Früher hatte man es als Beobachter des SK Sturm deutlich leichter. Franco Foda griff stets auf einen Stamm von 13, 14 Spielern zurück und setzte sie auf ihrer gewöhnlichen Position ein. Die Chance, die Grundordnung der Grazer zu erraten, war exorbitant hoch. Das hat sich grundlegend geändert. Foda greift zwar größtenteils noch immer auf seinen Stamm zurück, aber Variabilität ist das Zauberwort, das in Graz großgeschrieben wird. Und diese macht Sturm spannend für Zuseher. Foda verschiebt seine Spieler fast nach Belieben – und je nachdem, wie er in seiner Planung den Gegnern am meisten wehtun kann. Dann spielt mit Philipp Huspek der rechte Mittelfeldspieler plötzlich an vorderster Front und bringt so St. Pölten und die Austria zu Fall.

Dann wäre da Stefan Hierländer („Wir stellen auch während des Spiels um“). Ein Spieler am offensiven Flügel, in der Mittelfeldzentrale oder rechts hinten in der Fünferkette – wenn’s sein muss, auch alles in einem Spiel. Oder Marvin Potzmann, eigentlich Rechtsverteidiger Nummer zwei – oder drei, wenn man Hierländer mitzählt. Er spielt auch links hinten oder vorne. Neuestens im zentralen Mittelfeld. Es ist kompliziert mit Sturm. „Für den Gegner ist es nicht möglich, sich auf uns einzustellen. Keiner weiß, ob wir mit Dreier-, Vierer- oder Fünferkette spielen. Das ist unsere Stärke“, sagt Toptorjäger Deni Alar. „Wir spielen aber auch gut heraus, bewegen uns gut und zeigen einen schönen Fußball.“

Zumindest einer bleibt konstant

Genau das beweisen sie aktuell. Gegen die großen drei (Salzburg, Austria und Rapid) haben Jörg Siebenhandl und Co. in vier Spielen das Punktemaximum von zwölf Zählern eingefahren. Und die sogenannten Kleinen gehören mit ihrer oft destruktiven Spielweise nicht mehr zu den unüberwindbaren Hürden. Einer Partie spielerisch den Stempel aufzudrücken, aber auch im richtigen Moment das Tempo anzuziehen bzw. herauszunehmen, zählt – dank kluger Transferpolitik – zu den großen Stärken.

Spitzenreiter nach elf Runden war Sturm schon im Vorjahr, ehe der Abwärtstrend eintrat. „Aber wir sind reifer geworden, haben aus der Vorsaison und den Niederlagen gegen den LASK und der Admira viel gelernt“, sagt Potzmann. Kapitän Christian Schulz vertraut Foda und schwärmt: „Er ist sehr mutig. Es gibt auch Typen, die sehr statisch agieren und jeden Spieler nur auf einer Position haben wollen. Aber genau die Vielseitigkeit unserer Spieler und ihr gutes taktisches Verständnis machen uns so unberechenbar.“ Auf die Frage, ob man den 34-Jährigen auch noch einmal auf einer anderen, laufintensiveren Position sehen wird, kommt nur ein breiter Grinser: „Das kann man ausschließen.“ Eine gewisse Konstanz kann ja bei aller Variabilität nicht schaden.