Einen Tag nach dem Ende der enttäuschenden Saison des SK Sturm haben sich Trainer und Spieler in den Urlaub verabschiedet. Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl arbeitete aber fleißig, und zwar an einem „Analysekonzept. Das ist nichts, was man in ein, zwei Stunden abgeschlossen hat“, sagt der 45-Jährige. „In diese Analyse fließen die gesamte Saison und der Status quo ein.“
Hintergrund ist die heutige „planmäßige“ Vorstandssitzung. Bei dieser muss Kreissl die Analyse präsentieren. „Deshalb gilt es, alles aufzuarbeiten und meine Eindrücke zu schildern“, sagt er und blickt bereits in die Zukunft. „Wir wollen uns so schnell wie möglich so aufstellen, wie wir in die neue Saison gehen wollen. Ich werde verschiedene Wege aufzeigen, die man gehen kann.“
Ein von vielen geforderter und definitiv der einfachste Weg wäre eine Ablöse von Trainer Roman Mählich. Dass diese Trennung bereits beschlossene Sache sein soll, wie von vielen gemunkelt, „ist derzeit eine exklusive Meinung von Einzelnen“, wie Kreissl betont. Vor nicht einmal drei Wochen stärkte der Geschäftsführer Sport seinem Trainer den Rücken, „weil Roman Mählich so richtig brennt“. Vor der Mählich-Ära hatte Kreissl, auf seine Person bezogen, betont: „Wenn das auch nicht funktioniert, geht es darum, Verantwortung zu übernehmen.“
Eine Beurlaubung von Mählich wäre in der Ära Kreissl der dritte Trainerwechsel innerhalb von nicht einmal eineinhalb Jahren. Während Franco Foda freiwillig als Teamchef zum ÖFB ging, wurde Heiko Vogel nach 38 Partien im November 2018 nach Vizemeistertitel und Cupsieg verabschiedet. Mählich erreichte beide Saisonziele – den Einzug in die Meistergruppe und einen Europacupstartplatz. Mehr war mit diesem Kader nicht drin.
Das betonten sowohl Vogel – der permanent Sturms Saison-Topscorer Peter Zulj zur Verfügung hatte – als auch Mählich. Was auffällt: Wie Vogel wird auch Mählich nicht zu einer Analyse zitiert. Dabei wären in Krisensituationen verschiedene Meinungen und Denkanstöße essenziell.
Die Frage lautet, ob Sturm erneut den einfachen Weg geht. Vielmehr sollte nicht nur Kreissl eine Analyse machen, sondern auch der gesamte Vorstand sich selbst kritisch hinterfragen. Er hat die Bestellung von Mählich, der noch für ein Jahr einen Vertrag hat, einstimmig abgesegnet. Es wird spannend werden, wie nicht einmal sieben Monate später entschieden wird.