Genau 1581 Tage war Christian Ilzer Sturm-Trainer, als er am Donnerstag den Rasen des Trainingszentrums in Graz-Messendorf betrat. Zum letzten Mal in offizieller Mission. Denn der 47-Jährige wird definitiv zu Hoffenheim wechseln. Am Freitag Vormittag wird der Grazer einen Zahnarzttermin in der steirischen Heimat wahrnehmen. Schon danach wird sein Wechsel nach Deutschland auch offiziell über die Bühne gegangen sein.
Der Kommentar
Von harten, aber fairen Verhandlungen war vorerst die Rede. Passend, dass Hoffenheim-Geschäftsführer Andreas Schicker planmäßig in Graz weilte, da er noch einige organisatorische Dinge zu erledigen hatte. Da blieb natürlich auch Zeit, um mit Sturm-Präsident Christian Jauk tiefgehendere Verhandlungen zu führen, wenngleich diese am Telefon stattfinden mussten. Nachdem sich die Parteien gänzlich einig wurden, konnte ein endgültiger Durchbruch und somit weißer Rauch am späten Donnerstagabend erzielt werden. Am Freitag wird alles in trockenen Tüchern sein und Ilzer der neue Trainer-Rekordtransfer Österreichs werden. 2019 überwies Mönchengladbach 2,5 Millionen Euro nach Salzburg, um Marco Rose loszueisen. Dieser Betrag wird von Hoffenheim überboten. Eine Bestmarke, die sich für einen Trainer, der bis Sommer 2026 Vertrag hat, mehr als sehen lassen kann. Montag wird Ilzer als neuer Hoffenheim-Trainer in Deutschland präsentiert werden und ab dann versuchen, den einstigen Champions-League-Teilnehmer zum sportlichen Aufschwung zu verhelfen.
Die letzte Trainingseinheit in Graz war neben herrlichem Sonnenschein, der die Kälte zumindest größtenteils in den Hintergrund rückte, begleitet von leichter Sentimentalität. Am Ende gab es zahlreiche herzliche Umarmungen. Ilzer verabschiedete sich von vielen seiner Spieler. Auch für seine Co-Trainer Dominik Deutschl und Uwe Hölzl, die ihn genauso wie Athletiktrainer Marco Angeler nach Sinsheim begleiten werden, war es die letzte Übungseinheit. Nichts war offiziell, aber jeder, der diese Bilder sah, wusste, was es geschlagen hatte. Und es fiel nicht allen leicht, mit den Emotionen umzugehen. Allen wurde bewusst, welche Erfolgsgeschichte seit 2020 in Graz geschrieben wurde. Wie ein Film liefen die vergangenen Jahre mit all den unvergesslichen Triumphen ab. Vor allem die beiden Cup-Titel in Klagenfurt 2023 und 2024 sowie der Meistertitel im heurigen Sommer werden die schwarz-weiße Klubhistorie auf ewig prägen.
Zuvor gab es ein internes, 2x25 Minuten dauerndes Trainingsspiel zwischen der ersten und zweiten Mannschaft, das mit einem 2:0-Sieg der Profis endete und ein letztes Mal perfekt zur Schau stellte, was Ilzer im Klub geändert hat. Von der ersten bis zur letzten Minute andauernder Power-Fußball, der von der Intensität lebt und sich und dem Gegner keine Verschnaufpausen gibt. Die „Zweier“, die in der 2. Liga auf Rang neun liegt, wurde von Jürgen Säumel und seinem Co-Trainer Michael Madl betreut. Also jenem Duo, das am Montag, wenn das nächste Training der Schwarz-Weißen über die Bühne geht, wohl interimistisch die Leitung übernehmen wird. Es wirkte wie eine amikale Fackelübergabe. Die permanente Nachfolge kann erst über die Bühne gehen, wenn ein neuer Sport-Geschäftsführer gefunden wird. Die Suche danach hält noch an – nun bereits die sechste Woche.