Nach Jahren des Scheiterns hat der FC Red Bull Salzburg, der international das Red Bull aussparen muss, sein großes Ziel nun also erreicht. Erstmals seit der 2005 erfolgten Übernahme des Getränkeherstellers spielt der Serienmeister in der Gruppenphase der Champions League und ist somit Teil der europäischen Fußball-Elite. Die Mozartstadt war jedoch schon einmal zuvor in der 1992 ins Leben gerufenen Champions League vertreten, als die SV Austria Salzburg im Jahr 1994 in die Gruppenphase einzog.
Auf der offiziellen Homepage der UEFA wird sowohl die jüngere als auch die Historie vor dem Einstieg Red Bulls als eine internationale Geschichte des FC Salzburg angeführt. Daher mag es sich zwar so anfühlen, als sei der von Dietrich Mateschitz geförderte Klub der fünfte österreichische Verein in der CL-Geschichte, streng genommen ist es aber die zweite Teilnahme der vormaligen Salzburger Austria. Wir haben alle bisherigen heimischen Königsklassen-Vertreter unter die Lupe genommen und für Sie chronologisch aufbereitet.
1992/1993 – FK Austria Wien:
Zu einer Zeit, in der tatsächlich nur die "Champions" Europas sich den Titel um das beste Team des UEFA-Kontinents ausmachten, bekam der Europapokal der Landesmeister einen neuen Anstrich und hieß ab sofort Champions League. Anders als heute wurde die Trophäe jedoch in einem anderen Modus ausgespielt. So folgten der Qualifikationsphase noch zwei K.O.-Runden, bevor die acht besten Teams in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Diese K.O.-Runden zählten aber bereits zum Hauptbewerb, weshalb auch das Antreten der Wiener Austria in dieser Liste aufgeführt werden muss.
Der Österreichische Meister stieg in der ersten Runde ein und traf dort auf den bulgarischen Vertreter ZSKA Sofia. Das Hinspiel konnten die Veilchen im Ernst-Happel-Stadion mit 3:1 für sich entscheiden und gingen dabei früh durch einen Treffer des heutigen Southampton-Trainers Ralph Hasenhüttl in Führung. Robertas Fridrikas und Walter Kogler sorgten beim Stand von 1:1 mit Toren in den letzten zehn Minuten für späten Jubel in Wien. Das Rückspiel in Sofia ging dann zwar mit 2:3 verloren, die Violetten durften sich aber trotzdem über den Einzug in die nächste Runde freuen.
Gegen den FC Brügge war dann aber Schluss. Den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel in Belgien konnten die Austrianer zwar ausgleichen, doch das 3:1 im Retourspiel, welches man im Gerhard Hanappi Stadion austrug, reichte aufgrund der Auswärtstorregel nicht für den Aufstieg in die Gruppenphase. Im Münchner Olympiastadion setzte sich im Mai 1993 schließlich Gruppe-A-Gewinner Olympique Marseille gegen Gruppe-B-Dominator AC Milan durch und kürte sich somit zum ersten Champions-League-Sieger der Geschichte.
1993/1994 – FK Austria Wien:
Während der französische Titelverteidiger aufgrund von Bestechungsgeldern in der Vorsaison nicht zum Bewerb zugelassen wurde, mischte die Wiener Austria wieder im Konzert der Großen mit und konnte dabei abermals die zweite Runde erreichen. Dabei sah alles schon nach einem frühzeitigen Ausscheiden aus. Gegen Rosenborg Trondheim erzielte Manfred Zsak im Hinspiel zwar per Elfmeter ein Auswärtstor, die Österreicher gingen aber als 1:3-Verlierer vom Platz.
In der Retourpartie spielte das Team von Trainer Josef Hickersberger dann aber groß auf und kam durch einen 4:1-Erfolg tatsächlich noch eine Runde weiter. Dort erwies sich der FC Barcelona dann aber als eine Nummer zu groß. Das von der Lichtgestalt Johan Cruijff gecoachte Team rund um Spieler wie Ronald Koeman, Eusebio oder Romario tat sich in Wien zwar noch relativ schwer, ein Doppelpack von Hristo Stoichkov besiegelte aber die 1:2-Niederlage der Austria. Im ehrwürdigen Camp Nou machten die Blaugrana dann kurzen Prozess und schickten die Wiener mit 3:0 nach Hause. Im Finale sollten die Spanier später gegen den AC Milan mit 0:4 untergehen.
