Mit einem kleinen Fauxpas begann der FK Haugesund das erste Aufeinandertreffen mit dem SK Sturm Graz. Auf der Nachrichtenplattform Twitter fragte man bei den Grazern nach, wo es die beste Sachertorte zu kaufen gebe. Sturm reagierte diplomatisch und wies auf die Herkunft der Wiener Köstlichkeit hin und warb indes für Kürbiskernöl. Am Donnerstag wartet das sportliche Kräftemessen beider Teams. Gastgeschenke seitens Haugesund sollten die Truppe von Nestor El Maestro zwar nicht erwarten, ein Blick auf die Vereinshistorie der Norweger zeigt aber: Fußballerische Chefköche warten nicht.
Aus einer Fusion zwischen den Vereinen Sportsklubben Haugar und Djerv 1919 wurde mit Ende der Spielzeit 1993 der FK Haugesund gegründet. Gestartet in der dritten Liga, schaffte der Europa-League-Quali-Gegner vom SK Sturm 1994 sofort den Aufstieg in Liga zwei. 1996 folgte bereits der erstmalige Meistertitel in der 2. Division und der neuerliche Aufstieg, diesmal in die erste Liga. Nach turbulenten zwölf Jahren mit gleich vier Ligawechsel und einem verlorenen Cup-Finale 2007 konnte sich der FK Haugesund ab 2010 dauerhaft in Norwegens höchster Liga, der Eliteserien, etablieren.
International überschaubar
Gutes Omen für den SK Sturm: Der FK Haugesund hat bisher international noch nie zwei Qualifikationsrunden überstanden. Nach Platz drei in der Saison 2013 reiste man erstmals über die norwegischen Landesgrenzen hinaus. Einem Erstrunden-Sieg gegen UK Airbus aus Wales folgte eine 2:3-Niederlage gegen den FK Sarajevo. 2017/18 startete Haugesund fulminant mit einem 7:0 gegen FC Coleraine aus Nordirland, musste sich aber Lech Posen schlussendlich mit 3:4 beugen.
Junger Kader
Beim ersten Auftritt der diesjährigen Europa-League-Qualifikation konnte Haugesund den FC Cliftonville ausschalten. Dabei entpuppte sich vor allem die junge Offensive als gefährliche Waffe der Nordmänner. Beim 5:1-Heimsieg erzielten mit Kristoffer Velde (2x), Ibrahima Koné (1x) und Martin Samuelsen (1x) gleich drei Unter-23-Jährige Treffer. Als Star der von Jostein Grindhaug trainierten Truppe kann der letztgenannte Samuelsen gesehen werden. Der 22-Jährige ist leihweise Ende Februar von West Ham United zum FK Haugesund gewechselt und beackert seither mit Tempo die linke Offensivseite.
Infrastrukturelle Probleme
Ansonsten läuft es bei den norwegischen Westküstlern weniger rosig. In der seit Februar laufenden Saison befindet sich Haugesund lediglich auf dem neunten Tabellenplatz (von 16). Zudem muss Haugesund seit Ende Juni auf ihren Toptorschützen Ibrahima Wadji verzichten. Der Senegalese wurde wettbewerbsübergreifend wegen einer positiven Dopingprobe gesperrt. Zuvor hatte der Wadji vier Tore in zehn Spielen erzielt. Auch die Heimstätte ist seit Jahren ein Problem. Notwendige Umbauten wurden aufgrund von Kostengründen stets abgelehnt. Seit Jahren beschränkt der norwegische Verband NFF die Maximal-Zuschaueranzahl auf 3904 Fans, Platz würde das Stadion jedoch für 8800 Fans bieten.