Günter Kreissl war nicht zu beneiden. Denn der Ansturm auf die Bundesliga-Partie zwischen Sturm und Rapid hatte sich auch auf der Pressetribüne, wo er alle Spiele mitverfolgt, bemerkbar gemacht. Und so musste sich der Geschäftsführer Sport diesmal mit einem Stehplatz zufriedengeben. Am Ende strahlte Kreissl aber: „Wir haben kämpferisch alles rausgehaut. Natürlich blicken wir nun in Richtung Top drei. Nicht aus Überheblichkeit, aber weil diese Mannschaften uns näher sind. Wir wären nicht gut beraten, nach hinten zu blicken.“
Dem konnte auch Lukas Spendlhofer vieles abgewinnen. „16 Punkte vor Rapid war ich noch nie, nicht einmal in der U15-Akademie. Wir müssen jetzt schauen, dass wir vorne dranbleiben“, sagte der Innenverteidiger, der auch warnt. „Wir brauchen jetzt aber nicht glauben, dass wir die Besten sind. Aber man merkt wieder, mit welcher Freude wir dabei sind. Das ist eine geile Truppe.“
Diese Eigenschaft sieht auch Rapids Sportdirektor Fredy Bickel bei seiner Mannschaft. „Ich habe in 25 Jahren noch nie eine Mannschaft erlebt, die in einer Krise so zusammenhält und sich nicht unterkriegen lässt. Diese Spieler sind richtige Vorbilder“, meinte der Schweizer, der die dritte Niederlage in Folge nicht glauben konnte. „Es hat nicht die schlechtere, sondern die unglücklichere Mannschaft verloren. Wenn wir uns aber weiter so präsentieren, wird sich das Blatt wenden, davon bin ich überzeugt.“
Rapid-Kapitän Stefan Schwab („Wir haben wieder alle Statistiken gewonnen, gehen aber wieder als Verlierer vom Platz“) wie auch Mario Sonnleitner, der sich sein 200. Bundesliga-Spiel sicher anders vorgestellt hatte, haderten: „Wir schaffen es nicht, den Ball über die Linie zu drücken. Aber wir haben schon sehr viele schöne Zeiten erlebt, jetzt müssen wir gemeinsam rauskommen.“
So durften am Ende die Schwarz-Weißen strahlen. Nicht nur Deni Alar, der seinem Ex-Klub wehtat. „Dass ich ausgerechnet gegen Rapid wieder getroffen habe, freut mich schon sehr“, sagte Österreichs Toptorjäger. Offensiv-Kollege Baris Atik („Bei einem Sprint hat es gezwickt, deshalb bin ich vorsichtshalber raus“) ergänzte: „Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir an unsere Grenzen gegangen sind.“
Als in der Kabine wieder Sturms Siegerlied „Hoiwa 7i“ ertönte, stieß Günter Kreissl an seine Grenzen: „Mit dieser Schlagermusik fange ich wirklich nichts an. Aber für Siege nehme ich das gerne in Kauf.“