Wenn es um Legenden beim Grazer Derby geht, ist ein Mann ganz vorne mit dabei. Ivica Vastic lief 29-mal in Derbys auf und erzielte dabei 19 Treffer – so viele wie kein anderer Spieler in der Grazer Derbygeschichte: „Alle meine Tore gegen den GAK waren besonders“, sagt der 50-fache österreichische Teamspieler. Eine Erklärung, warum das Toreschießen gerade gegen den Stadtrivalen so gut funktioniert hat, kann er nicht geben: „Dass ich so oft gegen den GAK getroffen habe, ist wahrscheinlich Zufall.“

Doch auch wenn für ihn jedes Tor wichtig war, hat es ihm ein Treffer besonders angetan. Es ist der 9. Juli 1997, der erste Bundesliga-Spieltag steht an und das neue Stadion Liebenau wird mit dem Derby eingeweiht. „Im neuen Stadion war eine tolle Kulisse und ich habe eines meiner schönsten Tore geschossen“, erinnert sich der Edeltechniker.

Ein „bezeichnendes Tor“

Sturm führt nach 56 Minuten schon 2:0, dann kommt der große Auftritt des gebürtigen Kroaten. Ivica Vastic schweißt den Ball in der 65. Minute ins Tor: „Es war irgendwie ein bezeichnetes Tor von mir, denn mein Motto war ‚nie aufgeben‘ und bei diesem Tor bin ich dreimal ins Stocken geraten und habe trotzdem nicht aufgegeben. Ich habe den Ball zu Hannes Reinmayr gepasst und geglaubt, dass er alleine aufs Tor geht. Er hat aber zu mir zurückgespielt und dann musste ich schießen.“

Vastic traf noch ein weiteres Mal und Sturm gewann 4:0. Doch auch bei weiteren Derbys in der Zeit von Trainer Ivica Osim und dem magischen Dreieck rund um Vastic, Reinmayr und Mario Haas wusste der Rekordtorschütze das Publikum zu verzaubern. Bei einem 5:0-Sieg im Jahr 1999 traf er zum Beispiel dreimal.

Ivica Vastic
Ivica Vastic © GEPA

Doch ein Derby bleibt Vastic auch negativ in Erinnerung, sein letztes Spiel im schwarz-weißen Dress war ausgerechnet das Cup-Finale 2002 gegen den Erzrivalen. Vastic traf doppelt, dennoch gewann der GAK 3:2: „Ich war traurig, weil ich habe gewusst, dass es mein letztes Spiel für Sturm ist.“

Obwohl es 17 Jahre lang kein Derby in der Bundesliga gegeben hat, schätzt Vastic die Rivalität noch immer sehr groß ein: „Auch wenn der GAK lange weg war, wird es zwischen den beiden Vereinen immer eine Brisanz geben. Jedes Derby, in dem zwei Stadtrivalen gegeneinander antreten, hat Brisanz. Ich habe das auch in Wien erlebt. Man will die Fans glücklich machen und die sind bei Siegen besonders stolz. Man spielt Derbys für die Fans und um die Ehre der Stadt. Jedes Derby ist somit sehr wichtig.“

„Rivalität muss auf dem Platz bleiben“

Einen Kritikpunkt an der letzten Auseinandersetzung hat er allerdings: „Wofür ich kein Verständnis habe, sind die Ausschreitungen, die bei den letzten beiden Derbys stattgefunden haben. Die Rivalität zwischen den Teams muss auf dem Platz bleiben, man muss Siege oder Niederlagen immer sportlich annehmen. Krawalle sind immer traurig.“

Seit Jänner diesen Jahres ist Vastic Trainer bei der U19 des kroatischen Erstligisten HNK Sibenik, deshalb ist er bei Sturm-Spielen nicht mehr oft vor Ort: „Wenn es die Zeit in Kroatien zulässt, werde ich das Spiel anschauen. Im Stadion bin ich nicht mehr, auch wenn ich oft eingeladen werde, aber ich habe keine Zeit.“