Die verpasste Verteidigung des Herbstmeistertitels hat beim SK Sturm nur Auswirkungen auf das Büromobiliar von Thomas Tebbich, dem Geschäftsführer Wirtschaft. Der Pokal, den nun Salzburg erhalten hat, wäre bei Tebbich gelandet, „nachdem ich den aus dem Vorjahr in meinem Büro stehen habe“, wie Günter Kreissl, Geschäftsführer Wirtschaft, erzählt und auf die Nachfrage, wo denn ein möglicher Meisterteller landen würde, mit breitem Grinsen antwortet: „Bei mir, ganz klar.“
Es wäre nicht unverdient. Der 43-Jährige hätte einen maßgeblichen Anteil am Erfolg, hat er doch einen Kader zusammengestellt, bei dem man spätestens jetzt sieht, wie stark er ist. Trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Leistungsträgern wie Thorsten Röcher, Philipp Huspek, Kapitän Christian Schulz, Stefan Hierländer und Charalampos Lykogiannis lief das Werkl in Altach rund. Deshalb, weil auch der zweite Anzug nahezu perfekt sitzt.
Die System- und Personalflexibilität des Betreuerteams rund um Trainer Franco Foda hat es den Gegnern in den ersten 18 Runden nicht ermöglicht, ein Erfolgsrezept gegen die Grazer zu finden. „Zu Saisonbeginn haben wir Ausfälle in der Innenverteidigung gehabt, jetzt hat es uns im Mittelfeld erwischt. Aber das hat uns genauso wenig etwas ausgemacht wie der Abgang von unserem Toptalent Romano Schmid oder die Trainerdebatte“, sagt Kreissl voll des Lobes für seine Mannschaft. „Wir haben genau eine richtig schlechte Halbzeit gespielt, das war gegen den LASK. Und selbst diese Partie haben wir am Ende noch 1:0 gewonnen.“
Sturm stürmt besser als Rapid
Vor allem im Sturmzentrum tummelt sich die Qualität. Das, was die beiden Rapid-Stürmer Joelinton und Giorgi Kvilitaia in 18 Runden an Toren beigesteuert haben – nämlich zusammen ganze vier –, erledigten Deni Alar, Philipp Zulechner und Emeka Eze in den vergangenen beiden Partien. Ein beruhigender Faktor, dass – abgesehen von bisher zwölf verschiedenen Torschützen – neben Goalgetter Alar (10 Treffer) auch die mit weniger Spielpraxis ausgestatteten Zulechner (3) und Eze (1) immer für Tore gut sind. Der Nigerianer gilt spätestens nach seiner tollen Vorstellung in Altach mit einem Tor und einem Assist als Hoffnungsträger. „Wir wissen, welch Talent er hat. Noch fehlt ihm die Konstanz, was aber ganz normal ist“, sagt Kreissl über das 21-jährige Sommerschnäppchen. „Er hat sich aber irrsinnig gut in die Mannschaft eingefügt, weil er ein lebenslustiger, fröhlicher Charakter ist, der sich gut anpassen kann.“
Mit 41 Punkten liegt Sturm punktgleich mit Meister Salzburg auf Platz zwei. Ein Wert, der erstmals seit 2011 wieder die Weichen dafür stellt, dass Sturm in der Qualifikation für die Champions League antreten dürfte. Allerdings nicht wie damals mit Trainer Franco Foda, sondern im Idealfall mit dessen Nachfolger. Kreissl hält sich weiter bedeckt. Aber alles spricht dafür, dass Heiko Vogel noch diese Woche vorgestellt wird.