Wie lebt es sich nach der zu Ende gegangenen Transferperiode?
Günter Kreissl: Es ist ein Druck abgefallen nach der Transferzeit, weil sich Dinge so entwickelt haben, wie wir das wollten.
Wie bilanzieren Sie Sturms Transferprogramm?
Ich bin in einem hohen Maße zufrieden. Es hat mehrere Spieler gegeben, die bei uns nicht wie gedacht funktioniert haben. Und wenn du Dinge verändern willst, musst du Win-win-Situationen schaffen. Ich hoffe und wünsche allen, dass sie sehr erfolgreich spielen können. Das gilt für alle, nicht nur für jene, die leihweise weggegangen sind. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns die Zugänge besser machen.
Welche großen Probleme gab es in dieser Periode?
Wir hatten wenig wirtschaftliche Ressourcen frei. Es mussten Ressourcen geschaffen werden, um sich bewegen zu können. Und das erhöht sicherlich den Stress- und Druckfaktor. Ich bin für grundsätzliche Strategien und Richtungen, weiß aber aus Erfahrung, dass sie nicht immer zu erfüllen sind. Es gibt immer wieder Ausnahmen. Da darf man nicht zu stolz sein, die zu ändern.
War der Kader in der vergangenen Saison zu groß?
Im Frühjahr schon, das haben wir auch gewusst.
Der aktuelle Kader passt Ihnen?
Die Größe ist für mich am Optimum. Mit wäre am liebsten, keinen Leihspieler zu haben. Wir haben mit Thorsten Röcher einen mit Kaufoption geholt und mit Kiril Despodow die Möglichkeit gehabt, einen speziellen Spieler zu bekommen. Das ist das, was ich zuvor gemeint habe. Du hast eine grundsätzliche Richtung, aber du darfst nicht zu verbohrt sein, anderes zu machen. Unsere Altersstruktur ist nicht 100 Prozent zufriedenstellend. Aber es ist ein Jahr, wo du Qualität brauchst, um wieder in die Spur zu kommen. Nicht jede Transferzeit muss gleich ablaufen.
Wie hat sich Ihr Transfermanagement geändert? Sind Sie mehr auf Trainerwünsche eingegangen? Wie wichtig ist Andreas Schicker?
Andi Schicker ist eine sehr wichtige Unterstützung. Wir haben im Sommer mit etwa 145 Spielern Kontakt gehabt. Dann waren da noch viele weitere Spieler, die uns zugerufen wurden. Einige Positionen sind eben schwieriger. Der Trainer war immer involviert – wie auch in der Vergangenheit. Manche Trainer werden ungeduldig, Nestor El Maestro strahlte immer Ruhe und Zuversicht aus. Nestor El Maestro ist bei der Kaderplanung vergleichbar mit Franco Foda. Beide haben klare Vorstellungen. Wir haben nur die Spieler genommen, wo Nestor gesagt hat: Das kann ich mir gut vorstellen. Das war aber bei Heiko Vogel und Roman Mählich nicht anders. Jeder Trainer kann sagen, dass er Wunschspieler nicht bekommen hat, was oft auch wirtschaftliche Hintergründe hat. Aber dann müssen sie nach England gehen. Dort macht der Trainer auch die Mannschaft.
Bei einigen Klubs gibt es eine klare Spielphilosophie, bei anderen gibt der Trainer die Richtung vor. Wie sieht dies bei Sturm aus?
Ich denke, die Klubs, die die Philosophie vorgeben, kannst du an einer Hand abzählen. Barcelona etwa steht für Tiki-Taka. Oder bei Bilbao dürfen nur Basken spielen. Auch das ist eine Philosophie. Der inzwischen erfolgreichste Verein weltweit mit einer klaren Klubphilosophie ist für mich aber Red Bull Salzburg.
Sie haben zuvor die wirtschaftlichen Ressourcen angesprochen: Wie sieht das Budget für die Mannschaft aus?
Das Budget für die Mannschaft hat sich gleichermaßen erhöht wie das Gesamtbudget. Unser Apparat ist gewachsen. Zu denken, dass die Mannschaft billiger ist als in der Saison 2016/17, ist illusorisch.
Hat man erkannt, dass man die Mannschaft für diese Saison verstärken muss, und deshalb tiefer in die Tasche gegriffen?
Wir haben in dieser Transferzeit etwas ins Risiko gehen müssen. Bei Bekim Balaj etwa mussten wir in Vorlage gehen, weil der Spieler später nicht mehr auf dem Markt gewesen wäre. Der Transfer von Dario Maresic hat schon bewirkt, dass wir abgesicherter die Kaderplanungen weiterführen konnten.
Haben sich durch die Transfers die Zielsetzungen verändert?
Die Ziele haben sich nicht verändert, aber die Wahrscheinlichkeiten. Hinter Salzburg ist für uns alles möglich. Der LASK ist von der Favoritenrolle aber aktuell über uns einzustufen.
Ist das der beste Kader in Ihrer Ära?
Das kann man in der Theorie nicht beantworten, es hängt von der Praxis ab. Wenn wir eine ähnliche Position machen wie 2017/18, kann man diese zwei Kader vergleichen.