Am Mittwoch kommt es zum so oft betitelten „Sturm auf Klagenfurt“. Mehr als 20.000 Sturm-Fans werden im Wörthersee-Stadion von Klagenfurt die Grazer anfeuern, um gegen Salzburg den fünften Cuptriumph der Klubgeschichte zu feiern. Den letzten gab es 2010, am 16. Mai gewannen die Steirer – ebenfalls in Klagenfurt – gegen Wiener Neustadt mit 1:0.
Sturm-Spieler Jakob Jantscher stand schon damals als 21-Jähriger in der Startelf. „Da haben im Vorfeld auch alle gesagt, dass so viele Sturm-Fans nach Klagenfurt kommen. Aber wenn du dann erlebst, dass alles in Schwarz-Weiß strahlt, die Stimmung unvorstellbar ist und sogar die Klagenfurter Ortstafeln mit Graz-Schriftzügen überpickt sind, ist das nicht zu realisieren. Viele Spieler von uns wissen noch gar nicht, was sie erwarten wird“, sagt der 29-Jährige und betont, wie wichtig der Anhang ist. „Im Cuphalbfinale haben wir Rapid in der Verlängerung auch deshalb besiegt, weil die Mannschaft von der Euphorie getragen wurde und der Funke auf die Mannschaft übergesprungen ist. Genau das ist jetzt auch gegen Salzburg notwendig.“
Veränderte Philosophie
Keiner kennt Salzburg so gut wie Jantscher. Immerhin wechselte er nach dem Cupsieg 2010 zu den Mozartstädtern und stand dort mehr als zwei Jahre unter Vertrag. Die Erfolgsbilanz: zwei Meistertitel, ein Cupsieg, zwei Gruppenphasen in der Europa League und Torschützentitel 2011/12. „Mit heute kann man die Mannschaft aber nicht mehr vergleichen. Zu dieser Zeit ist Salzburg den Weg mit jungen Österreichern gegangen. Heute holen sie viele junge Talente aus dem Ausland, entwickeln diese und verkaufen sie wieder. Für den österreichischen Fußball ist es schon allein wegen der Erfolge in der Europa League super, weil wir viel stärker wahrgenommen werden“, erklärt Jantscher, der nach Auslandsstationen in Russland, den Niederlanden, der Schweiz und der Türkei im Winter nach siebeneinhalb Jahren zu seinem Herzensklub zurückgekehrt ist.
„Auf Klubebene habe ich nirgends so etwas erlebt wie in Klagenfurt 2010. Nur das Vorrundenspiel mit dem Nationalteam bei der Europameisterschaft 2016 in Paris gegen Island kann das toppen. Weil es von der Dimension noch einmal eine Stufe drüber ist, wenn ganz Österreich hinter der Mannschaft steht.“
Ein würdigeres Endspiel als jenes am Mittwoch gibt es nach Meinung des Steirers nicht. „Das ist das Superfinale. Die mit Abstand besten zwei Mannschaften Österreichs, die auch den besten Fußball gezeigt haben, spielen gegeneinander. Wir sind im Vergleich zu 2010, als wir gegen Wiener Neustadt der Favorit waren, diesmal der Jäger. Ich glaube aber an den Titel, weil es selten so einen Kader bei Sturm gegeben hat wie jetzt“, meint Jantscher, der über die Entwicklung des gesamten Klubs stolz ist. „Mit Salzburg brauchen wir uns nicht vergleichen. Aber dahinter sind wir mit Abstand die Nummer zwei in Österreich. Wir haben in allen Bereichen – vom Trainingszentrum bis zum Marketing – enorm an Professionalität zugelegt. Hier ist noch viel möglich. Deshalb habe ich auch bis 2021 unterschrieben.“
Die große Party blieb aus
Ausgiebig feiern konnte Jantscher damals nicht. Im Anschluss an die Rückkehr nach Graz und nach einer kleinen Feier am Stadionvorplatz setzte er sich mit Christian Gratzei und Daniel Beichler sofort wieder in das Auto und begab sich zum Nationalteam-Trainingslager unter Ex-Teamchef Didi Constantini nach Pörtschach. „Aber ,Jantschi‘ hätte sowieso nichts trinken dürfen, weil es das Jugendschutzgesetz damals gar nicht erlaubt hätte“, erinnert sich Gratzei, der im Sommer seine aktive Karriere beenden wird, lachend. „Für mich war es damals auch komisch, weil ich erst eine Woche später feiern konnte – allerdings nur mit den Verwandten. Das hat aber super gepasst, weil ich den Cupsieg, den Hochzeitstag und den Geburtstag meiner Frau zusammen gefeiert habe.“
Das soll am Mittwoch ganz anders sein. Der wiederholte „Sturm auf Klagenfurt“ soll abermals mit dem Erfolg der Grazer enden – inklusive einer ausgiebigen Feier aller Beteiligten.
Nostalgiker können hier noch einmal Sturms Cupsiege von 1996, von 1997, von 1999 und von 2010 Revue passieren lassen.