Die Teilnahme an der Champions League gibt dem SK Sturm die Gelegenheit, sich mit Europas Fußball-Elite zu messen. Dass Österreichs Doublegewinner alleine schon ressourcenbedingt als krasser Außenseiter antritt, musste man schon vor dem Start in die Königsklasse nicht extra betonen. Die beiden knappen Niederlagen bei Stade Brest (1:2) und gegen Brügge (0:1) unterstrichen diese Annahme.
Das olympische Motto, wonach dabei sein alles ist, ist aus Sturm-Sicht logischerweise trotzdem uninteressant. Dass man den höchstrangigen Vereinswettbewerb jedoch dazu nutzen möchte, um weiter dazuzulernen, war von Beginn an kein Geheimnis. Es gibt jedoch auch Bereiche, in denen man die eigenen Fortschritte der vergangenen Jahre präsentieren kann. In Sachen Laufleistung müssen sich die „Blackies“ nämlich im europäischen Vergleich keineswegs verstecken. Dies deuten bereits die Werte aus den ersten beiden Matches an.
Sturm am Stockerl
242,55 Kilometer sind die Sturm-Spieler gegen Brest und Brügge insgesamt gelaufen, womit es die Grazer als Dritter unter allen 36 teilnehmenden Vereinen sogar auf das Stockerl schaffen. Lediglich Schachtar Donezk mit 244,59 Kilometern und der FC Bayern mit 244,09 Kilometern haben noch größere Distanzen zurückgelegt. Österreichs Vizemeister Salzburg reiht sich übrigens mit 232,73 Kilometern auf Rang 16 ein.
Dies ist freilich nur eine Stichprobe, allerdings eine aussagekräftige. Schließlich ist das auch im internationalen Vergleich gute Abschneiden ganz nach dem Geschmack von Trainer Christian Ilzer, da sich Schwarz-Weiß unter anderem über diese Stärke definiert. „Wir sind eine sehr, sehr laufstarke Mannschaft“, sagt der Coach, „in den letzten Jahren waren wir in Österreich die laufstärkste Mannschaft der Liga, vor allem was intensive Meter und Sprints anbelangt, was die entscheidenden Parameter für unser Spiel sind.“
In der Bundesliga befindet sich Sturm laut Ilzer diesbezüglich inzwischen wieder auf Kurs, nachdem man zu Saisonbeginn noch nicht voll auf der Höhe war und die Auftritte vielleicht auch deswegen etwas holpriger als gewohnt gewirkt haben. Während sich im nationalen Geschehen mit diesem Trumpf eine gewisse Dominanz entwickeln lässt, ist dies auf Champions-League-Ebene nicht so einfach.
Max Johnston legte die größte Distanz zurück
„International machen wir viele Gesamtmeter, weil man viel mehr nachläuft“, erläutert Ilzer und konkretisiert: „Da gilt es sehr viele Sprints zu machen. Es gehört sehr viel Energie dazu, bereit zu sein, ständig Räume im Rücken der Gegner anzulaufen. Zudem müssen wir immer wieder Korrekturläufe machen.“
Laufstärkster Sturm-Spieler war in den ersten beiden Königsklassen-Spielen Max Johnston mit 23,3 Kilometern, obwohl er gegen Brest erst nach zehn Minuten für den verletzten Gregory Wüthrich in die Partie gekommen ist. Unter allen Spielern der bisherigen Champions-League-Saison reiht sich der Schotte damit auf Rang 20 ein. Mit dem auf Rang 39 klassierten Otar Kiteishvili (22,5 Kilometer), William Böving (64. Rang, 21,7 Kilometer), Emanuel Aiwu (95. Rang, 21,1 Kilometer) und Jusuf Gazibegovic, der mit 20,9 Kilometern den 100. Platz belegt, schaffen es derzeit fünf Sturm-Kicker in die Top 100. Aiwu und Gazibegovic sind die einzigen Feldspieler Sturms, die keine Minute versäumt haben.
Zum Vergleich: Angeführt wird die Zwischenwertung von Benfica-Kicker Florentino mit 25,4 Kilometern. Der heutige Gegner Sporting bringt Ex-Admiraner Morten Hjulmand mit 24 Kilometern auf den neunten Platz. Bologna-Legionär Stefan Posch reiht sich mit 23,7 Kilometern auf dem 15. Rang ein. Einen Vertreter von Salzburg sucht man in den Top 100 vergeblich. Schnellster gemessener Königsklassen-Spieler Sturms ist mit 34,4 km/h übrigens Mika Biereth.
Ilzers Wunsch zum Geburtstag
Gegen das spielstarke Team von Sporting wird abermals eine starke Laufleistung gefragt sein. „Wir werden sicher viel nachlaufen“, glaubt Ilzer, „unsere Aufgabe wird sein, kompakt zu bleiben, auch wenn sie uns auseinanderspielen. Sporting hat das Zeug, mit der Ballsicherheit und den guten Dribblern, Löcher beim Gegner zu erzeugen. Da wartet eine große Herausforderung auf uns.“
Dass er die Portugiesen derzeit als eines der besten Teams Europas einstuft, hat der 47-Jährige inzwischen schon mehrmals betont. 47 ist Ilzer übrigens erst seit gestern, weshalb der Trainer einen aufgelegten Wunsch frei hat: „Wenn wir wirklich gegen Sporting punkten und somit in der Champions League anschreiben sollten, wäre es für mich das perfekte Geburtstagsgeschenk.“