Kollektive Erleichterung bei Sturm Graz. Für die bereits qualifizierte Wiener Austria kommt die Länderspielpause gerade recht.

Sturms Sport-Geschäftsführer schnaufte kräftig durch. "Wir haben es geschafft. Vom Kopf her ist natürlich eine große Erleichterung da", sagte Günter Kreissl. "Den Druck gibt es bei uns schon seit Juni, als die erfolgreiche Mannschaft auseinanderfiel. Er lastete auf den Spielern und dem ganzen Verein." Der Trainerwechsel von Heiko Vogel auf Roman Mählich machte sich letztlich bezahlt, der Weg zum Ziel war bis zuletzt ein steiniger. Kreissl: "Es war eine Nervenschlacht seit Roman Mählichs Ankunft."

Unter dessen Leitung haben die Steirer bisher nur gegen den LASK (klar) verloren. Mählich war nach dem gewonnenen Endspiel "sehr glücklich", aber gefasst. "Es ist unser Anspruch, unter den Top sechs zu sein. Die mentale Belastung in den vier Spielen nach der Winterpause war enorm, aber die Spieler sind mit der Situation sehr gut umgegangen", bemerkte der Trainer nach dem ersten Saisonsieg im Frühjahr. Dieser hievte seine Mannschaft prompt auf Rang drei.

Sein Winkelzug, im Angriff den späteren Goldtorschützen Lukas Grozurek anstelle von Emeka Eze, Arnel Jakupovic oder Philipp Hosiner aufzubieten, war aufgegangen. "Für seine Verhältnisse hat er die letzten 14 Tage gut trainiert", begründete Mählich die doch überraschende Hereinnahme des 27-Jährigen und fügte später an: "Wenn mich einer verstanden hat, dann spielt er auch."

Grozurek, als fünffacher Saisontorschütze nun neben Peter Zulj bester Grazer Scorer, hatte das auch aufgrund einer Verletzung in der Winterpause zuletzt kaum getan. Die Väter des Sieges, Grozurek und der stark aufspielende Vorbereiter Philipp Huspek, waren beide im letzten Heimspiel gegen den LASK nicht einmal im Kader gestanden. "Als ich vom Spielfeld ging und die Wertschätzung von den Fans spürte, war das ein gewaltiges Gefühl. Gerade in meiner Situation", erzählte Huspek.

Der Flügelspieler war von den 14.600 Zuschauern in Graz mit Standing Ovations verabschiedet worden. "Wir waren heute souverän, einer stand für den anderen ein, das war das alte Sturm Graz. Jetzt sind wir Dritter, dort wollen wir auf Dauer sein", sagte Huspek. "Wir können jetzt freier und offensiver spielen", bemerkte Sturm-Kapitän Stefan Hierländer und schickte eine kleine Kampfansage an den LASK hinterher: "Wir werden versuchen, den Zweiten noch abzufangen. Aber es wird schwer."

Die Austria blieb im ersten Spiel unter Interimstrainer Robert Ibertsberger harmlos. Ein unnötiger Ellbogencheck von Heißsporn Cristian Cuevas, dessen Rote Karte den vierten Austria-Platzverweis in fünf Frühjahrsauftritten bedeutete, machte die Aufgabe für die defensiv eingestellten Gäste nicht leichter. Kapitän Alexander Grünwald mahnte: "Unnötig. Das darf nicht passieren."

Die Veilchen, die von fünf Partien 2019 vier verloren haben, schleppten sich in die Länderspiel bedingte Auszeit. "Die Pause tut uns gut. Dann geht die Saison wieder bei Null los", konstatierte Grünwald. Ibertsberger sah einen "verdienten" Grazer Sieg. "Gratulation an Sturm, sie wollten es mehr als wir", erklärte der vom Co-Trainer des geschassten Thomas Letsch aufgestiegene Salzburger. "Wir waren zu Beginn gedanklich immer einen Schritt langsamer als der Gegner. Als wir mehr Kontrolle über das Spiel bekamen, kam die Rote Karte. Dann war es richtig schwer."

Ibertsberger, dessen Mannschaft gleichauf mit Sturm, dem WAC und St. Pölten mit 15 Punkten in die nächste Ligaphase startet, forderte künftig mehr Mut: "Wir müssen uns aus der kompakten Defensive heraus mehr zutrauen. Aber das kann nach drei, vier Tagen noch nicht funktionieren." Er versprach: "Wir werden hart weiterarbeiten - solange ich das machen darf."