„Sind Sie der neue Sturm-Trainer?“ Just als Jürgen Säumel sich den Fragen der Journalisten gestellt hatte, wagten es zwei junge Fans dann doch, ihm diese Frage zu stellen – und wurden damit mit einem Selfie belohnt, schließlich ist Jürgen Säumel ja der neue Sturm-Trainer. Und als solcher bat er seine neue Mannschaft das erste Mal offiziell zum Training in Messendorf. Der – typische – Ablauf: Ansprache vor dem neuen Team in der Kabine, danach Aufwärmen in der Kraftkammer und dann ging es auf den Platz. Dort wurde eine Einheit abgespult, die den 23 Mann – inklusive Manprit Sarkaria für den, wie für alle anderen, das Leistungsprinzip gilt – nicht ganz unbekannt vorgekommen sein dürfte. Sie hätte auch noch von Christian Ilzer geleitet werden können. Aus Ilzers Zeiten gibt es bei Sturm einen „Trainingskatalog“ mit Übungen für alle Phasen.
SK Sturm nach Ilzer-Abgang: Kontinuität als Trumpf
Allein das mag Auskunft darüber geben, worum es geht: Um Kontinuität, die in Zeiten der Fluktuation beim regierenden Double-Sieger in den vergangenen Wochen abseits des Feldes nur weniges beim Alten ließ. Sport-Geschäftsführer weg, Trainer samt einem Gutteil seines Teams weg – da war es für alle ein gutes Zeichen, dass zumindest das Eingeübte nicht weg war. „Das ist ja eine Stärke des SK Sturm: Wir haben ein durchgängiges System. Das werden wir auch nicht ändern. Aber natürlich hat jeder Trainer seine Ideen, die er einbringen will. Auch ich werde das tun“, sagt Säumel. Der Ex-Sturm-Kapitän war bei seiner Premiere auf dem Feld oftmals in der Rolle des Beobachters, mischte sich nur selten ein. Die Anweisungen gaben seine Assistenten: Michael Madl, Sargon Duran und Michele Stock. Säumel schaute sich alles genau an. Was er dabei sah? „Die Mannschaft zieht mit, so viel hat man gesehen.“ Das bestätigte auch Sturm-Kapitän Stefan Hierländer. „Wir alle haben im Herbst noch viel vor. Ich will nicht sagen, dass es ein Vorteil ist, dass Jürgen da ist. Aber was sicher hilft, ist, dass er uns kennt und unsere Spieler kennt.“
Davor aber, erklärte Säumel, habe es schon auch in ihm gearbeitet. „Am Freitag und Samstag habe ich viel nachgedacht, nur den Sonntag habe ich genützt, um mit meiner Familie noch einmal abzuschalten.“ Am Montag erklärte zuerst Präsident Christian Jauk noch einmal seine Sicht der Dinge und den Ablauf der Entscheidungen (“Ich war überrascht, wie positiv die Stimmung in der Kabine war“), dann kam Säumel. Ob er sich die ersten Worte lange zurechtgezimmert hat? „Man überlegt sich schon was. Aber letztlich sind es zwei, drei Kernbotschaften, die man rüberbringt, mehr nicht. Das weiß ich aus meiner eigenen Karriere.“ Diese Botschaften kamen an, auch die anderen Rollen in seinem Team sind verteilt.
Hölzl kann man nicht ersetzen
Sargon Duran etwa gilt als der analytische Typ, der „Nerd“, wie Säumel meinte. Und Michael Madl wird wohl in die Rolle des „Lauten“ schlüpfen, des aktiven Trainers, des Motivators. Der neue Uwe Hölzl? „Den Honigdachs kann keiner ersetzen“, sagte er lachend. Klar ist, dass er „situativ“ an die Aufgabe herangeht, für den letzten Schwung zu sorgen: „Vielleicht hat einer der Gegner was gesagt, vielleicht gab es ein Interview. Ich versuche, da immer etwas aufzugreifen.“ Auch für Madl ist klar, dass sich Säumel nun ein wenig in die Beobachterrolle zurücknehmen kann, statt selbst einzelne Gruppen zu leiten. „Es ist ja auch wichtig, dass er einen Gesamtüberblick hat.“
Beim ersten Training war viel dabei. Das spürte man an der Intensität und im Mitziehen der Mannschaft. Jetzt gilt es für Säumel, die Rolle des neuen Chefs auch an den Spieltagen auszufüllen. Das Potenzial ist vorhanden. Und in manchen Dingen sind die Karten neu gemischt: So war auch Manprit Sarkaria Teil des Trainings, auch er hat nun wieder die Chance, sich in die erste Elf des SK Sturm zu spielen. Madl: „Es gilt das Leistungsprinzip, jeder hat seine Chance. Aber Fakt ist auch, dass die anderen ihre Sache zuletzt sehr gut gemacht haben.“