In große Fußstapfen trat Jörg Siebenhandl im Sommer. Denn der SK Sturm stellte mit Michael Esser (2015/16) und Christian Gratzei (2016/17) in den vergangenen beiden Saisonen jeweils den Toptormann der Bundesliga. Der Wiener hatte es zu Beginn auch nicht leicht. In den ersten 14 Pflichtspielen bekam er 17 Gegentreffer. Haltbar war keines davon, aber auszeichnen konnte sich Siebenhandl auch nicht wirklich. Das änderte sich gegen Altach. Ihm war es zu verdanken, dass die Grazer mit dem 0:0 einen Punkt ergatterten.
Spektakel steht nicht im Fokus
Dementsprechend froh ist der 27-Jährige, etwas mehr im Fokus zu stehen. „Diesmal habe ich mehrere Möglichkeiten bekommen, mich auszuzeichnen. Aber man darf das nicht überbewerten. Das ist mein Job“, sagt Siebenhandl. „Als Tormann ist es nicht so entscheidend, spektakulär aufzufallen. Wichtiger sind grundlegende Dinge, wie sicher von hinten heraus zu spielen oder im Strafraum Sicherheit auszustrahlen. Bis jetzt bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden. Das liegt auch daran, dass Tormanntrainer Stefan Loch perfekte Arbeit leistet.“
Von welcher Bedeutung die Vorstellungen von Siebenhandl sind, unterstreicht die Tatsache, dass Sturm alle Ligapartien mit maximal einem Tor Unterschied beendete. „Wir sind Minimalisten“, sagt der 1,85 Meter große Schlussmann lachend. „Die Entwicklung im Fußball geht dahin, dass alle Teams taktisch so gut geschult sind, zumindest in der Defensive gut zu stehen und zu verteidigen. Da kann jeder kleine Fehler den Unterschied ausmachen.“
Golf als Ausgleich
Sturm liegt – wie im Vorjahr – nach dem ersten Viertel an der Tabellenspitze, obwohl die Grazer seit drei Partien auf einen Sieg warten. „Schwarzmalen muss deshalb keiner. Wir spielen guten Fußball. Ich glaube, dass wir uns vorne festsetzen können“, meint Siebenhandl und ergänzt: „Wir unternehmen viel innerhalb der Mannschaft. Die Stadt ist sehr schön, die Berge runden das Bild ab. Aktuell klappere ich die Golfplätze in der Umgebung ab, damit ich mein Handicap von –19,7 weiter verbessere. Das ist ein hervorragender Ausgleich.“
Eine besondere Beziehung pflegt Siebenhandl mit seinem Rivalen im Kampf um die Startelf, Christian Gratzei. „Er unterstützt mich wirklich super. Klar beflügelt einen das Vertrauen, die Nummer eins zu sein, aber auch Christian ist ein bombensicherer Rückhalt“, sagt der Spieler mit der Rückennummer 27, der mit Gratzei eine andere Gemeinsamkeit hat. Beide sind Fans des American-Football-Teams New York Jets. Gratzei durch die Serie „King of Queens“, „weil Hauptdarsteller Doug Fan dieses Klubs ist“. „Mich hat mein Bruder vor sechs Jahren auf den NFL-Geschmack gebracht. Er ist Fan der Chicago Bears, da habe ich mir einen anderen Verein suchen müssen. Die Defense der Jets hat mir imponiert“, erklärt Siebenhandl, der bislang mit dem chronisch erfolglosen Team mitfiebert. „Mir kann wenigstens keiner vorwerfen, dass ich ein Erfolgsfan bin.“
Besser sieht es da schon mit einer anderen Liebe von Siebenhandl aus. Seit Kindheitstagen fiebert er mit Borussia Dortmund mit. Wie Sturm liegen die Gelb-Schwarzen an der Tabellenspitze. „Das kann ruhig in beiden Fällen so bleiben“, hofft er. Dann könnte es vielleicht auch mit einer Einberufung ins Nationalteam klappen. „Klar habe ich den Anspruch, einmal dabei zu sein.“