Die niederländische Tageszeitung „De Telegraaf“ schrieb von einem verdienten Sieg von Ajax Amsterdam und bezeichnete die Mannschaft von Sturm als „eine Ansammlung mittelmäßiger Fußballer“. Damit hat das Blatt nicht unrecht. An diesem Abend präsentierten sich die Grazer durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Keiner der Protagonisten war in der Lage, sein Leistungspotenzial abzurufen. Die Niederländer waren in allen Belangen besser. Sie spielten die Bälle schneller und präziser, waren aggressiver und mutiger und hatten in den entscheidenden Szenen mehr Glück.

Was kann man den Schwarz-Weißen großartig vorwerfen? Der Wille – so sagen alle unisono – war da. Verständlich, wenn man in der Champions-League-Qualifikation spielt. Wer möchte sich auf der internationalen Fußballbühne nicht gern gut präsentieren? In diesen 90 Minuten erreichte Sturm allerdings nicht das Niveau von Ajax Amsterdam. Die Niederländer haben in der aktuellen Transferperiode auch 60 Millionen Euro in Neuzugänge investiert und Talente in ihren Reihen, die unter den Top 50 der UEFA-Liste zu finden sind.

Wie sollen Grazer Akteure, die bisher lediglich auf Bundesligaebene ihr Können zeigten, plötzlich auf dem Leistungslevel der „Königsliga“ ihr Potenzial abrufen. Sturm-Trainer Heiko Vogel erklärt: „Wenn du solche Wettkämpfe auf diesem Niveau jede Woche hast, dann übernimmst du auch die Geschwindigkeit.“

Hinzu kommen die Abstimmungsschwierigkeiten, mit denen Sturms neu formierte Mannschaft zu kämpfen hat. „Wir hatten Phasen, in denen wir keinen Zugriff hatten. Und wenn wir Bälle erobert hatten, dann haben wir sie zu schnell verloren oder falsche Entscheidungen bei den Zuspielen getroffen. Das ist auf so einem Niveau tödlich, außerdem kostet das ständige Nachlaufen viel Kraft“, sagte Kapitän Stefan Hierländer. „Die Niederlage tut weh, aber wir müssen und werden daraus lernen“, meinte Sandi Lovric.

Was man bereits im ersten Spiel gesehen hat: Die Champions League kommt für einige Sturm-Spieler zu früh. Möglich, dass es für die Europa League reicht, mit der sich die Schwarz-Weißen bei einem etwaigen Aus im Rückspiel am kommenden Mittwoch gegen Ajax Amsterdam beschäftigen dürfen und müssen. Aber am wichtigsten ist nun der Start in die Bundesliga-Saison. „Wir müssen jetzt gut regenerieren, damit wir am Samstag gegen Hartberg gut in die Saison hineinkommen“, sagte Lovric.

Auf dieser Leistungsstufe müssen die Sturm-Spieler ihr Potenzial abrufen und weiterentwickeln. Nur wer in der Bundesliga dazu imstande ist, wird auf der internationalen Fußballbühne den nächsten Entwicklungsschritt machen. Sturms Vergangenheit hat gezeigt, dass die internationale Gewöhnungsphase für neu formierte Teams zwei, drei Jahre dauert. Das war unter Ivica Osim genauso wie unter Franco Foda.