1994/1995 – SV Austria Salzburg:
Zum 40-jährigen Bestehen des wichtigsten europäischen Bewerbs für Vereinsmannschaften unterzog sich die seit drei Spielzeiten genannte Champions League einer weiteren Änderung. Im Anschluss an die Qualifikationsspiele folgte gleich eine Gruppenphase zu vier mal je vier Mannschaften. Erstmals nahmen im Übrigen nicht alle bei der UEFA gemeldeten Landesmeister teil, niedriger platzierten Teams aus der 5-Jahres-Wertung blieb nur die Teilnahme am UEFA-Pokal.
Die Austria aus Salzburg musste für das erstmalige Antreten an der Königsklasse zuvor eine Qualifikationsrunde überstehen und tat das mit zwei Erfolgen (2:1, 3:1) gegen Maccabi Haifa auch souverän. In der Gruppe D warteten dann mit Ajax Amsterdam und dem AC Milan die künftigen Finalisten der CL-Saison, was soviel heißt, dass die Salzburger die Gruppenphase nicht überstehen konnten.
Die Mozartstädter lieferten dennoch starke Spiele in der Gruppe ab. Ajax, das sich später in Wien zum Sieger des Turniers krönen durfte, konnte das Team von Otto Baric gar zwei Unentschieden abknöpfen, beim Gruppenletzten AEK Athen erspielten die Salzburger ein Remis und den einzigen Sieg ihrer Königsklassen-Geschichte. Nur den Italienern musste man sich zwei Mal geschlagen geben. Dabei wurde Torhüter Otto Konrad in Mailand von einer vollen Flasche am Kopf getroffen, woraufhin die UEFA den Rossoneri zwei Punkte abzog. Für die Austria reichte es trotzdem nur zum dritten Platz.
1996/1997 – SK Rapid Wien:
Nachdem Salzburg in der folgenden Spielzeit in der Qualifikation an Steaua Bukarest scheiterte, schaffte zwei Jahre später der SK Rapid den Sprung auf die große Bühne. In der Quali-Runde wurde Dynamo Kiew bravourös mit einem 6:2-Gesamtscore ausgeschaltet. Was folgte war eine Hammergruppe mit Juventus Turin, Manchester United und Fenerbahce Istanbul.
Was blieb war eine Menge an gezahltem Lehrgeld und zwei Heim-Remis gegen die Türken und die Italiener. Dabei erzielten die Hütteldorfer auch ihre beiden einzigen Turniertore und verabschiedeten sich schließlich relativ unspektakulär mit einem Torverhältnis von 2:12 aus der Königsklasse. Im Finale musste sich Gruppensieger Juve Borussia Dortmund mit 1:3 geschlagen geben.
1998/1999 – SK Sturm Graz:
Es folgte ein weiteres Jahr, in dem Salzburg die Qualifikation nicht überstehen konnte. Was dann kam, war der SK Sturm und damit die bis heute erfolgreichste österreichische Mannschaft in der Champions League. Die Steirer, die in der Vorsaison überragend und mit Rekordvorsprung erstmals die heimische Bundesliga gewannen, hatten in der 2. Qualifikationsrunde mit Ujpest Budapest keine Probleme und schossen sich mit einem 7:2-Gesamtscore zur erstmaligen CL-Teilnahme.
Wie schon zwei Jahre zuvor Rapid, mussten auch die Schwarz-Weißen in ihrer ersten Saison ordentlich Federn lassen. Inter Mailand, Real Madrid und Spartak Moskau waren außer Reichweite, ein torloses Remis in Russland und zwei Tore gegen die Königlichen waren das Höchste der Gefühle. Mit einem Torverhältnis von minus 14 sagten die Grazer "Auf Wiedersehen", denn sie sollten noch zwei Mal wiederkommen.
1999/2000 – SK Sturm Graz:
Trainer Ivica Osim führte Sturm nicht nur zum zweiten Meistertitel in Folge, sondern auch zum abermaligen Einzug in die Champions League. Es war im Übrigen mittlerweile die dritte Spielzeit, in der nicht nur Landesmeister an dem Bewerb teilnehmen durften. Während Vize-Meister Rapid gegen Galatasaray Istanbul die Segel streichen musste, setzten sich die Murstädter in der Qualifikation mit 4:3 gegen Servette Genf durch.
