So wie Rapid könnte auch Sturm Graz eine verkorkste Saison mit einem Sieg im Europacup-Play-off der Fußball-Bundesliga noch halbwegs retten. Daher war Trainer Roman Mählich vor dem Hinspiel am Donnerstag im Allianz Stadion bemüht, trotz zuletzt dreier Niederlagen in Folge positive Stimmung zu verbreiten.
Folgerichtig will der frühere ÖFB-Teamspieler die anstehenden beiden Partien nicht als "Nachzipf" bewerten. "Ich sehe diese Spiele nicht als Strafe, sondern als Zuckerl, um die Saison zu retten", betonte Mählich.
Seine Mannschaft muss eine Ehrenrunde drehen, weil in der Meistergruppe nur Platz fünf herausschaute. In den zehn Partien im oberen Play-off holten die Steirer nur neun Punkte - dabei hätte es zu fünf Siegen und fünf Unentschieden gereicht, wenn die Spiele jeweils zur Halbzeit abgepfiffen worden wären.
Der regelmäßige Rückfall nach der Pause sei jedoch laut club-eigenen Untersuchungen nicht auf körperliche Probleme zurückzuführen, beteuerte Mählich. "Die Statistik zeigt, dass wir gut vorbereitet ins Match gehen. Aber wenn es wild wird und der Gegner den Druck erhöht, halten wir die Ordnung nicht und spielen die Konter zu überhastet", kritisierte der Wiener.
In diesem Zusammenhang will sich der 47-Jährige nicht aus der Verantwortung nehmen. "Auch ich habe es nicht geschafft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Der Erfolg ist ausgeblieben", gab Mählich zu.
Das soll sich gegen Rapid ändern. "Wir müssen Leidenschaft, Disziplin und Willen zeigen", forderte Mählich. Vor dem Hütteldorfern zeigte der Coach Respekt. "Uns erwartet ein schwieriges, interessantes und geschichtsträchtiges Spiel. Rapid hatte im Herbst ähnliche Probleme wie wir. Fakt ist, dass diese Mannschaft von der Qualität her ins obere Play-off gehört."
Im Gegensatz zu den Rapidlern, die am Dienstag gegen Mattersburg einen 2:0-Heimsieg feierten, geht Sturm ausgerastet in die Partie. Dafür sieht Mählich einen psychologischen Vorteil für die Hütteldorfer, von denen seiner Meinung nach weniger erwartet wird, weil sie aus der Qualifikationsgruppe kommen. "Wir haben da mehr zu verlieren. Außerdem hat sich Rapid in der Quali-Gruppe Selbstvertrauen geholt."
Bei Sturm hingegen herrscht nach den jüngsten Tiefschlägen kein überbordender Optimismus, zudem muss man sich auch noch mit dem Unmut der eigenen Anhänger auseinandersetzen. Wie die Fan-Szene bekanntgab, wird es aus Protest gegen die jüngsten Auftritte der "Blackys" in beiden Duellen mit Rapid keinen organisierten Support geben.
Kapitän Stefan Hierländer äußerte für diesen Schritt ein gewisses Verständnis. "Dass die Fans enttäuscht sind, ist klar und auch in Ordnung. Wir werden aber versuchen, so eine Leistung auf den Platz zu bringen, dass der Funke überspringt und der Support wieder aufgenommen wird."
Das Fass zum Überlaufen hatte die 1:2-Niederlage am Sonntag beim WAC gebracht - danach wurde die Mannschaft von den Anhängern im Trainingszentrum in Messendorf zu einer Aussprache empfangen. Mählich meinte über diese Unterredung: "Man muss sagen, die Fans haben recht. Sie waren uns gegenüber korrekt und freundschaftlich, griffig in den Kommentaren, aber vernünftig. Man sieht, dass sie sich um den Club sorgen. Wäre ich in der Kurve gestanden, hätte ich dasselbe Gefühl gehabt."
Der Sturm-Coach hat Erfahrung damit, am Saisonende gegen eine von Dietmar Kühbauer betreute Mannschaft in einem Play-off anzutreten - im Vorjahr verlor er mit dem SC Wiener Neustadt gegen den SKN St. Pölten im Duell um den Aufstieg in die Bundesliga. Eine andere Bilanz spricht jedoch für Mählich und sein Team: Sturm ist gegen Rapid seit sieben Pflichtspielen ungeschlagen.