, wie auch El Maestro zugibt.
Keine Spur von Rücktrittsgedanken
Der Sturm-Trainer zeigte sich zudem überrascht, dass seine Aussagen nach der Partie so interpretiert wurden, dass er den Hut nehmen möchte. „Sturm ist ein großer Verein und ich bin extrem stolz, dass ich hier sein darf. Aber in den Minuten unmittelbar nach dem Spiel habe ich extreme Wut empfunden. Ich bin eben kein Roboter, ich habe aus dem Herzen gesprochen“, sagt der 36-Jährige und fügt lächelnd hinzu: „Spätestens am Mittwoch braucht niemand mehr über meinen Abschied spekulieren. Da sitze ich beim Cup-Spiel in Klagenfurt auf der Bank.“ Was Spieler, Trainer und Scout Andreas Schicker betonen: Das Schiedsrichter-Thema ist abgehakt. Vielleicht aber nur bis heute Nachmittag, wenn der Strafsenat seine Entscheidungen bekannt gibt ...