Die Gruppenphase ging für Sturm alles andere als gut los, gegen Manchester United, Olympique Marseille und Croatia Zagreb setzte es in den ersten drei Partien drei Pleiten. Die Grazer fingen sich aber und fuhren dank eines Treffers von Tomislav Kocijan gegen die Kroaten im Oktober 1999 ihren ersten Sieg in der Königsklasse ein, woraufhin nur zwölf Tage später gegen Marseille der zweite Streich folgen sollte. Ein Doppelpack von Kocijan und ein Tor von Roman Mählich besiegelten das 3:2 gegen die Franzosen.
Dank dieser beiden Siege beendete Sturm die Gruppe auf dem dritten Rang, was die Grazer zum Umstieg in die dritte Runde des UEFA-Cups berechtigte. Es folgten zwei Duelle mit dem AC Parma, die die Sturm-Fans wohl am liebsten aus ihren Gedächtnissen streichen würden. Die Steirer verloren in Italien mit 1:2, konnten das Ergebnis im Rückspiel aber egalisieren. Hannes Reinmayr erzielte in der Verlängerung sogar das 3:1 für Sturm, doch dann fing Torhüter Josef Schicklgruber einen Ball – aus Sicht des Schiedsrichtergespanns – hinter der Torlinie. Das Spiel endete noch 3:3, Sturm war ausgeschieden.
2000/2001 – SK Sturm Graz:
Bei seiner dritten Teilnahme schrieb der Sportklub Sturm schließlich Geschichte. Nur als Vize-Meister in die Qualifikation gestartet, bezwang Sturm sowohl Hapoel Tel Aviv als auch Feyenoord Rotterdam und konnte sich somit – anders als Meister Tirol – für die Gruppenphase qualifizieren. Dort gelang den Grazern das, was bis heute keiner anderen österreichischen Mannschaft gelungen ist, und überstanden mit 10 Punkten als Gruppensieger mit einer Tordifferenz von minus drei die Gruppe.
Auf dem Weg dorthin wurde Sturm zunächst sowohl von den Glasgow Rangers als auch vom AS Monaco mit 5:0 deklassiert, anders als die Grazer schafften die beiden aber den Aufstieg nicht. Im Arnold-Schwarzenegger-Stadion behielten die Steirer nämlich eine weiße Weste, besiegten Galatasaray Istanbul mit 3:0 und revanchierten sich bei Glasgow und Monaco je mit einem 2:0. Im letzten Gruppenspiel in der Türkei kam es dann zum berühmten 2:2. Nachdem Sturm im Ali Sami Yen Stadion in der 80. Minute zum zweiten Mal ausglich, sorgte eine Art "Nichtangriffspakt" für das Weiterkommen beider Teams.
Somit stand der SK Sturm aus Graz unter den besten 16 Teams Europas. Auf die erste Gruppenphase folgte im damaligen Modus noch eine zweite, in der Gruppe A kam es zu einem Wiedersehen mit Manchester United und Mählich-Liebling David Beckham sowie zu zwei Spielen gegen den FC Valencia und Panathinaikos Athen. Gegen die Griechen hat Sturm bis heute die beste CL-Statistik, konnte sowohl daheim (2:0) als auch auswärts (2:1) gewinnen und sich somit den dritten Rang in der Gruppe sichern. Gegen den späteren Finalisten Valencia war nichts zu holen (0:5 h, 2:0 a) und auch die Duelle der beiden Trainer-Sirs Ivica Osim und Alex Ferguson entschied Letzterer klar für sich (2:0 h, 3:0 a). Unter großer internationaler Anerkennung verabschiedete sich der SK Sturm erhobenen Hauptes aus dem Konzert der Großen.
2005/2006 – SK Rapid Wien:
Nach mehrmaligem knappen Scheitern österreichischer Klubs in den Jahren nach dem europäischen Sturm-Lauf war es der SK Rapid, der die rot-weiß-roten Farben zum zweiten Mal in der Klubhistorie in der CL vertrat. Auf dem Weg in die Gruppenphase wurde zunächst der spätere Bullen-Schreck F91 Düdelingen mit einem Gesamtscore von 9:3 beseitigt. In der dritten Qualifikationsrunde wurde gegen Lokomotive Moskau schließlich ausgerechnet Innenverteidiger Jozef Valachovic zum Helden. Glich der Slowake im Heimspiel just bei Anbruch der Rapid-Viertelstunde noch per Elfmeter zum 1:1 aus, traf er auch beim Rückspiel nach einer Ecke von Steffen Hofmann in der 84. Minute zum vielumjubelten 1:0.
