Philipp Huspek ist ein Ehrenmann. Bereits einen Tag nach seiner Ankündigung, für seine Gelb-Rote Karte beim 1:0-Sieg gegen den WAC Leberkäse für die Mannschaft zu spendieren, tischte der Flügelflitzer in Messendorf auf. Auch Bekim Balaj, dem Huspek das Goldtor ideal servierte, griff zu. „Es hat mir geschmeckt, auch der mit Käse. Die Premiere mit der österreichischen Küche ist gelungen“, sagte der Albaner, der mit Christoph Leitgeb bei einem Foto- und Videoshooting für den Verein Modell stehen musste.
Mit neuen Umgebungen kennt sich der 1,88-Meter-Hüne aus. Der SK Sturm ist bereits seine neunte Station als Profi. „Ich bin viel herumgekommen. Das gefällt mir. Ich reise auch unheimlich gerne und liebe es, neue Kulturen und neue Leute kennenzulernen“, erzählt Balaj, der zur hochbegabten Spezies unter den Fußballprofis gehört. „Ich spreche sechs Sprachen, zwar nicht alle perfekt, aber es geht ganz gut. Deutsch ist hoffentlich die nächste. Mit dem Kurs fange ich nächste Woche an.“
Kommentar: Warum Balaj für El Maestro eine Lebensversicherung ist!
Zudem beendete der Stürmer ein Studium an der Sportuniversität und dürfte als Lehrer arbeiten. „Meinem Vater war es sehr wichtig, eine Ausbildung zu machen“, sagt Balaj, der zwei ältere Schwestern hat. Der wichtigste Bezugspunkt ist aber sein Vater, auch deshalb, weil seine Mutter vor langer Zeit verstorben ist. „Er ist mein größter Fan und besucht mich überall. Von Graz ist er vollauf begeistert und wird schon bald zu mir kommen.“ Noch logiert Sturms Nummer neun im Hotel, aber die Wohnungssuche neigt sich dem Ende zu. „Ich will nahe der Innenstadt wohnen. Sie ist wunderschön und erinnert mich an meine Heimat.“
Mit Heimat ist Shkodra gemeint. Die 145.000-Einwohner-Stadt liegt im Norden Albaniens und ist „fußballverrückt“. Auch Balaj wurde im Alter von zehn Jahren vom Fußballvirus angesteckt und schlüpfte zuerst ins Trikot von Vllaznia, dem ältesten Klub Albaniens. Seine erste Position? Tormann. „Aber nicht lange, weil ich wollte immer laufen“, erinnert sich der Fan von Brasiliens Altstar Ronaldo („wegen ihm bin ich auch Fan von Inter Mailand und der brasilianischen Nationalmannschaft“).
"Talent allein reicht nicht aus"
„Immer laufen“ sollte in weiterer Folge zum Markenzeichen von Balaj werden. „Ich liebe es, hart zu arbeiten, auch in der Defensive, wenn es die Spielanlage erfordert. Keine Kraft mehr zu haben, wenn das Spiel aus ist – dieses Gefühl, alles zu geben, macht es aus. Genau dieses Problem gibt es oft bei jüngeren Spielern. Sie haben Qualität, arbeiten aber oft nicht hart und gehen nicht an ihre Grenzen. Ich habe viele Talente gesehen, aber Talent allein reicht nicht aus“, gibt der Mittelstürmer Einblick in seinen Erfahrungsschatz.
Genau das hilft Balaj auch, mit der Drucksituation als Sturms neuer Hoffnungsträger umzugehen. „Die Erwartungen an Stürmer sind immer hoch. Alle hoffen, dass du triffst. Aber es geht immer um Teamarbeit. Ohne die Mannschaft bin ich nichts“, betont der 33-fache Teamstürmer, der den Wechsel nach Österreich nicht als Rückschritt sieht. „Es ist eine Gelegenheit, mich neu zu beweisen. Ich will es allen zeigen.“
Premiere auf Skiern?
Eine Herausforderung steht für den Rechtsfuß noch an. Es gilt, alle Namen seiner Teamkollegen einzustudieren. „Die ganzen Spitznamen wie ,Leiti‘ oder ,Spendi‘ finde ich lustig. Vor meinem Tor habe ich auch schon ,Hussi‘ gerufen. Es hat sich ausgezahlt“, sagt er grinsend. Eine Premiere will er bis zu seinem Vertragsende 2021 (plus Option bis 2022) feiern: „Normal bin ich im Winter immer an einem Strand. Aber hier werde ich erstmals Ski fahren gehen.“ Der Torjäger als Torläufer – das passt!