Ekstase? Begeisterung? Unbeschreibliche Emotionen? Was hat Matchwinner Mika Biereth gefühlt, als er den Ball zum 1:0-Sieg gegen Girona über die Linie gedrückt hat? „Erleichterung“, verrät der Däne und offenbart damit, wie ein Stürmer denken muss. Denn nicht nur der SK Sturm stand in der Champions League zuvor mit leeren Händen da, sondern auch der 21-Jährige.

„Ich habe in den ersten vier Spielen nicht getroffen und war daher ein wenig enttäuscht. Gegen Borussia Dortmund hatte ich bereits eine Chance, da hätte ich es besser machen müssen“, erinnert sich Biereth, für den ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist: „Jeder Jugendliche will in der Champions League treffen. Heute ist der Tag, an dem ich es getan habe.“

Nur der Anfang? Mehr Champions-League-Tore sollen her

Wichtiger Nachsatz: „Aber es ist nur ein Tor, das ist noch nicht allzu beeindruckend. Ich werde versuchen, so viele wie möglich zu erzielen.“ Auch so müssen Stürmer denken, wenn er auf dem höchsten europäischen Fußballlevel reüssieren möchte. Diese Gier nach mehr und mehr Toren machte Biereth schon am Weg zum Double zu einem wertvollen Neuzugang für die Grazer. In der laufenden Bundesliga-Saison führt er die Torschützenliste mit zehn Treffern an.

Nachdem Sturms Tor beim 1:2 bei Stade Brest aus einem von William Böving provozierten Eigentor resultierte, löste Biereth Vereinsikone Mario Haas als ersten „eigenen“ Torschützen in der Champions League seit dem 2:1-Sieg bei Panathinaikos Athen am 20. Februar 2001 ab. Das letzte Heimtor in der Königsklasse konnten die Fans damals im „Hinspiel“ gegen die Griechen eine Woche zuvor bejubeln, als Tomislav Kocijan den 2:0-Endstand besorgte.

Mit einem klassischen Abstauber trat Biereth nun die Nachfolge der beiden Legenden aus der Osim-Ära an. „Viele meiner Tore sind Rebound-Tore“, erklärt der Däne, „als Stürmer versuche ich so oft wie möglich in die beste Position zu kommen. Manche mögen es Glück nennen, aber wenn ich am richtigen Ort stehe, werden mir auch ein paar Bälle vor die Füße fallen. Das schaut nur leicht aus.“

Gegen Girona fiel die Vollendung zumindest leichter als der Jubel. Denn der spontane Einfall, auf den Knie zu rutschen, erwies sich als Reinfall, wie der Stürmer lachend zu Protokoll gab: „Jetzt bluten meine Knie. Ich habe das erstmals gemacht, hatte es auch im Training noch nie probiert.“

Ein Dank an die Kollegen

Entscheidend ist, dass Biereth überhaupt so oft zum Torjubel ansetzen kann. Diesbezüglich sieht der Goalgetter einen großen Anteil bei seinen Kollegen: „Sie bringen mich in eine gute Position, und ich bringe den Ball derzeit öfter im Tor unter als nicht.“

Auch wenn er so viele Tore wie möglich erzielen möchte, verspricht Biereth: „Sobald du als junger Spieler ein paar Tore schießt, kannst du schnell abheben. Aber ich werde nicht abheben. Ich versuche einfach, in jedem Spiel immer und immer wieder aufs Neue zu treffen.“ So müssen Stürmer eben denken.