Es war kollektives Durchschnaufen in Schwarz-Weiß nach dem verdienten 2:1-Erfolg von Sturm in Hartberg. „Großes Kompliment an unsere Mannschaft, die wirklich komplett ans Limit gegangen ist“, sagt Sturm-Trainer Christian Ilzer. Wieder einmal. „Sie schleppen sich durch die Kabine, Mika (Biereth, Anm.) hat Schüttelfrost und ist am Krankwerden, viele andere gehen am Zahnfleisch“, berichtet Ilzer. „Dass wir trotzdem mit drei Punkten und als Tabellenführer vom Platz gehen, ist ein starkes Zeichen unserer Mannschaft.“ Vor allem was die „physische Komponente und die Körpersprache“ betrifft, hat Ilzer imponiert. „Müdigkeit im Kopf lassen wir einfach nicht zu.“

Sieben Spiele hat Sturm seit der letzten Länderspielpause bestritten. Im Cup ist der Doublesieger noch dabei, in der Liga haben sie nur gegen Rapid nicht gewonnen. „Und in der Champions League haben wir uns gut verkauft, leider ohne zu punkten“, sagt Ilzer. Außenverteidiger Jusuf Gazibegovic verpasste das Spiel gegen die Hartberger bereits, seit Wochen plagen den 24-Jährigen muskuläre Probleme. Gegen Hartberg entschied man sich gegen die Kadernominierung des Bosniers. „In solchen Zyklen musst du die Spiele gewinnen gegen Mannschaften, die frischer sind und sich die ganze Woche auf dich vorbereiten. Dafür haben wir auch einen größeren Kader und mehr Kaderqualität“, sagt Ilzer.

Und theoretisch könnte die Länderspielpause nun zur Entlastung der Situation dienen – wäre da nicht die Vielzahl an Spielern, die die Grazer abstellen müssen.

Die Tatsache, dass im Herbst drei Ligapausen für Länderspiele sind, gefällt dem Steirer nicht. „Für einen Klubtrainer mit diesem Programm drei Länderspielpausen in dieser kurzen Phase sind wirklich eine Qual.“ Denn einerseits stellt Sturm mit Otar Kiteishvili (Georgien) und Gazibegovic (Bosnien) nur zwei A-Nationalteamspieler ab. Die U21-Nationalspieler sind aber durch die Bank Stammspieler und haben wieder intensive Spiele vor der Brust. „Pause für die Spieler ist das keine, die Belastung ist enorm. Ich weiß, die Teamchefs sind ganz gierig auf die Spieler, dass sie endlich kommen.“ Max Johnston darf sich erholen, das schottische U21-Nationalteam hat keinen Einsatz. Amady Camara reist nicht zur U21 von Mali, weil er sich von einem langwierigen Infekt erholt. Anders als zuletzt gibt Ilzer seiner Mannschaft nicht eine ganze Woche frei. In dieser Woche wird am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag trainiert, ab Montag geht es dann um die Vorbereitung auf Austria Klagenfurt.

Und Ilzer ist immer wieder beeindruckt, wie wenig Spieler seiner Mannschaft verletzt sind. „Ich muss immer wieder ein Kompliment an das Med-Team und die Athletiktrainer aussprechen.“ Mit Jon Gorenc Stankovic und Gregory Wüthrich fallen nämlich nur zwei Spieler mit Zweikampfverletzungen aus. Selbstverständlichkeit ist das keine. Ilzer bedient prominente Beispiele: Etwa Real Madrid, wo beim 4:0 gegen Osasuna mit Rodrygo, Eder Militao und Lucas Vázquez mussten verletzt raus. Bei Dortmund wären zehn Spieler verletzt. „Man kann durch die Kader der Topteams durchschauen, wie viele Spieler komplett erledigt sind“, sagt Ilzer und sieht die Europameisterschaft im Sommer und die drei Länderspielpausen im Herbst als Mitgrund. „Als Klubtrainer bin ich immer froh, wenn sie halbwegs fit zurück sind“, sagt Ilzer.