Das Durchschnittsalter der Sturm-Startelf gegen Stade Brest betrug 25,3 Jahre. Gegen Brügge (22,7) und Sporting (23,4) sank es erheblich. Durch die schweren Verletzungen der Routiniers Gregory Wüthrich und Jon Gorenc Stankovic zu einem guten Teil unfreiwillig, aber nicht nur. Die rasante Entwicklung des 18-jährigen Malick Yalcouyé hätte sich auch in Bestbesetzung nicht bremsen lassen.

Nationale wie internationale Fortschritte

Ob bereits ein bisschen älter oder noch jung: Für die Kadermitglieder des SK Sturm gilt, dass Vorerfahrung in der Champions League nur in Spurenelementen (Wüthrich, Erencan Yardimci) vorhanden war. Entsprechend wurde von Beginn die gute Gelegenheit, um dazuzulernen, betont. Die ersten Königsklassen-Lektionen sind mittlerweile gelernt, gewisse Fortschritte unverkennbar. Sowohl auf internationaler wie auf nationaler Ebene.

„Wir müssen sehr dankbar sein, dabei zu sein, denn du bekommst die größtmögliche Herausforderung präsentiert und musst dich ihr entgegenstellen. Diese Learnings nimmst du mit. Dieser Bewerb ist eine große Chance, um uns zu entwickeln“, erinnert Trainer Christian Ilzer.

Nach dem 0:2 gegen Sporting konnte man sich darauf einigen, dass es der bislang beste Auftritt Sturm in diesem Europacup-Herbst war. Gleichzeitig wurde offenkundig, wie viel im Vergleich zu europäischen Topteams fehlt. Sporting repräsentierte vielleicht nicht die absolute Elite, aber Stefan Hierländer reiht die Portugiesen vermutlich nicht von ungefähr in den Top 15 dieses Champions-League-Jahrgangs ein: „Sie haben eine richtig gute Spielanlage. Bei Ballverlusten ist sich keiner zu schade, nach hinten zu arbeiten. Das ist schon eine Klasse, von der man lernen kann.“

Die Sache mit dem Lernen soll bei Sturm keine Floskel bleiben. In der Bundesliga würde es bereits gelingen, die gesammelten Erkenntnisse nicht nur in Leistungen, sondern in Ergebnisse zu verwandeln. Gegen Salzburg (5:0) und im Derby gegen den GAK (5:2) habe man laut Jusuf Gazibegovic gesehen, wie gut die Champions League für die heimische Bühne tut. „Als Spieler merkst du es am besten. Auf diesem Niveau musst du im Kopf und mit dem Ball viel schneller sein. Die Gegenspieler sind doppelt und dreifach dynamischer als in der eigenen Liga. Du musst die Konzentration über 90 Minuten oben halten“, erläutert der Rechtsverteidiger.

Nicht Sturm-like

Wie schnell Fehler bestraft werden, zeigten die beiden Gegentore. Beim 0:2 wäre es zudem zu einfach, Niklas Geyrhofer angesichts des verlorenen Duells mit Viktor Gyökeres die Alleinschuld zu geben. Schon der Pass auf den Schweden hätte verhindert werden müssen. Ilzer ärgerte sich, dass seine Spieler nach dem Ballverlust „nicht Sturm-like“ nachgesetzt hätten.

Weitere Fortschritte für das tägliche Brot auf heimischem Terrain sind sehr erfreulich. Wünschenswert wäre es aber freilich auch, selbige in der Champions League in Zählbares umzumünzen. „Natürlich wollen wir punkten. Wir möchten mindestens ein Mal eine Partie gewinnen“, meint Ilzer und setzt auch ein Tor vor heimischem Publikum auf die Liste der Ziele. Wie gegen Brügge blieb den „Blackies“ gegen Sporting ein Erfolgserlebnis vor dem gegnerischen Tor verwehrt. So war es auch schwierig, die Stimmung im Klagenfurter Stadion über den Support der eigenen Fankurve hinaus „anzuzünden“.

Gerade das Spiel nach vorne wirkte jedoch gefälliger als bei den ersten beiden CL-Auftritten. „Aber ich hätte mir von Beginn an noch mehr Mut gewünscht“, sagt Ilzer und weiß: „Mut hängt direkt mit Erfahrung zusammen.“ Womit wir wieder beim Lernen wären. So erklärbar Niederlagen in der Königsklasse sind, darf man sich selbstredend nicht damit zufriedengeben, „nur“ dazuzulernen. Ilzer: „Jede Niederlage gegen egal welchen Gegner muss richtig schmerzen, dann ist das Lernen viel intensiver.“

Das Highlight-Spiel in Dortmund

Ein intensives Erlebnis wird zweifelsohne der nächste Champions-League-Auftritt. Auf dem Papier ist das Gastspiel bei Borussia Dortmund das Highlight-Match im Terminplan. „Dort warten 80.000 Zuschauer. Es wird etwas ganz Besonderes, unter so einer Atmosphäre aufzulaufen. Wir werden sehen, wie wir damit umgehen“, ist der Trainer selbst gespannt. Es wäre jedenfalls ein hervorragender Ort, um zu demonstrieren, wie viel Sturm dazugelernt hat.