In der Gruppe gab es für die Grün-Weißen gegen Juventus Turin, Bayern München und den FC Brügge dann nichts mehr zu feiern. Mit null Punkten und einem Torverhältnis von 3:15 sind die Wiener für das bis heute schlechteste Abschneiden eines heimischen Teams in der CL-Gruppenphase verantwortlich. Alleine aber diese zu erreichen war damals wie heute eine großartige Leistung. Auf die nächste und bisher letzte Teilnahme in der Königsklasse musste man in Österreich danach acht Jahre lang warten.
2013/2014 – FK Austria Wien:
Dabei schrammten die Veilchen zu Beginn nur knapp an einer Blamage vorbei. In der dritten Qualifikationsrunde reichte den Wienern gegen den isländischen Vertreter FH Hafnarfjördur ein Heimtor von Daniel Royer zum Aufstieg in die mittlerweile eingeführten Play-Offs. Dort kam es dann zum denkwürdigen Vergleich gegen Dinamo Zagreb. Nachdem die Tür in die Gruppenphase nach dem 2:0-Auswärtserfolg bereits sperrangelweit geöffnet war, verspielten die Violetten eine 1:0-Heimführung noch zu einem 1:3. Plötzlich standen die Kroaten aufgrund der Auswärtstorregel in der Königsklasse, doch Dank einer Koproduktion der beiden heutigen Ex-Sturm-Spieler Philipp Hosiner und Roman Kienast in der 83. Minute durften die Favoritener im Anschluss in Geldscheinen baden.
In der Gruppenphase präsentierte man sich dann äußerst ordentlich. Auf eine Heimniederlage gegen den FC Porto (0:1) folgte ein torloses Remis in Russland gegen Zenit St. Petersburg. Dem späteren Finalverlierer Atletico Madrid musste man sich dann zwei Mal beugen (0:3 h, 0:4 a), ein Kienast-Treffer gegen Porto besorgte den Veilchen aber den zweiten Punkt. In der letzten Runde kam es dann zur Sternstunde gegen Zenit, Tomas Jun, Roman Kienast und ein Hosiner-Doppelpack brachten einen 4:1-Erfolg gegen die Russen. Letzten Endes verpassten die Wiener nur knapp den zur Europa League berechtigten dritten Platz und mussten sich punktegleich mit Porto aus dem internationalen Geschäft verabschieden.
Europapokal der Landesmeister
Bereits vor Einführung der Champions League wurde selbstverständlich um den Titel des besten europäischen Fußballvereins gekickt. Seit 1955 machten sich die bei der UEFA gemeldeten Landesmeister die Sache untereinander aus. Dabei war auch immer ein heimischer Klub mit von der Partie, am häufigsten die Wiener Austria, die sich insgesamt 14 Mal im Europapokal der Landesmeister messen durfte. In der Saison 1978/1979 erreichten die Veilchen dabei sogar das Halbfinale, wo sie gegen Malmö FF knapp mit einem Gesamtscore von 1:0 ausschieden. Nie ist ein anderes österreichisches Team so weit gekommen, 1984/1985 reichte es für die Favoritener immerhin für das Viertelfinale.
Der zweite Wiener Großklub hat elf Teilnahmen vorzuweisen, 1957 mussten sich die Grün-Weißen einmal davon aber bereits in der Vorrunde verabschieden. Gleich bei der ersten Austragung des Bewerbs in der Saison 1955/1956 kamen die Hütteldorfer ins Viertelfinale, so auch 1968/1969 und 1983/1984. Das heutige Wacker Innsbruck kommt immerhin auf sieben Teilnahmen, als SpielgemeinschaftSwarovski Wacker Innsbruck (SSW Innsbruck) erreichten die Tiroler 1977/1978 das Viertelfinale, in der Saison 1990/1991 wurde Peter Pacult vom FC Swarovski Tirol mit sechs Treffern Torschützenkönig.
Der Wiener Sport-Club durfte immerhin zwei Mal mitmischen, präsentierte sich dabei aber jeweils gut und erreichte sowohl 1958/1959 und auch ein Jahr später das Viertelfinale. Zudem hielten der Linzer ASK 1965/1966, die Admira Wien 1966/1967 und der SK VÖEST Linz 1974/1975 die rot-weiß-rote Flagge hoch. Mit der Teilnahme des FC Salzburg setzt sich nun – sechs Jahre nach der letzten österreichischen Beteiligung am wichtigsten europäischen Bewerb für Klubmannschaften – eine lange Geschichte auf internationalem Boden fort.