Christoph Leitgeb eilt nach dem Vormittagstraining direkt von der Kabine zum Auto. Er hat wenig Zeit. In den Mittagsstunden stehen stets die Therapieeinheiten auf dem Programm. Monatelang spulte der 31-Jährige ein ähnliches Programm ab, setzte alles daran, sein verletztes Knie wieder auf Vordermann zu bringen. Der Knorpel ist nicht der beste. Nach einer „Wartezeit“ von 388 Tagen feierte der Grazer am 18. September gegen die Wiener Austria sein Comeback, spielte im ÖFB-Cup gegen Mannsdorf 30 Minuten und steht vor dem heutigen Schlagerspiel gegen Sturm (16.30 Uhr, Sky live) schon wieder auf der Verletztenliste.
Was ist passiert?
CHRISTOPH LEITGEB: Das Spiel gegen die Austria, dann im Cup und ein interner Test. Ich denke, das war zu viel. Ich spüre die Adduktoren.
Ein Einsatz gegen Sturm ist unmöglich?
LEITGEB: Ja, das ist auch besser so für Sturm. Würde ich spielen, hätten sie keine Chance (lacht).
Wie sehr nervt es, wenn man nach über einem Jahr endlich wieder spielen kann und dann gleich wieder verletzt ist?
LEITGEB: Das zipft sicher jeden an. Mein Knie ist wieder fit und jetzt zwickt es bei den Adduktoren. Das ist nervig, aber auch das werde ich überstehen. Ich werde sicher noch vor der Winterpause zurück sein.
388 Tage haben Sie kein Pflichtspiel absolvieren können und unzählige Therapien abgespult. Haben Sie an Aufgeben gedacht?
LEITGEB: Du kommst an deine Grenzen. Wenn es ganz zach war, habe ich um ein paar freie Tage gebeten und bin zu meiner Familie und zu meinen Freunden gefahren. Graz hat mir wieder Kraft gegeben. Ich musste einfach weg aus Salzburg, um meinen Kopf freizubekommen.
Das heißt, Sie haben an die Zeit nach Ihrer aktiven Karriere gedacht?
LEITGEB: Nicht wirklich, weil ich unbedingt zurückwollte auf den Platz. Aber ich habe gesehen, wie schnell es vorbei sein kann mit dem Fußball. Ich muss mich bei unseren Physiotherapeuten bedanken, dass sie so viel ihrer Zeit in mich investiert haben. Ich denke, das ist nicht selbstverständlich.
Ihr Vertrag läuft im Sommer 2017 aus. Was kommt danach?
LEITGEB: Ich möchte es noch einmal wissen. Geht es auf höchstem Level nicht mehr, spiele ich vielleicht für Feldkirchen. Ich kann mir aber auch im Bereich des Scoutings eine Arbeit vorstellen.
Warum wollen Sie ausgerechnet für Feldkirchen spielen?
LEITGEB: Weil das meine Heimat ist und wir dort ein Haus gebaut haben. Wir kommen sicher zurück in die Steiermark.
Wir sind Frau Romy und Tochter Mia und Sie?
LEITGEB: Und eine weitere Tochter, die bald kommen wird. Den Namen darf ich aber noch nicht verraten.
Können Sie uns verraten, was uns am Sonntag in der Red-Bull-Arena erwartet?
LEITGEB: Ich muss leider zuschauen gehen.
Was heißt "leider zuschauen"?
LEITGEB: Auf der Tribüne sitzen und meinen Kollegen nicht helfen zu können, geht mir jetzt schon ziemlich auf den A. . . Wir werden ein spannendes Spiel sehen, davon gehe ich aus, weil beide Mannschaften Fußball spielen wollen. Sturm ist keine Mannschaft, die sich hinten hineinstellt. Und wir auch nicht.
Mit einem Sieg würde sich Sturm aber bereits einen Respektabstand erarbeiten.
LEITGEB: Wir sind erst in der zehnten Runde. Da haben wir noch genug Zeit, um den Punkterückstand aufzuholen.
Wie sehen Sie die Entwicklung bei Salzburg?
LEITGEB: In der Transferzeit ist es immer ein wenig kurios bei uns. Aber wir sind eine gute Truppe, die wieder den Titel holen will. Und dabei möchte ich schon noch dabei sein.